1387 - Das Finale
mich noch vorantrieben, und es glich schon einem Wunder, dass ich mich überhaupt auf den Beinen hielt.
Es waren auch keine Atemstöße mehr, die aus meinem offenen Mund drangen. Man konnte die Geräusche als ein wildes Keuchen bezeichnen, die kaum noch zu einem Menschen passten.
Ich musste weiter, ich wollte weiter, doch irgendwann ist die Batterie eines jeden Menschen leer. Wie es meinem Freund Suko erging, wusste ich nicht. Seine Kondition war besser als die meine, aber das würde ihm in dieser Hölle auch nichts nützen. Irgendwann würde das Feuer auch ihn erreichen – und dann…
Meine Gedanken wurden brutal unterbrochen, als ich mit dem linken Fuß gegen ein Hindernis stieß, nach vorn geworfen wurde und meinen eigenen Schwung nicht mehr abfangen konnte.
In der nächsten Sekunde erlebte ich das Grauen. Und ich hatte das Gefühl, als würde die Zeit für mich ganz persönlich verlängert werden. Das Gefühl, sich länger in der Luft zu befinden als normal, überkam mich sofort. Wie auch der Wunsch, wegfliegen zu können.
Mit gemeiner Härte wurde ich aus dieser Vorstellung gerissen, als ich auf den Boden prallte.
Es war ein hartes Aufschlagen. Dass ich dabei nicht im Gesicht verletzt wurde, war reiner Zufall. Mit den Schmerzen, die durch meinen Körper zuckten, zuckten zugleich andere Gedanken durch meinen Kopf, die sich in Vorwürfe verwandelten.
Warum hast du es nicht mit dem Kreuz versucht? Warum keine Aktivierung? Vielleicht hätte es dir trotzdem etwas genützt!
Es war nicht mehr dazu gekommen, weil das verdammten Feuer schneller gewesen war.
Und nun lag ich auf dem Boden. Ich war platt. Ich war am Ende.
Ich würde mich aus eigener Kraft nicht mehr erheben können und wollte es auch nicht. Es gab für mich nur noch den Wunsch, lange zu schlafen, dem Horror für immer zu entkommen, der heranbrauste.
Die Geräusche waren noch da, aber sie wurden von einem anderen Laut überlagert.
»John…!«
Suko hatte meinen Namen gebrüllt. Er befand sich noch auf den Beinen.
Ich hörte den Ruf, obwohl ich glaubte, dass sich auf meine Ohren eine dicke Watteschicht gelegt hatte. Ich gab keine Antwort, weil ich einfach nicht in der Lage dazu war. Auch nur ein Wort zu sprechen, hätte einer wahnsinnigen Anstrengung bedurft.
»John!«
Wieder war es der Schrei, der mich aus meiner Lethargie riss, wobei ich verzweifelt die Luft einsaugte, auch wenn meine Lunge dabei schmerzte und brannte.
Suko merkte, dass ich nicht mehr konnte. Dass er zu mir kam, sah ich nicht. Aber ich spürte, dass sich zwei Hände unter meinen Körper schoben, zupackten und mich in die Höhe rissen. Dabei wurde ich gedreht, und so schaute ich gegen das Feuer, das so verdammt nahe war. Dieser letzte Eindruck überkam mich sonnenklar.
Die gewaltige Flammenwand reichte vom dunklen Himmel dieser Welt bis hinab auf den Erdboden. Sie bildete eine einzige Wand, die niemand durchdringen konnte.
Es war schlimm. Ich dachte daran, dass es wohl der letzte Anblick in meinem Leben war, und dazu gehörte leider auch der Schwarze Tod, der sich innerhalb der Flammenhölle abzeichnete als gewaltiges schwarzes und übergroßes Skelett, bewaffnet mit seiner mörderischen Sense und umflogen von vier schwarzen Skeletten, die auf archaischen Flugdrachen hockten und ihrem Herrn und Meister treu ergeben waren.
Ich wollte Suko raten, abzuhauen. Zu flüchten, um sein Leben zu verlängern.
Er tat es nicht. Er riss mich hoch. Er wollte mich retten. Wir waren ein Team. Man hatte uns zusammengeschweißt. Das Schicksal hatte es so gewollt, und jetzt wies alles darauf hin, dass wir auch gemeinsam in den Tod gingen und von uns nur noch schwarze Skelette zurückblieben.
»Hoch jetzt…«
Es klappte nicht. Ich war zu schwach, aber Suko zerrte mich vom Boden weg. Ich sah das verdammte Feuer vor mir. Es war so nahe, ich hätte es greifen können, und plötzlich fiel es über uns zusammen!
Ein Dach aus Feuer, das alles zerstörte, und ich hörte mich selbst wild schreien oder krächzen.
Es war da!
Es griff zu!
Ich riss noch die Arme hoch, sah alles auf uns niederfallen – und entdeckte plötzlich zwei Gesichter innerhalb der Flammenhölle, mit denen ich hier nie gerechnet hätte.
Dann verschwanden auch sie!
Und einen Moment später fiel die verfluchte Feuerwalze auf uns nieder…
***
»Danke, Sheila, das war wirklich nett!« Sheila Conolly lachte und schüttelte zugleich den Kopf. »Wofür willst du dich bedanken, Karen?«
»Das kann ich dir sagen. Ich bedanke
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