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1388 - Kurier nach Tarkan

Titel: 1388 - Kurier nach Tarkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Haar straff nach hinten gebunden, und die feisten Wangen sowie das kräftig ausgebildete Doppelkinn wiesen darauf hin, daß sie vom Leben nach Diätvorschrift nicht viel hielt.
    Eirene nannte ihren Namen und wiederholte im großen und ganzen, was Waylon Javier zu ihr gesagt hatte. „Ich bin gekommen, um mich einzurichten", schloß sie. „Möglichst unauffällig, und ohne Reggie unter die Augen zu kommen. Sonst ändert er am Ende noch seinen Entschluß." Die Augen der Frau strahlten. „Willkommen an Bord, kleine Freundin", sagte sie. „Ich glaube, wir werden uns gut verstehen. Ich bin Lalande Mishkom, der Kopilot. Jeder nennt mich Lalla, und du sollst das auch tun." Sie blickte eine Sekunde zur Seite und fuhr sodann fort: „Ganz schöner Trubel da draußen. Ich schicke dir einen Energieschlauch, daß du nicht von Robotern angerempelt wirst."
    „Oh, das ist nicht nötig", protestierte Eirene mit der gebotenen Bescheidenheit. „Ich komme da schon durch."
    „Zu spät", lachte Lalande Mishkom, und tatsächlich sah Eirene, wie sich ein schimmerndes, schlauchförmiges Gebilde aus der Wandung der CIMAR-RON schob und mit seinem vorderen Ende quer durch die Halle auf den kleinen Schleusenraum zukam. „In solchen Dingen halte ich es mit der Weisheit meines Urgroßvaters: >Lieber einmal voreilig, als den ganzen Winter hindurch von fetten Elefantenrüsseln träumen<, sagte er."
    Im nächsten Augenblick war die Verbindung unterbrochen, und Eirene kam nicht mehr dazu, sich bei Lalla nach der Bedeutung der seltsamen Weisheit zu erkundigen.
    Sie ging an Bord. Sie war ein wenig enttäuscht, weil sie erwartet hatte, daß Lalla sie einweisen würde.
    Statt dessen wurde sie in der Schleuse von einem Roboter empfangen, der sie zu ihrem Quartier führte.
    Eirene war beeindruckt. Sie hatte zwei Haupt- und mehrere Nebenräume zu ihrer Verfügung. Die Wohnung war mit Standardmobiliar, aber doch recht behaglich ausgestattet. Sie lag auf demselben Deck wie der Kontrollraum nahe dem Zentrum des Schiff es. Der Roboter, der Eirene hierhergebracht hatte, verabschiedete sich mit der Versicherung, er stehe jederzeit zu ihrer Verfügung. Den Lastenroboter hieß sie, ihr Gepäck im Wohnraum abzuladen. Dann schickte sie ihn zur BASIS zurück. Die nächsten Stunden verbrachte sie damit, sich mit ihrem Quartier vertraut zu machen und ihre Habseligkeiten in den dafür vorgesehenen Behältnissen unterzubringen. Dann verspürte sie Hunger und ließ sich vom Küchenautomaten einen kleinen Imbiß zubereiten. Sie verzehrte ein Sandwich und rümpfte beim Geschmack des scharfgewürzten Schinkens die Nase.
    Dann packte sie die Neugierde. Die CIMARRON war ein völlig neuer Schiffstyp, der erste seiner Art, nicht mehr auf einer kugelförmigen Zelle aufbauend wie die große Mehrzahl aller terranischen Raumschiffe während der vergangenen Zeit, sondern wie ein stumpfer, sechskantiger Keil geformt. Eirene wollte sich umsehen. Es sollte hier viel Neues geben. Sie wollte ihre Wißbegierde befriedigen, solange noch Gelegenheit dazu war. Später, wenn der tägliche Bordbetrieb erst begonnen hatte, würde sie sich nicht mehr so ungehindert bewegen können.
    Das Innere des Schiffes wirkte menschenleer. Fast die gesamte Besatzung befand sich an Bord der BASIS. Eirene spazierte durch breite, hellerleuchtete Korridore, von denen einige mit Laufbändern ausgelegt waren. Sie öffnete Türen, die in Räume unterschiedlichster Funktion führten, und glitt durch einen Antigravschacht ein paar Decks tiefer.
    Hier unten war die Ausstattung ein wenig nüchterner als oben auf dem Zentraldeck. Hier gebot allein die Zweckmäßigkeit. Hier war das Reich der Roboter. Eirene bewegte sich durch einen Gang, unter dessen Decke Gruppen von daumendicken, aus einem hellen, durchsichtigen Material bestehenden Strängen entlangliefen. Im Innern der Stränge tanzten zahllose bunte Lichter. Das waren die Signale, mit denen sich die Maschinen des Schiffsinnern untereinander verständigten.
    Es war totenstill hier unten im Leib der CIMARRON, so lautlos, daß Eirene das Geräusch ihrer eigenen Schritte als störend empfand. Sie wollte umkehren. Es war ihr auf einmal unheimlich zumute. Da glaubte sie plötzlich eine Stimme zu hören. Sie kam aus dem Hintergrund des Ganges. Eirene ging weiter, und als sie ein paar Meter vorgedrungen war, erkannte sie, daß da jemand sang. Sie kannte das Lied. Die Stimme war die eines Mannes, und der Grund, warum er sich hier in die Einsamkeit zurückgezogen hatte,

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