1388 - Kurier nach Tarkan
nicht funktioniert, merke ich es früh genug", wies Reginald Bull den Vorschlag schroff zurück. „Es lohnt sich nicht, deswegen noch einen Extratag zu verlieren."
Die von Bull organisierte Silvesterfeier war ein voller Erfolg gewesen, das gab sogar der allem Feiern gewöhnlich abgeneigte Waylon Javier zu. Es war gelungen, den Mannschaften der BASIS, der CIMARRON und der SORONG zu suggerieren, daß 448 ein besseres Jahr sein werde als 447. Bulls Optimismus wirkte ansteckend. Von Terrania war über Fernrelais ein Funkspruch eingetroffen. Er war von Homer G. Adams abgezeichnet und wünschte „allen im Raumsektor X-DOOR" ein erfolgreiches neues Jahr. Man wußte das zu schätzen. Die Kartanin an Bord der MAI-KI hatten an der Feier nicht teilgenommen. Das terranische Jahresende bedeutete ihnen nichts.
In Waringers Computerlabor ging die Arbeit weiter. Der Kurs der CIMARRON mußte auf die Sekunde und den Kilometer genau festgelegt werden. Schließlich handelte es sich bei diesem Flug um den ersten ernsthaften Versuch, mit Hilfe des vektorierbaren Grigoroff-Projektors ein Raumschiff mitsamt Besatzung in ein fremdes Universum zu befördern.
Bei der Festlegung des Kurses spielte der Strangeness-Gradient eine entscheidende Rolle. Der Strangeness-Gradient war ein Phänomen des Hyperraums. Im Bereich eines individuellen Universums war die Strangeness eine Konstante, der Gradient gleich Null. Dort, wo im Hyperraum zwei Universen aneinander grenzten oder auch nur einander benachbart waren, änderte sich der Wert der Strangeness.
Es gab dort einen Strangeness-Gradienten, der endlich - also von Null verschieden - war. Der Kurs der CIMARRON wurde so festgelegt, daß das Schiff beim entscheidenden Metagrav-Manöver der Linie folgen würde, entlang der der Gradient seinen Höchstwert hatte. Reginald Bull, der Geoffry Waringer bei seinen Arbeiten des öfteren über die Schulter sah, nannte dies „das Manövrieren im Bergbach". Wenn man nämlich die Strangeness zweier Nachbaruniversen als zwei Ebenen unterschiedlicher Höhe darstellte, dann bildete die Zone, in der die Strangeness sich plötzlich änderte, einen Berghang, der von einer Ebene zur anderen führte. Und der Kurs, dem die CIMAKRON folgen sollte, war derselbe, den auch ein Bach, der den Hang hinabfloß, eingeschlagen hätte.
Inzwischen hatte auch die SORONG neue Order erhalten. Sie hatte nach Hangay vorzustoßen und dort mit den übrigen Einheiten der ehemaligen Pinwheel Information Group, die inzwischen schon an genau bezeichnete Standorte kommandiert worden waren, Verbindung aufzunehmen. Die Suche nach den Stützpunkten der Hauri würde in Kürze beginnen. Interessant war in diesem Zusammenhang, daß Oogh at Tarkan und Dao-Lin-H'ay die MAI-KI verlassen hatten und an Bord der SORONG gegangen waren. Die MAI-KI brach am 2. Januar 448 in Richtung Pinwheel auf. Ihre Aufgabe war es, den Hohen Frauen von Kartan über die Ereignisse im Bereich Hangay Bericht zu erstatten.
Dao-Lin-H'ays und Oogh at Tarkans Entschluß, auf die SORONG überzusiedeln, kam nur für diejenigen überraschend, die die Ereignisse der letzten Dezembertage auf Waliki nicht aufmerksam genug mitverfolgt hatten. Seit der Rückkehr der drei Raumschiffe zum Raumsektor X-DOOR hatte der Alte nur eines im Sinn: sämtliche Archive der BASIS zu durchwühlen und nach Informationen über die Benguel zu suchen. Freilich hatte er dabei wenig Glück. Es gab so gut wie keine Daten über das eigenartige Volk.
Oogh at Tarkan brannte daher auf eine Gelegenheit, nach Hangay zurückzukehren und dort weitere Nachforschungen anzustellen. Als er vom neuen Auftrag der SORONG erfuhr, hatte er Nikki Frickel mit Bitten bestürmt, und Nikki hatte schließlich nachgegeben. Dao-Lin-H'ay hatte den ehemaligen Attar Panish Panisha nicht allein lassen wollen. Dieser Entschluß war von Nikki Frickel mit Begeisterung begrüßt worden.
Wie Geoffry Waringer versprochen hatte, waren die Umbauten an der CIMARRON am Nachmittag des 4.
Januar 448 abgeschlossen. Die Mannschaft kehrte an Bord zurück. Schon wenige Stunden später verbreitete sich das Gerücht, es spuke im Schiff. Dies kam Reginald Bull zu Ohren, und er verkündete über Rundsprech, er wolle jedem, der einen Spuk gesehen zu haben glaube, einen Vortrag über Gespenster und verwandte Phänomene halten - und zwar so, daß der also Belehrte seine Worte bis ans Lebensende nicht vergessen werde. Daraufhin wurde das Gerücht nur noch unter der Hand und wesentlich vorsichtiger als
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