1389 - Meine grausame Partnerin
Gebeine so gut wie möglich zu umgeben.
Trotzdem kam sie mit den Gedanken nicht davon weg, denn sie erinnerte sich daran, wer hier früher gehaust hatte. Da war diese Welt von Vampiren bewohnt gewesen. Aber der Schwarze Tod hatte sie allesamt vernichtet, und Jane sah nun ihre Überreste.
Bestimmt war es nicht die einzige Schlucht, in der solche Knochen lagen. Die wilden Kämpfe hatten zahlreiche Opfer gefordert, und der Schwarze Tod hatte sich dabei auf seine schwarzen Skelette verlassen, wenn er in den Kampf zog. Die hatten auf den verdammten Drachenvögeln gehockt, die Entfernungen rasch überwinden konnten.
Jane wollte die Schlucht so rasch wie möglich hinter sich lassen.
Noch lief sie auf dem tiefsten Grund entlang, doch weiter vor ihr sah sie, dass der Weg leicht anstieg.
Erst jetzt fielen ihr die Eingänge zu den Höhlen im Felsen auf. Sie konnte sich vorstellen, dass sie als Verstecke dienten, aber auch John Sinclair hatte von derartigen Höhlen berichtet, aus denen er von blutgierigen Vampirmonstren angegriffen worden war.
Die gab es jetzt nicht mehr. Dennoch empfand Jane die Welt als schaurig genug, und sie schüttelte sich beim Weitergehen.
Zum Glück hatte sie den tiefsten Punkt der Schlucht bald überwunden. Jetzt ging es wieder bergauf.
Jane ging schneller. Die Schlucht weitete sich, die Wände traten zurück, aber die Hoffnung auf das nahe Ziel – die Hütte – wurde brutal zerstört.
Jane erlebte den Schrecken pur. Sie hatte vergessen, dass es in dieser verfluchten Vampirwelt trotzdem noch Lebewesen gab, auch wenn man sie als solche kaum ansehen konnte.
Aber sie waren da, und sie zeigten sich, denn vor ihr aus dem Boden und auch aus den Spalten der Wände krochen die widerlich schleimigen Ghoulwürmer hervor…
***
Ich hatte mit Mallmann am Telefon gesprochen, aber es war bei diesem Gespräch nicht um mich gegangen, sondern um Justine Cavallo, mit der zusammen ich mich in einem Zimmer von Jane Collins’ Haus aufhielt. Natürlich war sie neugierig gewesen, und ich hatte ihr erklärt, dass sie sich auf einige Dinge einstellen musste, die ihr nicht gefallen würden.
Misstrauisch schaute sie mich an. »He, was soll das heißen, Partner?«, fragte sie. »Was hat Mallmann dir gesagt?«
»Dass sich Jane nicht mehr in unserer Welt befindet. Mallmann hat sie entführt.«
»Ja, ja – das weiß ich. Aber… Moment mal! Nicht mehr in unserer Welt, sagte er? Dann befindet sie sich jetzt in seiner Vampirwelt, richtig? Hat er dir das gesagt?«
»Bingo, Justine, das hat er.«
»Und weiter?«
»Dracula II benutzt Jane Collins als Geisel, und er versucht, mich mit ihr zu erpressen.«
Die blonde Bestie verzog die Lippen. Es passte ihr nicht, was sie gehört hatte, und das war auch bei mir der Fall. Ich hätte mir ebenfalls etwas anderes vorstellen können. Leider war es mir nicht möglich, die Ereignisse der letzten Stunden rückgängig zu machen, und so blieb es bei unserer Niederlage, weil wir Mallmann einfach unterschätzt hatten. Wir hätten wissen müssen, dass er wieder erstarkt war und sofort zuschlug, und trotzdem hatte er uns übertölpelt.
Er hatte seine Vampirwelt zurückerhalten. Es war zwar nicht in unserem Sinne, aber es hatte sich nach der Vernichtung des Schwarzen Tods so ergeben. Und jetzt hatte er auch noch Jane Collins in seiner Gewalt.
Mit einer wilden Bewegung warf Justine Cavallo ihre bleichblonde Haarflut nach hinten und fauchte mich an: »Also, jetzt will ich wissen, auf was ich mich einstellen soll? Was habe ich mit dieser Entführung zu tun?«
»Was wohl? Du müsstest es dir doch denken können, Justine. Mallmann will Jane erst freigeben, wenn du dich entschlossen hast, wieder an seiner Seite zu kämpfen. Jane gegen dich, Justine, so sieht es aus.«
Die Cavallo schaute mich an. Nein, es war mehr ein Starren. Ob sie etwas sagen wollte, das wusste ich nicht. Sie bewegte zwar die Lippen, brachte aber kein Wort heraus.
»Ja, mehr kann ich dir nicht sagen.«
Sie überlegte nicht mehr lange und stellte mit leiser Stimme eine Frage. »Wird er sie dann als Vampir freilassen oder als normaler Mensch?«
»Das hat er mir nicht gesagt.«
Die Cavallo legte den Kopf zurück und lachte schallend gegen die Decke. »So habe ich es mir gedacht, Sinclair. So und nicht anders. Er versucht, uns zu erpressen.«
»Dich erpresst er, Justine!«
Sie winkte ab. »Ach, hör auf, auch du hängst mit drin. Du kannst dich nicht raushalten.«
»Das will ich auch nicht. Denn ich will Jane
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