1392 - Der Verfolger
für die eine und auch für sie andere Seite gearbeitet und missliebige Personen aus dem Weg geschafft.
Nach Beendigung des Kriegs hatte er sich für ein Jahr nach Australien zurückgezogen, hatte überlegt, in die Staaten zu gehen, doch dann war der 11. September gekommen, und er hatte seinen Plan aufgegeben. Schließlich war er wieder in Großbritannien gelandet und hatte sich in Erinnerung gebracht.
Gewisse Personen wussten nun, dass er wieder da war und dass man auf ihn zurückgreifen konnte.
So etwas gefiel ihm. Er fühlte sich wohl, und von seinen Aufträgen konnte er gut leben. Jetzt stand er dicht davor, wieder die zweite Hälfte eines Honorars zu kassieren, das er dann von einem Konto in Liechtenstein würde abheben können.
Taggert sollte einen Mann ausschalten. Einen, der sich ebenfalls anonym gab. Er war ein Psychopath. Jemand, der aus irgendwelchen Gründen an einer bestimmten Person hing und sie ständig verfolgte und auch bedrohte.
Ein Stalker also. Einer, der nicht zu fassen war, weil es keine konkreten Beweise gab. Die normale Polizei hielt nichts in den Händen, denn er hatte offiziell kein Gesetz übertreten. Hätte er sein Opfer angegriffen oder körperlich bedroht, wäre das etwas anderes gewesen. So aber konnte man ihm nichts beweisen.
Nun oblag es Taggert, diesen Menschen aus dem Weg zu schaffen. In gewisser Hinsicht konnte man ihn ebenfalls als Stalker bezeichnen, denn er hatte sich auf die Fersen des Mannes gesetzt und ihn perfekt beobachtet. Er wusste, wo er hinging, er wusste, wie er sich verhielt und wie sein Tageslauf in der Regel ablief.
Das Netz war immer dichter geworden, und wie Taggert aus Erfahrung wusste, würde die Zielperson aus diesen Maschen nicht mehr freikommen. Und genau das war für das Finale wichtig.
Der Stalker rückte seiner Auftraggeberin immer mehr auf die Pelle. Er hielt sich sogar im Hotel auf, in dem sie wohnte. Es lag am Rand des Hyde-Parks, wurde auch von vielen Festland-Touristen besucht und gehörte zu einer großen amerikanischen Kette.
Der Verfolger wohnte im Hotel. So wie sein Opfer.
Taggert hatte die Zimmernummer herausgefunden. Dort sollte der Stalker sterben, denn dort würde es keine Zeugen geben.
Er lächelte, als er daran dachte und er seine Blicke durch die Halle schweifen ließ. An diesem frühen Abend herrschte recht viel Betrieb in der Halle. Taggert hatte einen Blick für Menschen. Er wusste genau, wer harmlos war und wer nicht. Die meisten Gäste wollten London genießen und hatten nichts Böses im Sinn.
Bis auf den einen.
Er hatte seinen Platz in einer Ecke in der Halle gefunden. Er saß an einem Zweiertisch und hatte sich ein Sandwich bringen lassen. Er aß es mit Messer und Gabel, trank dazu Mineralwasser und wirkte völlig in sich gekehrt.
Der Mann machte einen harmlosen Eindruck. Er schien mit seinem Mahl und mit sich selbst beschäftigt zu sein, aber das täuschte.
Taggert spürte, das etwas von ihm ausging. Es war ein bestimmtes Flair, das alles andere als positiv war.
Es war gefährlich, dunkel, böse. Dafür hatte der Killer die entsprechenden Antennen. Irgendetwas ging von diesem Mann aus, das man weder erklären, noch richtig greifen konnte. Es war einfach vorhanden, und damit musste sich Taggert abfinden, was er ungern tat, denn es konnte sein, dass der Mann ihm sogar gleichwertig war.
Aus der Nähe hatte er ihn nur einmal gesehen und erkannt, dass dieser Mensch grüne Augen hatte.
Taggert ließ ihn essen. Dabei überlegte er, wie er den Stalker umbringen sollte. Er hätte eine Schusswaffe nehmen können. Wenn er sie mit einem Schalldämpfer versah, würde es keine großen Probleme geben.
Aber er konnte auch die zweite Alternative wählen. Das lautlose Töten mit dem Messer.
Taggert tat das lieber. Ein Messerstich ließ weniger Spuren zurück. Pflückten die Bullen eine Kugel aus dem Körper, ließ sich der Weg bis zur Waffe möglicherweise zurückverfolgen.
Er würde es an diesem Abend durchziehen. Der Job musste endlich erledigt werden, denn London wurde ihm allmählich zu kalt.
Einige Monate Pause in sonnigen Gefilden kamen ihm sehr gelegen.
Der Stalker aß weiter. Er ließ sich Zeit. Er genoss. Manchmal lächelte er sogar beim Essen. Für seine Umgebung interessierte er sich nicht, auch wenn er hin und wieder seine Blicke schweifen ließ, aber er tat es immer so, dass es nicht auffiel.
Taggert dachte darüber nach, was der Mensch wohl vorhatte, wenn er satt war. Würde er auf sein Zimmer gehen? Oder würde
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