1394 - Die Rachehexe
verstecken. Kommt dir da nicht der Gedanken an eine bestimmte Person?«
Und ob mir der gekommen war. Meine Antwort bestand nur aus einem Namen. »Assunga.«
»Ja, an sie habe ich auch gedacht. Assunga ist breit, ihre Macht zu festigen, und Assunga ist jemand, der nichts vergisst.«
Ich war zur Seite gegangen, weil mich der Geruch des Toten störte. »Ist sie hergekommen, um hier blutige Zeichen zu setzen?«
Jane musste nicht lange nachdenken. »Nein, nein, auf keinen Fall. Ich glaube, dass sie eine ihrer Helferinnen geschickt hat. Es kann sein, dass Assunga sich heute Abend auf der Rehabilitationsfeier zeigt, aber mehr auch nicht. Assunga selbst bringt keine Menschen um, dafür ist sie sich zu schade.«
»Nun ja, man kann sich auch mal irren.«
»Das glaube ich nicht.«
Wir konnten nichts mehr unternehmen. Es brachte uns nichts ein, wenn wir länger hier herumstanden und uns über Dinge den Kopf zerbrachen, die wir nicht beeinflussen konnten. Alles hatte seine Zeit, die des Toten war abgelaufen, und jetzt waren wir an der Reihe, um den Fall aufzuklären.
Ich drehte mich dem Ausgang zu. Jane war schon vorgegangen.
Sie stand neben der Treppe und schaute über die Stufen hinweg nach oben.
»Willst du noch höher?«
»Ich denke schon.«
Sie hatte einen bestimmten Tonfall in ihre Antwort gelegt. Ich ließ sie vorgehen. Auf der dritten Stufe blieb sie stehen.
»Hast du Probleme?«
Jane deutet nach oben, ohne etwas zu sagen. Ihr Blick reichte mir aus. Es konnte durchaus sein, dass wir in den nächsten Räumen eine weitere Überraschung erlebten.
Wir schlichen hoch und kamen wieder nicht weit, weil uns seltsame Geräusche stoppten. Es hörte sich an wie ein Zischen. Daraus wurde ein Lachen, und dann vernahmen wir die keifende Frauenstimme.
»Brennen sollst du! Brennen!«
Für uns gab es kein Halten mehr…
***
Der Blick war für den Mann tödlich. So jedenfalls hatte er ihn empfunden, und er empfand ihn auch weiterhin so, aber er begriff noch immer nicht so recht, was mit ihm passiert war.
Es lag erst einige Stunden zurück, doch es hatte ihn erwischt wie ein Donnerschlag, und er war dabei aus seinem normalen Leben herausgerissen worden.
Alan Quint betrieb in Presten eine kleine Räucherei. Er verkaufte seine Fische an private Haushalte, an Touristen in Edinburgh, wo seine Frau zusammen mit seiner Schwester einen Marktstand betrieb, und ansonsten musste er sich um seine Räucherei kümmern.
Ab und zu nahm er noch sein Ehrenamt wahr. Er war so etwas wie der Historiker der kleinen Stadt. Es machte ihm einfach Spaß, in der Vergangenheit herumzuwühlen. So war er es auch gewesen, der auf die schrecklichen Ereignisse aufmerksam geworden war, die hier vor vielen Jahrhunderten passiert waren.
Durch seine Initiative war es gelungen, den Verantwortlichen im Rat ein schlechtes Gewissen zu machen. So hatte man sich entschlossen, einen Schlussstrich unter die blutige Vergangenheit zu ziehen und die Schande einzugestehen. Möglicherweise war dies auch so etwas wie ein Signal für andere Gemeinden, sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen.
Es hatte verdammt viel Arbeit gekostet, die Namen der hingerichteten Frauen und der wenigen Männer aus alten Archiven herauszufinden. Man war anschließend losgezogen und hatte geforscht, ob es noch Nachkommen gab. Es gab welche. Die meisten lebten in der Gegend, was ein großer Vorteil war, aber einige hatten sich überall im Land verteilt. Sogar bis in den Süden hinein und nach Cornwall im Südwesten. Aber das waren die wenigsten gewesen.
Natürlich hatte man sie eingeladen, doch nicht alle hatten Zeit oder Lust, auch zu kommen. Wer angereist war, der sollte erleben, das man sich der Vergangenheit stellte. Dazu gehörten auch zwei Priester der katholischen Kirche, die noch eine Messe für die bedauernswerten Menschen lesen wollten.
Es hatte alles so gut geklappt. Es war fast perfekt gewesen, bis zum heutigen Tag.
Es hatte ihn erwischt. Alan Quint war in seiner Räucherei gewesen. Hier hatte er die Feuer löschen wollen, weil Feierabend angesagt war. Die Frau, die ihn besuchte, kannte er nicht. Er dachte an eine Nachkommin der Frauen, die verbrannt oder zu Tode gefoltert worden waren. Er wollte sie nach dem Namen fragen, als es passierte.
Blitzschnell hatte ihn die Frau angegriffen und kurzerhand niedergeschlagen.
Quint hatte sich nicht mal wehren können. Der eine Schlag hatte ausgereicht und ihn zu Boden gestreckt. Was danach passiert war, musste er sich
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