1394 - Die Rachehexe
vergewaltigen!
In diesen Augenblicken schoss ihr so viel durch den Kopf, dass sie keinen Gedanken aussortieren konnte. Sie merkte nur, dass sie anfing zu weinen, wobei sich das Tränenwasser schnell mit dem Blut auf den Wangen vermischte.
Er beugte sich ihr entgegen. »He, du sollst nicht jammern, verdammt. Ich will es wissen, verstanden? Hart oder freiwillig. Es passiert dir auf jeden Fall. Hier und jetzt. Und es wird nicht lange dauern. In einer Viertelstunde kommt der letzte Bus, und da ist alles vorbei…«
Fünfzehn Minuten!, dachte Cornetta.
Eine höllisch lange Zeitspanne. Eigentlich ein Nichts, doch in ihrer Lage sah es anders aus. Da würde sich die Zeit dehnen. Da würde sie jede Sekunde so schrecklich lang erleben, und sie sah jetzt, wie sich der Fremde über sie beugte. Er kam ihr vor wie ein mächtiges Tier, das auf seine Beute wartete.
Er fasste sie an.
Unter ihrer künstlichen Felljacke trug sie einen dunkelroten Pullover. Um den Hals hatte Cornetta Schibone einen schwarzen Schal gewickelt, den der Kerl ihr mit einer heftigen Bewegung wegriss und zu Boden schleuderte. Er beugte sich dabei noch tiefer. Sie entdeckte abermals die Gier in seinen Augen und wusste, dass sie ihrem Schicksal nicht entrinnen konnte. Bevor er noch etwas sagen konnte, fing sie an zu sprechen.
»Ja, ja…«
»Was heißt das?«
»Ich tue es.«
»Und?«
»Ich… ich mache es freiwillig.«
»Gut, sehr gut, sonst würde nämlich noch mehr Blut fließen. Darauf kannst du dich verlassen.«
Cornetta Schibone wusste, dass ihr die grauenhaftesten Minuten ihres Lebens bevorstanden. 45 Jahre lang war ihr Leben normal verlaufen, und jetzt erlebte sie das.
Aber sie musste mitspielen. Wenn sie sich jetzt weigerte, würde sie ihr Leben verlieren, an dem sie hing. Sie nahm sich vor, ihre Gedanken abzustellen, einfach an nichts zu denken und alles über sich ergehen zu lassen, auch wenn es mit starken Schmerzen verbunden war und die seelische Pein ebenfalls hinzukam.
Das heftige Atmen des Kerls war zu einem Keuchen geworden. Er stand so dicht vor ihr, und sie wollte gar nicht sehen, was er tat. Am Luftzug spürte sie, dass er seinen Mantel wieder geöffnet hatte. Sie vernahm sein Knurren, das schnell verstummte und dabei in keuchende und leicht gestammelte Worte überging.
»Schneller, verdammt. Los, schneller…«
Er riss an ihrer Hose, und Cornetta ratschte nach vorn von der Bank weg. Sie konnte sich noch mit den Ellenbogen der angewinkelten Arme abstützten, sonst wäre sie auf den schmutzigen und von Kippen übersäten Boden gefallen.
Wahrscheinlich würde sie sowieso darauf liegen, wenn der Hundesohn anfing.
Eine Hand befand sich an ihrem Körper. Sie zerrte den Pullover in die Höhe, um an ihre Brüste zu gelangen.
Aus seinem Mund drang dabei ein glucksendes Lachen. Er musste das Messer jetzt zur Seite gelegt haben, denn er zerrte ihr die Hose vom Körper. Den Pullover hatte er nach oben geschoben und ihr den BH weggerissen.
Cornetta schloss die Augen. Sie wollte nichts mehr sehen. Sie hatte sich vorgenommen, alles über sich ergehen zu lassen. Wenn sie sich wehrte, würde es noch schlimmer werden. Sie merkte noch, dass sie von der Bank auf den kalten schmutzigen Boden rollte und rücklings darauf liegen blieb. Alles war für sie anders geworden, so schrecklich. Auch unwirklich, denn es war ihr eigentlich nie in den Sinn gekommen, ein derartiges Grauen und eine so große Erniedrigung am eigenen Leibe zu erleben.
Weshalb sie noch mal die Augen öffnete, wusste sie selbst nicht.
Sie sah den Kerl vor sich knien. Jetzt trug er nur noch seinen Mantel, ansonsten war der Körper nackt.
Sie hörte ihn knurren und stöhnen. Er riss ihre Beine zur Seite, und dann war er über ihr.
Cornetta Schibone schloss die Augen. Was sie fühlte, bekam sie selbst nicht in die Reihe. Sie wünschte sich weg. Ihr Körper war erschlafft, und sie wollte ihren Kopf leer von Gedanken haben.
Das ging nicht.
Etwas störte sie.
Eine Stimme.
Ein Flüstern, das sie zunächst als eine Einbildung wahrnahm, doch da irrte sie sich, denn das Flüstern blieb.
»Du schaffst es. Du gehörst zu uns. Du bist die Rachehexe. Du hast noch einiges vor dir. Du musst es nur schaffen, deine Kräfte richtig zuzusetzen.«
Cornetta erlebte ein völliges Durcheinander in ihrem Kopf. Was stimmte, was war Einbildung!
Die Stimme im Kopf? War sie tatsächlich vorhanden – oder war sie nur ein Wunschtraum?
Das Keuchen des Kerls hörte sie ebenfalls, und es war von
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