1394 - Im Auftrag der Toten
Rhodan zurück und kniff die Augen zusammen, als er Atlans Mienenspiel richtig deutete. „Was ist ihr zugestoßen?" stieß er voller Angst hervor. „Sie war doch bei euch, nicht wahr?"
Atlan packte seine Schultern mit beiden Händen und drückte fest genug zu, um den Freund zur Besinnung zu bringen. „Nicht, was du denkst, Perry!" sagte er mit jählings wiedergefundener Ruhe. „Eirene befindet sich in einer Parafalle. Wir alle gerieten in Parafallen auf dem Weg hierher, jeder in eine andere. Wir konnten uns wieder daraus befreien, Eirene offensichtlich nicht. Als unsere Suche nach ihr erfolglos blieb, kamen wir auf dem schnellsten Weg hierher - beziehungsweise zur LEDA, um Hilfe zu holen. LEDA empfing gleich darauf deinen Hilferuf - und Gucky sprang mit uns hierher. Gerade noch rechtzeitig, wie ich sehe."
Auch Rhodan beruhigte sich wieder etwas. „Rechtzeitig für mich", sagte er bitter. „Allerdings wollten mich die Hauri nicht umbringen, obwohl sie es in der Hitze des Gefechts vielleicht doch getan hätten. Aber sie haben meine Benguel-Begleiter und Beodu getötet - und Dutzende unbeteiligter Benguel, die sich vor dem Schott drängten, um ihre Imago zu sehen."
Er sah voller Trauer auf die Getöteten, dann flüsterte er: „Ihre Imago! Ob Afu-Metem wohl ebenso von ihnen begrüßt werden wird, wenn er ihnen in seiner Imago-Maske gegenübertritt?"
„Afu-Metem als Imago?" fragte Atlan zweifelnd. „Soviel ich von alledem weiß, müßte es eigentlich für den Fürsten des Feuers unmöglich sein, eine Imago gegenüber den Benguel und Juatafu überzeugend zu imitieren. Wie kommst du darauf, Perry?"
„Die Benguel sagten es mir", erklärte der Terraner. „Erst kürzlich sprachen sie davon, daß eine zweite Imago aufgetaucht sei, sich der JUNAGASH genähert habe, sich dann wieder in den Raum zurückzog und später an Bord der JUNAGASH ging."
Atlan lachte trotz seiner Sorge um Eirene schallend. „Worüber lachst du?" fragte Rhodan mit finsterem Gesicht.
Atlan wurde ernst. „Ich bin die zweite Imago", stellte er fest. „Ich näherte mich mit der Galaktischen Expeditionsflotte der Flottenversammlung am Nachod as Qoor, zog mich nach einem Überfall haurischer Schiffe zurück und kam dann mit der TS-CORDOBA Ratber Tostans wieder."
„Ich Esel!" sagte Rhodan. „Was hatte ich bloß für ein Brett vor dem Kopf!"
Die ganze Zeit über hatte die Klimaanlage der Schleusenkammer auf Hochtouren gearbeitet. Jetzt ebbte das Tosen ab. Gleich darauf erschienen unter der Schottöffnung zahlreiche Benguel, die sich nicht scheuten, über die Toten zu steigen. „Die Imago!" raunten und tuschelten sie und zeigten auf Rhodan und Atlan. „Unsere eine und einzig wahre Imago, eine - trotz Verteilung auf zwei Körper."
„Das ist die letzte Bestätigung", sagte Rhodan leise. „Da fällt mir noch etwas ein. Ich begriff es, als unsere benguelischen Begleiter jammerten, sie würden die neue Heimat nun niemals erreichen."
„Was hast du begriffen?" fragte Gucky. „Was eine Mentalstimme zu mir sagte, als jeweils zweiunddreißig Benguel und Juatafu zusammenbrachen und ein Lichtblitz entstand", antwortete Rhodan bedächtig. „Hüte dich vor dem Feuer Afu-Metems", sagte Atlan. „Nicht ganz so", sagte Rhodan. „Hüte dich vor dem Fürsten des Feuers, sprach sinngemäß die Mentalstimme. Nimm die verwirrten Kinder und führe sie dorthin, wo ihrer noch Hoffnung wartet, eine neue Heimat zu finden. Eile, denn die Zeit der Reife ist nahe. Sorge dich nicht um die, die bewußtlos vor dir liegen. Ihnen ist nichts genommen. Und hüte deinen kleinen Freund, denn sein Geist ist mächtig."
Rhodan seufzte und fügte hinzu: „Mit dem kleinen Freund meinte sie den Attavenno Beodu. Leider habe ich ihn schlecht gehütet. Er ist tot."
„Einen ähnlichen Text vernahm ich auch, sogar was die gestelzte Ausdrucksweise angeht", meinte Atlan. „Ich wiederhole, was ich hörte: Hüte dich vor dem Feuer Afu-Metems. Du bist der Träger des Schlüssels, der dir den Zugang zum Geist der verwirrten Kinder öffnet. Nutze ihn und eile, denn die Zeit der Reife ist nahe. Sorge dich nicht um jene, die besinnungslos vor dir liegen. Ihnen wurde nichts genommen. Ihrer sind viele - und bald sollen sie nicht mehr einsam sein."
„Ja", sagte Rhodan atemlos. „Ja, ich verstehe immer mehr."
„Du weißt, was gemeint ist?" erkundigte sich Atlan. „Ich denke schon", erwiderte Rhodan. „Mir wird eigentlich alles klar, was den Imago-ESTARTU-Komplex betrifft. Nur ein
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