1395 - Das Vermächtnis des Vaters
Möglicherweise wollte er mich aus der Reichweite haben, um sich um andere Dinge kümmern zu können. So jedenfalls sehe ich es jetzt.«
»Um welche denn?«
»Sorry, da bin ich überfragt.«
»Aber sie können unter Umständen mit mir zusammenhängen.«
»Ach, das ist mir ganz neu.«
»Ja, denn…«
Sie unterbrach mich. »Du wolltest mir was sagen, stimmt’s?«
»Ja, von meinem Erlebnis. Es kann sein, dass ich die Person gesehen habe.«
»Ach. Das ist ein Witz – oder?«
»Leider nicht.«
»Dann lass hören.«
Ich berichtete ihr, welchen Eindruck ich am Grab meiner Eltern stehend gehabt hatte. Aber ich konnte ihr so wenig sagen wie sie mir. Es gab einfach nichts, wohin wir greifen konnten, um diesen Menschen zu identifizieren.
»Nur ein Schatten, John?«
Ich nickte.
Jane hob die Schultern, sie trank danach einige Schlucke aus der Kaffeetasse. »Es ist mehr als ungewöhnlich. Da haben wir beide ein Erlebnis gehabt, das wir nicht einordnen können. Aber es muss etwas dahinterstecken. Grundlos passiert so was nicht.«
»Bestimmt.«
Wir schwiegen, weil wir jeder unseren Gedanken nachhingen.
Nur war es nicht möglich, auf eine Lösung zu kommen. Da konnten wir es drehen und wenden, wie wir wollten.
Ich trank von meinem Wasser. Es war noch kalt, doch eine Idee bekam ich auch nicht. Dann hörte ich Jane leise sprechen. Sie sagte:
»Ob es vielleicht mit deinen Eltern und deren Tod zusammenhängt? Könntest du dir das vorstellen?«
Ich sagte weder Nein noch Ja und überlegte. »Wenn ich meinen Vater betrachte, könnte es damit zu tun haben. Ich weiß, dass er oft seine eigenen Wege gegangen ist und er Kontakt zu einer äthiopischen Geheimgesellschaft gehabt hat, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es mit den heutigen Vorgängen etwas zu tun hat. Nein, da ist zu viel Zeit vergangen.«
»Meinst du wirklich?«
»Ja, natürlich. Denk daran, was in den letzten Jahren alles passiert ist. Ich bin auch nie wieder auf eine Spur der Bundeslade gestoßen. Das ist alles im Nebel der Zeiten verschwunden.«
»Und jetzt, John?«
»Denke ich nach.«
»Sehr schön.« Jane lächelte. »Aber ich glaube nicht, dass du über eine Weiterfahrt nachdenkst. Ich glaube eher, dass du länger hier in Lauder bleiben möchtest, als es vorgesehen war.«
»Das ist in der Tat der Fall.«
»Aber dann musst du einen Punkt haben, an dem du eingreifen kannst. Sonst kommt Väterchen Frust und nicht der Frost. Hier herumzulaufen und nicht zu wissen, was los ist, kann auch nicht das Wahre sein. Es gibt die Gestalt, das müssen wir festhalten, nur ist es fraglich, ob sie eine fremde ist oder zu Lauder gehört. Das heißt, dass sie hier lebt oder einfach nur hergekommen ist, weil wir uns hier aufhalten.«
»Dann müsste sie uns verfolgt haben.«
»Was spricht dagegen?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Weiß ich nicht. Ich denke nur daran, dass wir noch wenige Feinde haben.«
»Da hast du Recht.« Jane tippte mich an. »Aber gibt es hier nicht jemand, den du kennst? Einen Kollegen von dir? Ich erinnere mich, dass du mir davon berichtet hast, dass die alte Polizeistation von einem Nachfolger übernommen wurde.«
»Klar. Duncan O’Connor, der Mann mit den roten Haaren.«
»Eben, John. Vielleicht könntest du ihn fragen, ob ihm ein Fremder im Ort aufgefallen ist.«
»Es wäre eine Möglichkeit.«
»Von der du nicht begeistert bist. So hörst du dich jedenfalls an.«
»Ach, was heißt begeistert. Ich möchte nicht die Pferde scheu machen, verstehst du?«
»Es ist jedoch besser, als mit einem schlechten Gewissen und mit Druck auf der Brust den Weg fortzusetzen.«
Jane hatte Recht. Aber damit lösten wir die Probleme nicht. Für mich war es kein Zufall, dass man sie überfallen und für eine Bewusstlosigkeit gesorgt hatte. Sie war recht lange weggetreten. In der Zwischenzeit hatte einiges mit ihr geschehen können. Möglicherweise lagen die Dinge auch ganz anders. Vielleicht hatte man sie auch nur ausschalten wollen, damit sie nicht auf die Idee kam, mir nachzulaufen.
Die Tasse war leer, die Wasserflaschen ebenfalls, und wir waren noch immer nicht zu einem Ergebnis gekommen.
Jane, die ihre gefütterten Wildledermantel trug, griff in die Taschen. »Ich werde jetzt trotzdem nachschauen, ob man mich während meines Zustands beraubt hat. Dann wäre sie Sache geklärt.«
Sie schaute mich an, und plötzlich sah ich, wie sich ihr Blick veränderte.
»Probleme?«, fragte ich.
»Nein… oder doch?«
»Wieso?«
»Beraubt hat man mich
Weitere Kostenlose Bücher