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1399 - ESTARTU

Titel: 1399 - ESTARTU Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ohne unnötigen Zeitverlust durchgeführt wurde.
    Das Summen des Melders unterbrach seine trüben Gedanken. Eine Computerstimme sagte: „Du hast einen Besucher, Hen-Kwa."
    „Wer ist es?" wollte er wissen. „Zeig ihn mir."
    Neben der Tür leuchtete eine Bildfläche auf. Mit großer Überraschung musterte Hen-Kwa die Gestalt einer jungen, hübschen Kartanin. Man hätte sie ohne weiteres eine Zar-Haxi nennen können - das war der Ausdruck, mit dem männliche Kartanin in der Sprache der fernen Vergangenheit ein junges weibliches Wesen mit starker erotischer Ausstrahlung bezeichneten. „Sie soll hereinkommen", sagte Hen-Kwa.
    Der Servo öffnete die Tür. Die Zar-Haxi trat ein. Sie trug ein knappes Gewand, und der Fellstreifen, der ihr längs über den Schädel lief, war mit bunten, leuchtenden Farben gepudert. Sie sah den Leitenden Projektingenieur herausfordernd an. Hen-Kwa wurde ein wenig unbehaglich zumute. „Was willst du?" fragte er unfreundlich und war sich der Würde, die seinem Amt und ihm als männlichem Wesen zustanden, ganz und gar bewußt. „Dir ein wenig auf die Sprünge helfen", antwortete die Zar-Haxi und ließ sich unaufgefordert in einem Sessel nieder. Sie deutete auf den Bildschirm, auf dem der Würfel noch immer vierdimensional rotierte. „Ist das die Art von Arbeit, mit der der Leitende Projektingenieur sich beschäftigen soll?"
    „Was ... was ... erlaubst du dir ...?" Hen-Kwa schnappte nach Luft. Eine solche Unverschämtheit war ihm noch nicht vorgekommen. „Blas dich nicht auf", sagte die Zar-Haxi ohne allen Respekt. „Ich komme, um dir einen Vorschlag zu unterbreiten. Mein Name ist Tar-Tu. Ich gehöre dem Aufgabenkreis Weibliche Projektplanung an. Wir verfolgen deine Arbeit mit großem Interesse. Wir wissen, daß die Langsamkeit, mit der das Projekt Meekorah voranschreitet, nicht allein dir anzulasten ist. Die Hauptschuld tragen Deng-We und sein langweiliges Komitee."
    Hen-Kwa machte den Mund rhythmisch auf und zu, ohne daß ihm ein einziges Wort über die Lippen kam. Vom Aufgabenkreis Weibliche Projektplanung hatte er noch nie gehört, und daß außerhalb der Arbeitsgruppe Meekorah jemand von Deng-Wes Neigung zum Verschleppen von Terminen wußte, hätte er bis vor wenigen Sekunden für unmöglich gehalten. „Was für ein Vorschlag ist das?" fragte er, hilflos und gar nicht mehr würdevoll, nachdem er einen Teil seiner Fassung wiedergewonnen hatte. „Bevor man an die eigentliche Durchführung eines Projekts geht", erklärte Tar-Tu bereitwillig, „macht man einen Probelauf. In unserem Fall heißt das: Man unternimmt den Versuch, ein irgendwie beschaffenes Objekt über die interuniversale Grenze zu schicken. Erst wenn dies gelingt, hat man eine gewisse Sicherheit, daß das Projekt überhaupt durchgeführt werden kann."
    „Du bist verrückt", sagte Hen-Kwa mit Überzeugung. „Die Projektplanung sieht vor, daß die wissenschaftlichtechnischen Grundlagen, die wir für das Vorhaben benötigen, im Lauf der nächsten Jahrhunderte bis Jahrtausende erarbeitet werden. Und du willst jetzt schon ..."
    „Wer spricht von jetzt?" fiel ihm Tar-Tu ins Wort. „Der Aufgabenkreis rechnet damit, daß es ein paar Jahrhunderte dauert, bis der Probelauf stattfinden kann. Aber stattfinden muß er auf jeden Fall. Ich werde dir jetzt erklären, wie das zu geschehen hat."
    „Du ... mir ... erklären?" stotterte Hen-Kwa, und seine glitzernden Schnurrbarthaare zitterten, so perplex war er.
    Widerwillig zunächst hörte er der Zar-Haxi zu. Aber je länger sie sprach, desto klarer wurde ihm, daß er einem Wesen von unerhörter Intelligenz und profundem Wissen gegenübersaß. An den Theorien, die Tar-Tu vor ihm ausbreitete, hatte er selbst schon herumprobiert. Aber hier wurden sie ihm fertig ausgearbeitet vorgesetzt. Er brauchte nur noch die Entwicklung geeigneter Meß- und Nachweismechanismen zu veranlassen, und schon würde sich aus der Theorie eine naturwissenschaftliche Erkenntnis ableiten lassen. Natürlich nur, schränkte er bei sich ein, wenn die Meßergebnisse bestätigten, was Tar-Tu vorhersagte.
    Er geriet in Eifer. Die Schaffung exzitierter Hyperenergiezustände, die Gewinnung von Energie aus angeregten Niveaus, Umformung und gebündelte Abstrahlung der gewonnenen Energie, Schaffung eines Pseudo-Mikrouniversums zur Einhüllung des Objekts, das über die Grenze zwischen den Universen befördert werden sollte - alles Träume des theoretischen Astrophysikers! Beim Herrn des Kosmos: Wenn sich das

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