1399 - ESTARTU
Wert darauf lege, ungenannt zu bleiben.
In jenen fruchtbaren 40 Jahren wurden an vielen Orten innerhalb Hangays die ersten Experimentierstationen eingerichtet. Sie funktionierten zur vollsten Zufriedenheit der Projektorganisation. Man erkannte, daß man auf dem richtigen Weg war. Die Zukunft begann, freundlich auszusehen. Man glaubte jetzt fest, daß es in der Tat möglich war, eine ganze Galaxis von einem Universum in ein anderes zu versetzen.
Was ESTARTU von Anfang an befürchtet hatte, trat schließlich ein. Das Hexameron wurde auf die Tätigkeit der Kansahariyya aufmerksam. Spione des Herrn Heptamer sickerten auf Vinau und Jalip ein. Wovon die Öffentlichkeit nichts wußte, blieb Heptamers Informationssuchern nicht lange verborgen: daß nämlich alle Erfolge, die die Projektorganisation bisher erzielt hatte, auf das Konto eines einzigen Wissenschaftlers gingen, des Hyperphysikers Ker-Ing.
Heptamer gab Befehl, Ker-Ing zu entführen. Da hatten sich die Häscher freilich auf ein aussichtsloses Unterfangen eingelassen; denn die Manifestation einer Superintelligenz fängt man nicht so ohne weiteres. Als die Sache mit der Entführung nicht klappte, beauftragte Heptamer seine Agenten, den gefährlichen Wissenschaftler zu töten. Mit knapper Not, so schien es, entging Ker-Ing einer Serie von Anschlägen. Schließlich wurde es ihm zu gefährlich. Sehr zum Bedauern des Leitenden Projektingenieurs, Chen-Pu, nahm er seinen Abschied und zog sich auf eine entlegene kartanische Kolonialwelt zurück.
Inzwischen waren dem Herrn Heptamer ernsthafte Bedenken bezüglich der Herkunft des seltsamen Wesens Ker-Ing gekommen. Ker-Ings Wissen überstieg ganz offensichtlich alles, was die kartanische Wissenschaft bisher hatte ausdenken und erforschen können. Ker-Ing, so überlegte Heptamer, war entweder ein Genie - oder er stammte aus einer anderen Zivilisation und hatte die Rolle des kartanischen Beraters nur zur Tarnung angenommen.
Mit solchen Überlegungen spielte der Herr des Hexameron ESTARTU geradewegs in die Hand. Der Augenblick näherte sich, da sie ihre Identität preisgeben würde. Ihr Plan sah vor, den Herrn Heptamer und das Hexameron nachhaltig davon zu überzeugen, daß das Projekt Meekorah nur mit ihrer Hilfe fortschreiten konnte. So verhielt es sich freilich in der Tat, aber die Erkenntnis mußte den Fürsten des Untergangs und ihrem Herrn auf möglichst dramatische Art und Weise beigebracht werden. ESTARTU würde sich ihnen als Superintelligenz offenbaren. Sie sollten daraus schlußfolgern, daß sämtliches Wissen der Kansahariyya nur ein Stäubchen war im Vergleich mit den Kenntnissen, die ESTARTU der Projektorganisation bereits vermittelt hatte oder noch zu vermitteln gedachte. Sie sollten begreifen, daß es nur ESTARTU auszuschalten galt, und das Projekt Meekorah würde von sich aus eines raschen Todes sterben. Sie sollten ihr Mütchen an der Superintelligenz kühlen und die Völker der Kansahariyya in Ruhe lassen.
Von nun an trat ESTARTU mit aller Macht und in ihrer wahren Identität als Superintelligenz in Erscheinung. Sie gebärdete sich wie eine, die sich aufgrund ihres Status für unbesiegbar hält. Sie suchte nach den Stützpunkten des Hexameron, und wo sie einen fand, vernichtete sie ihn ohne Gnade. Sie lie ß den Herrn Heptamer wissen, daß dies die Strafe war für die Frechheit, mit der er seinen Agenten die Ermordung des Wissenschaftlers Ker-Ing aufgetragen hatte. Die ganze Zeit über arbeitete ESTARTU jedoch an der Vorbereitung ihrer Rückzugsroute. Es gab für sie keinen Zweifel, daß sie dem Hexameron am Ende unterliegen müsse. Den Ort, an dem sie ihre le tzte Position beziehen würde, hatte sie schon ausgesucht: die Eiswelt Zerenghaa im Ushallu-System. Über die Einzelheiten des Kampfes, der sich über mehr als hundert Jahre dahinzog, braucht nichts gesagt zu werden. Wie sich die Schlacht auf Zerenghaa abspie lte, ist bekannt. ESTARTU hörte auf zu existieren. Fragmente ihres Bewußtseins waren in den Toto Duga gespeichert, die Jahrhunderte später, als sich der Staub längst gelegt hatte, von der Eiswelt aufbrachen, um sich auf der Welt Ushindi niederzulassen, die heute Narna heißt, und dort eine große Robotzivilisation zu gründen.
Alles entwickelte sich plangemäß. Die Toto Duga befruchteten das Volk der Benguel mit Bewußtseinsquanten der Superintelligenz. So wurde ein Reservoir geschaffen, aus dem Dualblöcke entstehen konnten. Damit existierte wenigstens ein Teil ESTARTUS wieder in
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