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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Nweizgieh!“
    „Willst du sicher reisen, Herr?“
    „Das versteht sich!“
    „Wir auch. Und aus diesem Grund ist es geraten, daß wir die feindlichen Stämme umgehen. Wir werden noch bis heut abend sehr scharf zu reiten haben und dann können wir uns ausruhen; denn wir müssen morgen erwarten, daß der Weg nach Ost frei wird.“
    Diese Erklärung wollte mir nicht ganz einleuchten; aber es war mir nicht möglich, seine Gründe zu widerlegen, und so schwieg ich.
    Nach einer zweistündigen Ruhe brachen wir wieder auf. Unser Ritt war ein sehr scharfer, und ich bemerkte, daß er uns oft im Zickzack führte; es hatte also viele Punkte gegeben, von denen uns die vier Kundschafter fernhalten wollten.
    Gegen Abend mußten wir eine hohlwegähnliche Vertiefung durchreiten. Ich befand mich an der Seite des Khans, der bei der vordersten Abteilung war. Wir hatten diese Stelle fast zurückgelegt, als wir auf einen Reiter trafen, dessen bestürztes Gesicht uns verriet, daß er nicht gedacht hatte, hier an diesem Ort Fremden zu begegnen. Er drängte sein Pferd zur Seite, senkte die lange Lanze und grüßte:
    „Sallam!“
    „Sallam!“ antwortete der Khan. „Wohin geht dein Weg?“
    „In den Wald. Ich will mir ein Bergschaf erjagen.“
    „Zu welchem Stamm gehörst du?“
    „Ich bin ein Bebbeh.“
    „Wohnst du, oder wanderst du?“
    „Wir wohnen zur Zeit des Winters; im Sommer aber führen wir unsere Herden zur Weide.“
    „Wo wohnst du im Winter?“
    „In Nweizgieh. Im Südost von hier. In einer Stunde kannst du es erreichen. Meine Gefährten werden euch gern willkommen heißen.“
    „Wie viel Männer seid ihr?“
    „Vierzig, und bei anderen Herden sind noch mehr.“
    „Gib mir deine Lanze!“
    „Warum?“ fragte der Mann erstaunt.
    „Und deine Flinte!“
    „Warum?“
    „Und dein Messer! Du bist mein Gefangener!“
    „Maschallah!“
    Dieses Wort war ein Ausruf des Schreckens. Sogleich aber blitzte es in seinen scharfen Zügen auf; er riß sein Pferd empor, warf es herum und sprengte zurück.
    „Fange mich!“ hörten wir noch den Ruf des schnell handelnden Mannes.
    Da nahm der Khan seine Flinte zur Hand und legte auf den Fliehenden an. Ich hatte kaum Zeit, den Lauf zur Seite zu schlagen, so krachte der Schuß. Natürlich ging die Kugel an ihrem Ziel vorüber. Der Khan hob die Faust gegen mich, besann sich aber sofort eines Besseren.
    „Khyangar (Verräter)! Was tust du?“ rief er zornig.
    „Ich bin kein Verräter“, antwortete ich ruhig. „Ich will nicht haben, daß du eine Blutschuld auf dich ladest.“
    „Aber er mußte sterben! Wenn er uns entkommt, so müssen wir es büßen.“
    „Läßt du ihm das Leben, wenn ich ihn dir bringe?“
    „Ja. Aber du wirst ihn nicht fangen!“
    „Warte!“
    Ich ritt dem Flüchtigen nach. Er war nicht mehr zu sehen; aber als ich die Schlucht hinter mir hatte, bemerkte ich ihn. Vor mir lag eine mit weißen Krokus und wilden Nelken bewachsene Ebene, jenseits der die dunkle Linie eines Waldes sichtbar wurde. Wenn ich ihn den Wald erreichen ließ, so war er wohl für mich verloren.
    „Rih!“ rief ich, indem ich meinem Rappen die Hand zwischen die Ohren legte. Das brave Tier war längst nicht mehr bei vollen Kräften; auf dieses Zeichen hin aber flog es über den Boden, als ob es wochenlang ausgeruht habe. In zwei Minuten war ich dem Bebbeh um zwanzig Pferdelängen nahe gekommen.
    „Halt!“ rief ich ihm zu.
    Dieser Mann war sehr mutig. Statt weiter zu fliehen oder zu halten, warf er sein Pferd auf den Häcksen herum und kam mir entgegen. Im nächsten Augenblick mußten wir zusammenprallen. Ich sah ihn die Lanze heben und griff zu dem leichten Stutzen. Da nahm er sein Pferd um einige Zoll nur auf die Seite. Wir sausten aneinander vorüber; die Spitze seines Speeres war auf meine Brust gerichtet; ich parierte glücklich, nahm aber sofort mein Pferd herum. Er hatte eine andere Richtung eingeschlagen und suchte zu entkommen. Warum bediente er sich nicht seiner Flinte? Auch war sein Pferd zu wenig schlecht, als daß ich es unter ihm hätte erschießen mögen. Ich nahm den Lasso von der Hüfte, befestigte das eine Ende desselben am Sattelknopf und legte dann den langen, unzerreißbaren Riemen in die Schlingen. Er blickte sich um und sah mich näher kommen. Er hatte wohl noch nie von einem Lasso gehört und wußte also auch nicht, wie man dieser so gefährlichen Waffe entgehen kann. Zur Lanze schien er kein Vertrauen mehr zu haben, denn er nahm sein langes Gewehr, dessen Kugel

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