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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Lagerplatz etwas zu bemerken; nachdem wir aber einen dichten Gebüschstreifen durchschnitten hatten, erreichten wir einen rings von Sträuchern eingefaßten Platz, auf dem ein mächtiges Feuer brannte. Dieser Lagerort war sehr gut gewählt, da er von außen her nicht leicht bemerkt werden konnte.
    Das Feuer diente nicht zum Erwärmen der Leute, sondern zur Bereitung des Nachtmahles. Zweihundert dunkle Gestalten lagen im Gras umher, und etwas abseits der flackernden Flamme saß der Khan, welcher sich bei unserm Erscheinen langsam erhob. Wir ritten hart an ihn heran und sprangen von den Pferden.
    „Friede sei mit dir!“ grüßte ich ihn.
    „Mi newahet kjerdem – ich mache mein Kompliment!“ antwortete er, indem er sich verbeugte.
    Das war persisch. Vielleicht wollte er mir damit beweisen, daß er wirklich ein Bejat sei, dessen Hauptstamm man in Khorassan suchen müsse. Der Perser ist der orientalische Franzose. Seine Sprache ist biegsam und wohlklingend, weshalb sie auch die Hofsprache der meisten asiatischen Fürsten geworden ist. Aber das höfliche, schmeichelnde und oft kriechende Wesen des Persers hat nie einen vorteilhaften Eindruck auf mich gemacht; die gerade, rauhe Ehrlichkeit des Arabers tat mir viel wohler.
    Auch die andern waren aufgesprungen, und alle Hände streckten sich dienstfertig aus, um sich unserer Pferde zu bemächtigen; doch hielten wir die Zügel fest, da wir noch keineswegs wußten, ob dies gastfreundlich oder hinterlistig gemeint sei.
    „Gebt ihnen immerhin die Pferde! Sie sollen für dieselben sorgen“, sagte der Khan.
    Ich wollte mir gleich Gewißheit verschaffen; darum fragte ich, nun auch in persischer Sprache:
    „Hesti irschad engiz – gewährst du uns Sicherheit (wörtlich: Bist du Sicherheit gewährend?)?“
    Er verneigte sich zustimmend und erhob die Hand.
    „Mi saukend chordem – ich beschwöre es! Setzt euch zu mir, und laßt uns reden!“
    Die Bejat nahmen die Pferde; nur das Meinige blieb in der Hand Halefs, der recht gar wußte, was mir lieb und angenehm war. Wir andern nahmen bei dem Khan Platz. Die Flamme leuchtete hell auf uns herüber, so daß wir einander ganz genau erkennen konnten. Der Bejat war ein in den mittleren Jahren stehender Mann von sehr kriegerischem Aussehen. Seine Züge waren offen und Vertrauen erweckend, und die achtungsvolle Entfernung, in welcher sich seine Untergebenen von ihm hielten, ließ auf einen ehrliebenden und selbstbewußten Charakter schließen.
    „Kennst du bereits meinen Namen?“ erkundigte er sich.
    „Nein“, antwortete ich.
    „Ich bin Heider Mirlam (Löwe Mirlam), der Neffe des berühmten Hassan Ker-kusch-Bey. Hast du von ihm gehört?“
    „Ja. Er residierte in der Nähe des Dorfes Dschenijah, welches an der Poststraße von Bagdad nach Tauk liegt. Er war ein sehr tapferer Krieger, aber er liebte dennoch den Frieden, und jeder Verlassene fand guten Schutz bei ihm.“
    Er hatte mir seinen Namen gesagt, und nun erforderte es natürlich die Höflichkeit, ihm auch den meinigen zu nennen. Darum fuhr ich fort:
    „Dein Kundschafter wird dir bereits gesagt haben, daß ich ein Franke bin. Man nennt mich Kara Ben Nemsi – – –“
    Er konnte trotz der bekannten orientalischen Selbstbeherrschung einen Ausruf des Erstaunens nicht unterdrücken:
    „Ajah – oh! Kara Ben Nemsi! So ist dieser andere Mann, der eine rote Nase hat, der Emir aus Inglistan, welcher Steine und Schriften ausgraben will?“
    „Hast du von ihm gehört?“
    „Ja, Herr; du hast mir nur deinen Namen genannt, aber ich kenne dich und ihn. Der kleine Mann, welcher dein Pferd hält, ist Hadschi Halef Omar, vor dem sich so viele Große fürchten?“
    „Du hast es erraten.“
    „Und wer sind die beiden andern?“
    „Das sind Freunde von mir, welche ihre Namen in den Kuran legten (Ausdruck für: aus wichtigen Gründen unerkannt bleiben). Wer hat dir von uns erzählt?“
    „Du kennst Ibn Zedar Ben Huli, den Scheik der Abu Hammed?“
    „Ja. Er ist dein Freund?“
    „Er ist nicht mein Freund und nicht mein Feind. Du brauchst dich nicht zu sorgen; ich habe ihn nicht an dir zu rächen.“
    „Ich fürchte mich nicht!“
    „Das glaube ich. Ich traf mit ihm bei Eski Kifri zusammen, und da erzählte er mir, daß du schuld bist, daß er Tribut zu zahlen hat. Sei vorsichtig, Herr! Er wird dich töten, wenn du in seine Hände fällst.“
    „Ich befand mich in seiner Hand, ohne daß er mich getötet hat. Ich war Gefangener; aber er konnte mich nicht

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