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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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anders zu gruppieren, so daß zusammenhängende Worte entstanden. Das Resultat bestand in dem Satz:
    „In pripeh beste la karanorman chan ali sa panajir menelikde.“
    Das war jedenfalls ein mit Absicht gebrauchtes Gemisch von Rumänisch, Serbisch und Türkisch und lautete:
    „Sehr schnell Nachricht in Karanorman-Chan; aber nach dem Jahrmarkt in Menelik.“
    „Das ist richtig; das muß richtig sein!“ rief Hulam aus. „In einigen Tagen ist Markt in Menelik.“
    „Und Karanorman-Chan?“ fragte ich. „Wer kennt diesen Ort? Wo mag er liegen?“
    Niemand kannte ihn. Das Wort bedeutet zu Deutsch ‚Finsterwaldhaus‘ oder ‚Schwarzwaldhaus‘. Der Ort war also jedenfalls klein und lag im Wald, im tiefen Forst. Aber in welcher Gegend?
    Es wurden zehnerlei Vorschläge gemacht, um eine Art und Weise zu entdecken, sich über die Lage dieses geheimnisvollen Ortes zu unterrichten; aber keiner schien zum Ziel zu führen.
    „Strengen wir uns jetzt nicht zu sehr an“, sagte ich. „Die Hauptsache ist, daß die Nachricht erst nach dem Jahrmarkt von Menelik nach Karanorman-Chan gebracht werden soll. Das Wort ‚sa‘ bedeutet ‚riach‘ und ‚hinter‘; ich schließe daraus, daß der Empfänger des Briefes erst den Jahrmarkt besuchen soll, bevor er nach Karanorman-Chan geht. Und nach Menelik geht ja wohl der Weg, welchen die drei Reiter gestern abend eingeschlagen haben. Nicht?“
    „Ja“, antwortete Hulam, „du hast recht, Effendi. Dieser Barud el Amasat ist nach Menelik. Dort wird man ihn sicher treffen.“
    „So wollen wir keine Zeit verlieren und möglichst schnell aufbrechen. Zugleich aber wird es nötig sein, einen Boten nach Iskenderiëh zu Henri Galingré zu senden, um ihn zu warnen.“
    „Das werde ich besorgen. Aber ehe ihr aufbrecht, nehmt ihr ein Mahl bei mir ein, und ferner muß ich die Erlaubnis haben, für euch zu sorgen!“
    Es läßt sich in kurzen Worten sagen, daß wir in zwei Stunden reisefertig im Hof hielten. Wir waren vier Personen: Osco, Omar, Halef und ich. Die anderen mußten zurückbleiben.
    „Effendi“, frage Isla, „für wie lange Zeit wirst du Abschied nehmen?“
    „Ich weiß es nicht. Erreichen wir die Gesuchten bald, so kehre ich zurück, um Barud el Amasat nach Edreneh zu bringen. Entgehen sie uns längere Zeit, so ist es möglich, daß wir uns niemals wiedersehen.“
    „Das wolle Allah nicht! Und wenn du jetzt in deine Heimat gehst, so mußt du einmal wieder nach Stambul kommen, damit wir dein Angesicht wiedersehen. Deinen Hadschi Halef Omar aber sendest du uns jetzt schon zurück!“
    „Ich gehe dahin, wohin mein Effendi geht!“ meinte Halef. „Ich scheide nur dann von ihm, wenn er mich von sich jagt.“
    Da wurden die drei Khawassen eingelassen, welche der Kadi schickte. Ich hätte beinahe laut aufgelacht, als ich sie erblickte. Sie saßen auf Kleppern, von denen keiner hundert Piaster wert war, staken bis über die Ohren in Waffen, hatten dabei aber das friedfertigste Ansehen von der Welt.
    Der eine kam herbeigeritten, blickte mich forschend an und erkundigte sich:
    „Effendi, bist du es, der Kara Ben Nemsi heißt?“
    „Ja“, antwortete ich.
    „Ich habe den Befehl erhalten, uns bei dir zu melden. Ich bin nämlich der Khawass-baschi.“
    Er war also der Oberste von den dreien.
    „Hast du den Verhaftungsbefehl bei dir?“ fragte ich.
    „Ja, Effendi.“
    „Könnt ihr gut reiten?“
    „Wir reiten wie der Teufel. Du wirst Mühe haben, Schritt mit uns zu halten.“
    „Das freut mich. Hat euch der Kadi aufgeschrieben, wie viel ihr täglich zu bekommen habt?“
    „Ja. Du hast für die Person täglich zehn Piaster zu bezahlen. Hier ist das Schreiben.“
    Die Notiz lautete wirklich auf zehn Piaster pro Tag und Person. Das war ja ganz anders, als es der Kadi mit mir vereinbart hatte! Eigentlich hätte ich ihm die drei Helden, welche wie der Teufel ritten, zurückschicken sollen; aber ein Blick auf sie belehrte mich, daß ich sie wohl gar nicht ewig zu besolden haben werde. Der Khawass-baschi hing auf dem Pferd wie eine Fledermaus an der Dachrinne, und die beiden anderen schienen ganz nach demselben Muster gebildet zu sein.
    „Wißt ihr denn, um was es sich handelt?“ fragte ich sie.
    „Natürlich!“ antwortete der Anführer unserer Trabanten. „Wir sollen drei Kerls ergreifen, die ihr nicht zu fangen vermögt, und euch dann mit ihnen nach Edreneh transportieren.“
    Das war eine höchst wunderbare Art und Weise, sich auszudrücken; aber doch gestehe ich, daß die

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