14 - Unheimliche Schwestern
zurück ins Haus, um sich Joyces schlanke Küche zu gönnen, schüttelte ihren
Kopf und überlegte sich, dass sie das Wort »normal« wohl aus ihrem Vokabular
streichen sollte. Es gehörte da einfach nicht hin.
»Und
das wird es auch nie«, flüsterte sie mürrisch.
3
»Ich
kann nicht glauben, dass das passiert ist! Kannst du mir erklären, wie so was
passieren kann? Es ist ja nicht so, dass wir in dieser dämlichen kleinen Stadt
nicht schon genug hätten, vor dem wir uns in Acht nehmen müssten!«
»Rumjammern
bringt überhaupt nichts, Viva. Wir brauchen einen Plan.«
»Bevor
wir alle krepieren!«, pflichtete Viva knurrend bei.
Es
gab eine Pause, in der manche der Vampire über diese profunde Wahrheit
nachdachten, während einige andere, die der wilden Geschichte der beiden keinen
Glauben schenken wollten, ihre mit geronnenem Blut unterlaufenen Augen rollten
und dabei ihre grausam entstellten Köpfe schüttelten.
Der
Raum war der Keller eines Pleite gegangenen Spielzeugladens in einem
Außenbezirk von Sunnydale. Es war ein feuchter, nicht sonderlich einladender
Würfel mit bis zur Decke reichenden Fenstern, die in Bodenhöhe den Blick auf
die Finsternis der Nacht freigaben. Eine Gruppe weiblicher Vampire hatte sich
hier dauerhaft niedergelassen. Ihre Höhle sollte dem Bronze so ähnlich wie
möglich sehen. Auf der einen Seite des Raumes hatten sie Bretter so
übereinander gehäuft, dass das Ergebnis einer Bühne ähnelte. Auf der gegenüberliegenden
Seite des Raumes waren ebenfalls Holzbretter angehäuft worden, die nun einen
Bartresen imitierten. Von einer Vampir-Band hatte noch niemand gehört, was auch
daran lag, dass keine von ihnen singen konnte - diese Fähigkeit hatten sie auf
die gleiche Weise verloren wie Körperwärme, Fruchtbarkeit und Heißhunger auf
Tacos -, und deshalb thronte ein außergewöhnlich großer Ghettoblaster auf der
Bühne, der eine Vielzahl gestohlener CDs in die Weltgeschichte dröhnte, von so
obskuren Gruppen wie »Wurmfutter« und »Blutschlag«.
Weihnachtsbeleuchtungen
hingen wie Spinnweben von der Decke herunter. Kleine, ausgestopfte Tiere waren
an den Drähten aufgeknüpft worden. Ihre Beine und Schwänze baumelten schlaff
unter den leblosen Körpern. Es war Vivas Idee gewesen, einen Schuppen
aufzumachen, zu dem nur Vampir-Bräute Zutritt hatten. Weil es so schwer war,
sich von ihren männlichen Gegenstücken loszueisen, die eigentlich nur daran
interessiert waren, Blut zu trinken und die Jägerin zu vernichten, fanden die
Ladies es mitunter auf dämonische Weise entspannend, unter
Geschlechtsgenossinen zu bleiben.
Aber
nicht heute Abend. Heute auf gar keinen Fall.
Viva
strich mit einem scharfen Fingernagel über die Zündfläche einer
Streichholzschachtel. Blaue Funken stoben in die Luft. »Die Zeit der Olympier
ist längst vorbei«, knurrte sie wütend. »Sie sollte es besser wissen, als mit
ihren verzogenen Gören zum Höllenschlund zu kommen. Aber hier ist SIE nun und
versucht, wieder IHRE Macht auszuüben. Unsere menschliche Nahrung wird wieder
vergiftet werden und tödlich für uns sein. Von all dem mal abgesehen, ist SIE
so widerlich in sich selbst vernarrt. Tödlich und in sich selbst vernarrt - was
für eine Kombination!«
Becky,
der Albino vom letzten Abend, hatte zu ihren Lebzeiten im Chicago der 30er
Jahre als sehr beliebte Radiosprecherin gegolten. Nervös ging sie auf und ab.
Ihre katzenähnlichen, gelben Augen glühten vor Wut.» Okay, also was machen wir
jetzt? Wir können sie nicht töten! Wir wissen nicht, wie man sie tötet!«
»Stimmt«,
pflichtete Viva ihr bei. »Wir brauchen eine Jägerin, und…«
»Halt
die Klappe, Viva!«, herrschte Barb sie an. Barb war in den 50er Jahren eine
Kellnerin gewesen und trug kurzes blondes Haar. »Wir werden die Jägerin nicht
fangen. Du hast es Freitag versucht und schau dir an, was das Ergebnis ist. Ein
paar zu Staub zerfallene Freunde. Wir müssen die Olympierin und ihre beiden
Maden allein loswerden. Seid ihr nur wachsam, wenn sie nachts in Erscheinung
treten.«
»Nein,
nein, nein!«, platzte Viva dazwischen. »Ihr hört mir nicht zu! Sie vergiften
nicht nur unsere Nahrung, sie selbst sind für uns das gefährlichste Gift. Wir
brauchen die Jägerin! Sie hat viele Dämonen und Teufel gekillt. Sie ist unsere einzige
Hoffnung.«
»Ich
glaube nichts von diesem Müll!«, kommentierte Nadine. Sie war die älteste der
anwesenden Untoten und 1864 während des Bürgerkriegs gezeugt worden. Ihr
rabenschwarzes Haar
Weitere Kostenlose Bücher