14 - Unheimliche Schwestern
rundeten das Bild ab und verliehen der Bücherei eher die Atmosphäre
eines Privatraums eines vermögenden, britischen Exzentrikers, als die einer
öffentlichen amerikanischen Schuleinrichtung, die die Sunnydale High letzten
Endes nun mal war. Der Ort roch nach Büchern und Intrigen.
Buffy
sah, dass Giles wegen Mo Moon noch irritierter war als am Vortag. Die Frau
hatte ein Memo auf seinem Tisch zurückgelassen, auf dem stand, dass sie
geschäftlich in der Stadt zu tun hätte - sie trommelte Sponsoren zusammen, die
die Kandidatur ihrer Töchter für die Miss Sunnydale High-Wahl unterstützen
würden -, sie aber später zurückkehren würde und dann die angeforderten Bücher
in Kisten vorzufinden wünschte, damit diese umgehend einsortiert werden
könnten.
»Ein
kalter Tag in der Hölle«, murrte Giles nur, während er seinen Feigenbäumen
Wasser gab. Seine Hand zitterte und nur mit Mühe verhinderte er es, das Wasser
zu verschütten.
»Alles
klar, Giles?«, antwortete Buffy. »Sie sind immer jemand gewesen, der mit
Eleganz und Würde für seine Prinzipien eintritt.«
»Daran
kann kein Zweifel bestehen«, sagte er mit angespannter Stimme. »Und wie war
gestern Abend die Patrouille?«
»Ich
habe bloß einen abgestaubt, so ’nen Einsamen-Wolf-Typen mit schlechtem Gehör
und ’ner Tendenz zu Schimpfwörtern. Unten beim Eisstadion. Nichts
Spektakuläres.«
»Gute
Arbeit«, urteilte Giles.
»Klaro.
Hey, lassen Sie sich von der Krähe bloß nicht runtermachen.«
»Niemals«,
entgegnete Giles mit der Andeutung eines Lächelns. »Niemals.«
Buffy
gab ihr Bestes, in den ersten Schulstunden zumindest ansatzweise aufzupassen,
aber immer wieder kreisten ihre Gedanken um die Entscheidung Modenschau oder
Wandern/Camping. Zu jeder Option kritzelte sie das Für und Wider in ihr
Notizbuch, aber irgendwie waren beide gleich unattraktiv. Tolle Situation.
Vor
dem Mittagessen machte sie einen kleinen Abstecher zum WC. Vor einem Spiegel
betrachtete sie sich kritisch und machte, da außer ihr niemand im Raum war, ein
paar ausladende Schritte, die, wie sie dachte, perfekt für eine Modenschau
wären. Sie hatte es echt drauf. Die Mutter-Tochter-Nummer würde sie locker
hinbekommen und dabei eine gute Figur machen, das wusste sie. Joyce würde das
anerkennen. Cordy würde auch eine Menge Spaß haben, aber wenn das ihre größte
Sorge war, dann hatte sie wirklich keine Sorgen.
»Aber
was ist mit Dad und seinen Plänen für ein Wander-Wochenende?«, flüsterte sie
vor sich hin. Mitten auf dem improvisierten Laufsteg hielt sie an und zuckte
mit den Schultern. »Er wird enttäuscht sein. Wir haben schon so lange nichts
mehr gemeinsam unternommen.« Sie zog die Träger ihres Rucksacks über eine
Schulter und atmete tief ein.
»Buffy!«
Es war Willow, die in der Tür zum WC stand und mit den Armen ruderte. »Das
musst du unbedingt sehen!«
Im
Foyer gab es ein schwarzes Brett für die Schüler, wo Clubs und andere
Schülerorganisationen ihre Nachrichten veröffentlichen konnten. Aber auch
handgeschriebene Kauf- und Verkaufangebote für gebrauchte Autos hingen dort,
ebenso wie für Bücher, Computer oder CDs. Schülerinnen boten sich als
Babysitter an und Schüler versprachen, den Rasen ihrer Auftraggeber besonders
gründlich zu mähen. Natürlich kündigten die Flyer auch die bevorstehende Wahl
der Miss Sunnydale High an. Fotos der Bewerberinnen hingen dort, ebenso wie die
Namen der Sponsoren. Cordelias Sponsor war Wandas Wolle-Welt, die verkündete,
ausnahmslos alle Strickutensilien im Sortiment zu haben.
»Was
muss ich gesehen haben?«, erkundigte sich Buffy wenig begeistert bei Willow.
»Das.«
Willow zeigte auf einen länglichen, weißen Zettel, der genau in die Mitte des
Brettes getackert worden war. Es war eine Petition. Schon die Schlagzeile ließ
keine Frage offen, um was es ging: »Gleiches Recht für Sportlerinnen -
Unterstützt Allison Gianakous’ Recht, für das Basketball-Team der Jungen
vorzuspielen!« Jemand hatte die Petition mit kleinen Basketbällen und
Football-Aufklebern dekoriert, und am unteren Ende des Zettels konnte Buffy
immerhin schon sieben Unterschriften sehen. Die erste stammte von Allison
Gianakous persönlich. Die zweite und dritte von Polly und Calli Moon. Darunter
folgten drei weitere Mädchennamen. Cordelia hatte als siebte unterschrieben,
und zwar auf eine Weise, die an ihrer Missgunst keinen Zweifel ließ.
»Fast
wie in früheren Zeiten, als die Leute noch gegen Dinge protestiert haben,
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