14 - Unheimliche Schwestern
und stellte sich vor seinen Schreibtisch. Sie hatte diesen
Mann noch nie leiden können. »Ich bin Joyce Summers, die Mutter von Buffy
Summers. Ich bin hier, um Ihnen davon zu berichten, das ich mir große Sorgen
mache. Mit Sicherheit leisten Sie an dieser Schule großartige Arbeit. Es muss
schwer sein, die Verantwortung für so viele junge Menschen zu tragen.« Sie
wählte ihre Worte vorsichtig.
»Mhhm«,
machte der Direktor. Er wandte sich ihr nun vollends zu. Seinen Kopf hielt er
zur Seite geneigt. Er schien vollkommen geistesabwesend zu sein.
»Aber
Buffy hat mir von einem Problem berichtet, das es hier gibt«, fuhr Joyce fort,
»und ich empfinde es als meine Pflicht, Ihnen mitzuteilen, dass mir das, was
ich gehört habe, nicht gefällt. Eine Gruppe Mädchen versucht, die Schule unter
ihre Kontrolle zu bringen, und sorgt so für Spannungen und Konflikte.«
»Konflikte?«
Die Augenbrauen des Mannes zogen sich zusammen. »Hier gibt es keine Konflikte.«
»Die
Mädchen lassen nur ihren eigenen Willen zu. Sie machen Jungen dafür
verantwortlich, dass sie, na ja, halt als Jungen geboren wurden. Können Sie mir
sagen, was Sie zu tun gedenken, um ein Verschlimmern der Situation zu
verhindern?«
Der
Direktor legte seine Handflächen auf den Schreibtisch und fixierte mit seinem
Blick einen Stapel Papier, der neben dem Telefon lag. Er blies seine Backen auf
und pustete die Luft dann stoßweise wieder aus. Dann sah er erneut auf. »Oh,
hallo! Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Mr.
Snyder?«, fragte Joyce erstaunt. Sie fühlte sich im falschen Film. Was stimmte
mit dem Mann nicht? Es wirkte so, als hätte er die gesamte vorangegangene
Konversation nicht registriert. »Ich habe Sie auf das Problem mit den Mädchen
angesprochen.«
»Den
Mädchen? Mit den Mädchen ist alles in bester Ordnung. Die Mädchen der Sunnydale
High sind unser ganzer Stolz.«
»Die
Streitereien zwischen Jungen und Mädchen geraten allmählich außer Kontrolle…«
»Nichts
gerät hier außer Kontrolle, Mrs….?«
»Ms.
Summers«, nannte die allmählich verärgerte Joyce nochmals ihren Namen. »Mir war
zu Ohren gekommen, dass…«
»Nichts
gerät hier außer Kontrolle, Ms. Summers«, wiederholte Direktor Snyder seine
Behauptung. »Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Nachmittag. Und vielen Dank,
dass Sie mal vorbeigeschaut haben.«
Er
drehte sich wieder zum Fenster um und blickte hinaus auf den Sonnenschein. Das
Gespräch war offensichtlich für ihn beendet.
Joyce
sah ihn einen Augenblick an und verließ dann das Büro. Sie würde sich an den
Elternbeirat und die Schulbehörde wenden. Wenn nötig, würde sie dem
Bürgermeister schreiben. Ein netter Mann, so freundlich und ordentlich. Und er
hatte immer einen klugen Rat zur Hand, fast so, als hätte er schon eine
Ewigkeit Erfahrungen gesammelt.
Direktor
Snyder dagegen war und blieb Direktor Snyder. Wenn er auf dumm machen wollte,
war das seine Entscheidung. Joyce konnte auch mit harten Bandagen spielen. Das
war sie ihrer Tochter schuldig. Und auch den anderen Schülern.
»Ms.
Summers?«
Joyce
drehte sich um und sah sich einer Frau gegenüber, der sie noch nie begegnet war
und die ihr freundlich lächelnd die Hand entgegenstreckte. Es handelte sich um
eine sehr schöne Frau. Ihre maßgeschneiderte graue Kombination und das
schwarze, adrett hochgesteckte Haar waren ein echter Blickfang.
»Ms.
Summers?«, wiederholte sie und ihre Stimme überschlug sich förmlich vor Freude.
»Hallo, es ist so schön, Sie endlich kennen zu lernen. Ich bin Mo Moon, die
Beauftragte für die Schulbücherei.«
»Hallo«,
grüßte Joyce zurück. Sie schüttelte die Hand der anderen Frau, deren Druck ein
wenig zu fest war, so dass Joyce ihre Hand schnell wieder zurückzog. »Kennen
Sie mich?«
»Ich
kenne Ihre Tochter, Buffy«, erklärte Mo. »Ein erfrischendes Mädchen! Ich wollte
mich nur vorstellen und fragen, ob Sie einen der Handzettel der
Frauengesellschaft bekommen haben. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie zu
unserer ersten Versammlung kommen würden. Das genaue Datum steht noch nicht
fest, da ich erst noch mehr Eindrücke von der örtlichen Gemeinschaft sammeln
möchte und nicht weiß, wann es den interessierten Frauen am besten passen
würde. Ich war bislang sehr mit meiner Arbeit an der Schule
beschäftigt, aber das ist bald vorbei. Darf ich Sie auch auf die Liste setzen?«
»Oh,
das ist ein wenig überraschend. Das kann ich noch nicht genau sagen«,
antwortete Joyce. »Sagten Sie, Ihr Nachname sei
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