14 - Unheimliche Schwestern
du mir hierbei hilfst«, sagte Buffy zu Oz, während die
beiden vor dem Computer der öffentlichen Bücherei saßen und den blinkenden
Cursor auf dem ansonsten leeren Bildschirm ansahen. »Ich bin kein
Computerfreak, ich töte Vampire.«
»Ich
bin auch kein Computerfreak«, erklärte Oz. »Wenn es nicht unbedingt sein muss.«
»Ja,
klar doch, Mr. Technikzauberer«, foppte Buffy ihn. »Einer der zwei Schüler, die
während der Karrierewoche von dieser Computer-Software-Firma eingestellt
wurden. Ich schätze, die haben das nicht bloß gemacht, weil sie dein Gesicht mochten.
Obwohl du schon ein nettes Gesicht hast - ich habe nie das Gegenteil behauptet.
Aber du hast von dem Kram wirklich viel Ahnung. Ich weiß es. Und du weißt es.«
»Ich
steh mehr auf Musik.«
»Dann
beiß einfach in den sauren Apfel und denk dabei an Willow.«
Oz
schnappte sich die Maus.
Es
war fast 17.00 Uhr. Die lauten Jugendlichen, die sich hier noch vor zehn
Minuten herumgetrieben hatten, waren verschwunden und, wie Buffy vermutete,
wohl zum Abendessen nach Hause gegangen. Jedenfalls hoffte sie das, denn auf
die Weise hätten sie hier endlich ihre Ruhe.
Während
Oz anfing, mit der Maus fröhlich herumzuklicken, drifteten Buffys Gedanken kurz
zu ihren frühen Jugendtagen. War sie damals im Alter von 13 Jahren auch so laut
und nervtötend gewesen? Oh ja, absolut! Vielleicht sogar noch schlimmer. Sie
hatte sich mit ihren körperlichen Veränderungen herumschlagen müssen. Sie hatte
sich der ständig wachsenden Anziehungskraft, die sie auf Jungs ausübte,
ausgesetzt gesehen. Und sie hatte sich mit einem verwirrenden, aber wilden
Etwas auseinander setzen müssen, das tief in ihr verborgen war - etwas, das ihr
das Gefühl gab, ohne die obersten Hautschichten umher zu laufen, viel zu
empfindlich gegenüber anderen Menschen und Erfahrungen zu sein. Einem Etwas,
das ihr das Gefühl gab, sie sollte vielleicht gar nicht am Leben sein. Wie ihr
erst später klar geworden war, hatte es sich hierbei um ihre erwachenden
Jägerinnen-Instinkte gehandelt. Und auch heute noch konnten diese Gedanken sie
mächtig herunterziehen.
»Was
wollen wir denn herausfinden?«, fragte Oz.
»Alles
über Hypnose. Die Sache mit dem in-die-Augen-gucken. Schlechte Hypnose. Das
Gegenteil von guter Hypnose.«
Oz
hackte sich in den virtuellen Datenstrom.
Ein
paar faltige Rentner saßen auf der anderen Seite des Raums und hackten in die
Tastaturen. Erstaunlich unflätige Flüche drangen jedes Mal an Buffys Ohr, wenn
die von der Gicht geplagten Finger mal wieder eine falsche Taste erwischt
hatten. Ein altes Paar saß auf Plastikstühlen nebeneinander, lachte vor sich
hin und verschickte E-mails in die Welt. Vielleicht hatten die beiden ja gerade
ein Date. Vielleicht waren sie sogar ineinander verliebt. Sie wirkten wie
Teenager, wenn man mal von den künstlichen Gebissen und den Lesebrillen absah.
»Hey,
Oz«, sagte Buffy und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Begleiter.
»Erinnerst du dich an deine Teenie-Zeit?«
»Und
ob. Habe sie gehasst.«
»Ich
auch, aber kannst du dich noch daran erinnern, als dir klar wurde, dass du ein
Junge bist und die Mädchen Mädchen sind? Den ganzen Schlamassel?«
Oz
überlegte kurz und ein leichtes Grinsen stahl sich auf seine Gesichtszüge. »Das
ist mir schon in der Grundschule aufgefallen.«
»Ja,
ich weiß, aber es ist doch so, dass dir gar nicht klar wird, wer du überhaupt
bist, bis du dich körperlich veränderst. Was du bist. Zu was du wirst. Womit
ich nicht auf die Werwolf-Sache anspielen will. Nur auf die Jungs-Sache. Was
dachtest du damals, worauf es beim Junge-Sein ankommt?«
Oz
zuckte unschlüssig mit den Achseln. »Man erwartete von uns, dass wir athletisch
und stark sind. Wenn wir’s nicht waren, wurden wir gehänselt.«
»Wurdest
du gehänselt?«
»Wenn
ich es wurde, würde ich das heute zugeben?«
»Keine
Ahnung«, lächelte Buffy. »Was glaubst du, von wem diese Erwartungen stammten?«
»Von
den Eltern. Den Lehrern. Anderen Kindern. Dem Fernsehen. Bruce Willis. ›Sei ein
Mann. Weine nicht. Zeige keine Gefühle, nur deine Wut.‹«
»Und
was glaubst du, hat man von den Mädchen erwartet?«
»Dass
sie von den Jungs, die niemals weinen, beeindruckt sind. Von den athletischen
und starken Jungs.«
»Oh,
da liegst du wirklich falsch. Das stimmt absolut nicht.«
»Das
glaube ich schon«, beharrte Oz. »Was dachtest du denn damals, worum es beim
Mädchen-Sein geht?«
»Ich
war sicher nicht gerade das typische
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