1405 - Die Erben der Posbis
absolut unfruchtbar", hielt Atlan ihr entgegen. „Das war von ihren Erschaffern aus gutem Grund so in ihrem Genkode angelegt worden."
„Die hochentwickelte Molekularbiologie kann jeden Genkode manipulieren", sagte Iruna nachdenklich. „Bitte!" mahnte Atlan. „Malt den Teufel nicht an die Wand, bevor ihr ihn gesehen habt! Sonst machen wir uns ja selber verrückt."
„Du hast recht", erwiderte Iruna lächelnd und nahm ihre Hand wieder zurück, um ein paar Schaltungen vorzunehmen. „Außerdem kehren wir in dreißig Sekunden in den Normalraum zurück, um - diesmal auch mit den Hypertastern - in Richtung Hundertsonnenwelt zu orten, sozusagen dezent anzuklopfen und danach in einem Kurzmanöver bis auf wenige Lichtminuten an die Posbiwelt heranzugehen."
Kaum hatte sie es gesagt, da fiel die KARMINA in den Normalraum zurück.
Schräg voraus war die Hundertsonnenwelt als heller Lichtpunkt zu sehen.
Atlan korrigierte den Kurs des Schiffes so, daß der Bug genau in Zielrichtung wies. Gleichzeitig aktivierte Iruna die Hyperortung und schaltete sie auf maximale Leistung, damit sichergestellt war, daß die Gurrads auf der Hundertsonnenwelt beziehungsweise in den drei Raumstationen die Fremdortungsimpulse tatsächlich registrierten und ihre Stärke als Zeichen dafür einstuften, daß die Intelligenzen, die da in drei Lichtjahren Entfernung aufgetaucht waren, nichts zu verbergen hatten.
Die Ortungsergebnisse unterschieden sich nicht von denen, die die Ortungssonden an die Position der Geisterflotte gebracht hatten - was nicht anders zu erwarten gewesen war.
Nach knapp einer Minute nahm die KARMINA wieder Fahrt auf, ging nach der Anlaufphase in den Hyperraum und fiel wenige Minuten später wieder ins vierdimensionale Raum-Zeit-Kontinuum zurück.
Diesmal war die Posbiwelt so nahe, daß ihre zweihundert Sonnen auf der Videowand der Panoramagalerie auch ohne Vergrößerungsschaltung einzeln zu sehen waren.
Eine Kugelschale aus hochkarätigen Brillanten, die einen erdähnlichen, blauen Planeten mit Meeren, Kontinenten und weißen Wolkenbänken von allen Seiten gleichmäßig anstrahlten ...
Die KARMINA bremste ab und wartete in gleichbleibender Entfernung von zweieinhalb Lichtminuten zur Sonnenschale.
Sie brauchte nicht lange zu warten.
Nach elf Sekunden sagte der Syntronverbund: „Fremder Syntron hat Kontakt mit mir aufgenommen. Er fordert Identifikation von Schiff und Besatzung von mir, sowie Antwort darauf, warum der Anflug erfolgte."
„Antworte ihm, daß der Name des Schiffes KARMINA ist", befahl der Arkonide, „daß ich Gonozal heiße, ein Arkonide bin und mit einer Minimalbesatzung von einer gemischten Kolonie aus Andromeda komme. Sage ihm, der Anflug erfolgte, weil wir in wichtiger Mission nach den Magellanschen Wolken unterwegs sind und die Hundertsonnenwelt sozusagen auf unserem Weg liegt."
Die Syntronik bestätigte und befolgte die Anweisung, wie die Kontrollen verrieten. „Das ist ein Eiertanz", bemerkte Nuria respektlos. „Die Gurrads werden sich fragen, warum du dich nicht danach erkundigt hast, wer sie sind und was sie hier zu suchen haben."
Atlan zuckte die Schultern. „Natürlich ist es ein Eiertanz", gab er unumwunden zu. „Aber wer viel fragt, kann leicht das Falsche fragen - und bei unserem Wissen über die derzeitigen Verhältnisse, das im Grunde genommen nur aus einer riesigen Lücke besteht, würden wir garantiert das Falsche fragen."
Er wollte noch etwas hinzufügen, schwieg aber, als der Syntron sagte: „Identifikation übermittelt. Raumstation TORBORSCHER Ifunkt uns in Interkosmo an und verlangt Hyperkomkontakt zum Kommandanten."
„Kontakt herstellen!" befahl der Arkonide, während er sich in Positur setzte, um auf dem Bildschirm des gurradschen Hyperkoms eine möglichst vorteilhafte Figur zu machen.
Im nächsten Moment wurde der Bildschirm seines Hyperkom-Anschlusses hell.
Das dreidimensionale, farbgetreue Abbild eines Gurrads erschien in ihm.
Der Löwenmensch war von imposanter Gestalt. Hochgewachsen und muskulös, die mächtige lohfarbene Mähne streng nach hinten gekämmt, das Raubkatzengesicht grimmig verzogen, wirkte er wie einer seiner kriegerischen Urahnen, die ehedem als Guerilleros unter wahnwitzigen Entbehrungen und absoluter Todesverachtung gegen die Schwingungswächter gekämpft hatten.
Seine raubtierhaften gelben Augen funkelten grausam (so wirkte es jedenfalls auf Lemurerabkömmlinge), als er mit volltönender, kraftvoller Stimme auf Interkosmo sagte: „Mein Name
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