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1408 - Ein Tropfen Ewigkeit

Titel: 1408 - Ein Tropfen Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Dezimierung der Bevölkerungsschicht, zu der wir gehören, systematisch betreibt. Wenn wir zu gesund sind, dann haben die Regulatoren nichts zu tun. Und dann kommt es zur Bevölkerungsexplosion, und dann werden die Grenzen des Wachstums gesprengt.
    Und dann ist nicht mehr genug Luft, Licht und Wärme für alle da... und das darf nicht sein."
    Crude war entsetzt, er hatte Nim einfach nicht glauben wollen. Aber heute wußte er es besser. „Bei solchen Zuständen kann man gleich in den Untergrund gehen und als Unsichtbarer weiterleben."
    „Es gibt noch eine andere Möglichkeit."
    „Und die wäre?"
    „Eine Lebensgemeinschaft einzugehen und ein Kind in die Welt zu setzen. Dann steigt man automatisch in die Obere Gesellschaft auf, wird zum Unberührbaren, und dann kann einem niemand mehr etwas anhaben. Man ist Lieblingskind der Allermutter."
    So hatte Nim gedacht, und Crude hatte ihr geglaubt. Aber statt ihre Situation zu verbessern, wurde alles nur schlimmer. Die Kindererlaubnis wurde ihnen verweigert.
    Und als Nim auf ihre Bürgerrechte pochte, verlor sie ihren Job und ihren Status - und Crude ihren Gefährten, geschah das gleiche. Sie wurden in die unterste Gesellschaftsschicht eingereiht.
    Für Nim war das zuerst ein harter Schlag. Und bei einem Streit gestand sie Crude, daß sie ihn nur als Partner ausgesucht hatte, weil sie seine Befunde kannte und er ihr als geeigneter Vater für ihr Kind erschien. Sie machte ihn für ihr Schicksal verantwortlich, ja, sie trug sich sogar als Töterin ein... aber die Tat konnte sie dann doch nicht ausführen. Es blieb beim Mordversuch an ihm, und das brachte Nim weitere Schlechtpunkte in ihrem Bürgerblatt ein.
    Tiefer hätten sie eigentlich nicht mehr sinken können, außer sie hätten sich eine Gesetzesübertretung zuschulden kommen lassen, die mit Unsichtbarkeit bestraft wurde. Unsichtbare konnten ignoriert oder von jedermann getötet werden, wenn sie sich nicht rechtzeitig in den Untergrund zurückzogen. Aber das Leben dort, in der weiten, ungeheizten Winterlandschaft, war schlimmer als alles Vorstellbare.
    Man lebte dort in unmittelbarer Nachbarschaft mit dem Nichts, das alles Leben unerbittlich vereinnahmte, ja, man stand in der Todeszone mit einem Bein bereits im Nichts.
    Nim und Crude gewöhnten sich allmählich aneinander. Die gemeinsame Not schweißte sie zusammen, und schließlich konnte einer ohne den anderen nicht mehr leben. Zumindest konnte sich Crude ein Leben ohne Nim nicht mehr vorstellen. Sie sprach nie über ihre Gefühle zu ihm, aber er glaubte, ihre Zuneigung zu spüren.
    Sie waren genügsam geworden, kamen mit einem Minimum an Wärme und Licht aus. In den Dunkelperioden genügten ihre Sinne, um einander durch Tasten und Riechen zu finden. Wenn die Heizung abgeschaltet wurde, dann reichte ihnen die Wärme ihrer Körper, um nicht zu frieren.
    Auch Hunger litten sie nicht, denn die zugeteilten Illusamen-Rationen waren für sie beide mehr als genug.
    Nur eins fehlte ihnen zum absoluten Glück. Das war ein Kind. Als der Regulator kam, um Nim zu sterilisieren, wäre Crude fast zum Amokläufer geworden. Aber die tapfere Nim behielt die Übersicht. „Nicht, Crude", bat sie. „Darauf wartet er doch nur. Biete ihm keine Handhabe, dir etwas anzutun."
    Nach getaner Pflicht sagte der Regulator mit seiner künstlich verzerrten Stimme zu ihm: „Schade, daß ihr euch so brav gehalten habt. Aber vielleicht klappt's beim nächsten mal."
    „Unser Kind hätte Bomaz heißen können", sagte Nim, Und: „Wenn man uns nur ein fremdes Kind annehmen ließe. So viele Frauen haben illegitime Geburten. Es ist ein Jammer, daß diese Kinder unter die Nadel kommen."
    „Wovon sprichst du?" fragte Crude, der glaubte, Nim hätte durch die Sterilisation den Verstand verloren. Aber trotz aller Wunschträume war ihr Geist unbeschadet geblieben. „Ich weiß, was ich sage", behauptete Nim und erzählte ihm von diesen Vorgängen, über die sie in der Demoskopie Buch geführt hatte. Es kam vor, daß eine Frau ein Kind gebar, ohne dafür legitimiert zu sein. Entweder setzten diese Schwarzmütter ihre Neugeborenen einfach in der Todeszone aus, oder sie verständigten anonym die Behörden. Dann holten die Regulatoren diese Kinder ab und brachten sie dorthin, wo auch der Lebensweg der Alten endete, deren Uhr abgelaufen war.
    Die Nadel war das probate Mittel, ihre Lebensuhr zu stoppen. „Und dann? Was passiert mit den sterblichen Überresten?" fragte Crude, während er genüßlich an einer Kante

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