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1408 - Ein Tropfen Ewigkeit

Titel: 1408 - Ein Tropfen Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht von der Leere aufsaugen zu lassen.
    Ich habe mich verschätzt, dachte Crude entsetzt. Ihn erschreckte vor allem die Tatsache, daß er sich insofern geirrt hatte, weil er meinte, sich bereits auf sicherem Boden zu befinden. Dabei war hier noch die äußerste Randzone in unmittelbarer Nachbarschaft der Leere.
    Der Tod zum Greifen nahe! Und er hatte geglaubt, sich auf seinen Orientierungssinn etwas einbilden zu können! War er schon so taub, blind und empfindungslos, daß er nicht mehr wußte, auf welchem Terrain er sich bewegte?
    Er hatte den Regulator nicht gehört! „Zeige dich!" forderte die durch den Sprachverstärker verzerrte Stimme. „Oder ich hole dich heraus. Körperwarm oder gestorben, mir ist's gleich. Notfalls befördere ich dich auch ins Vakuum."
    Das war die rüde Sprache der Regulatoren. Unerwünschte Neugeborene waren für sie Schmarotzer, kinderlose Eltern, die sich der armen Würmer annahmen, nannten sie asozial.
    Crude wußte, daß er nicht mehr viel Zeit hatte. Zudem drückte ihm etwas Hartes ins Kreuz und lahmte seine linke Seite mit dem Arm, in dem er Bomaz balancierte. „Wenn uns einmal ein Kind erlaubt sein sollte, dann werden wir es Bomaz taufen", sagte Nim, seine Gefährtin, bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Er konnte das schon längst nicht mehr mit anhören.
    Darum hatte er einen Plan gefaßt, um ihr den Mund ein für allemal zu schließen.
    Aber nicht nur aus diesem Grund, denn eigentlich wollte er auch selbst ein Kind, damals, als sie sich kennenlernten. Wie hatte Crude auch ahnen können, daß der Wunsch bei Nim zur Manie werden könnte.
    Aber egal, wer der Vater des Gedankens war - Crude hatte sich entschlossen, Vater eines Sohnes zu werden. Und so war er losgezogen.
    Es gab keine andere Möglichkeit, als zum Kinderdieb zu werden, weil sie einfach keine Kindererlaubnis bekommen würden.
    Da war Illu davor.
    Illu Licht, Illu Wärme, Illu Herz - Illu Allermutter. Aber eigentlich war sie nur Mutter für die anderen.
     
    *
     
    Crude hatte früher ein recht zufriedenes Leben geführt, ohne Garantien zwar, aber immerhin mit gewissen Sicherheiten. Er hatte einen Job in der Lufterneuerung, das brachte einige Vergünstigungen mit sich.
    So durfte er einmal im Jahr zur Bilderschau, bekam jedes Quartal einen Genußbonus, und ihm standen überdurchschnittliche Licht- und Wärmerationen zu - mehr, als er für sich alleine eigentlich brauchte.
    Darum überlegte er nicht lange, als er Nim kennenlernte, und nahm sie zur Gefährtin. Sie war damals in der guten Position einer Demoskopin, was für Leute seines Standes dem Mutterstatus schlechthin entsprach.
    Aber die Wirklichkeit sah anders aus.
    Nim, die ja alle Daten über den genauen Populationsstand, die Zuwachsraten und die Abgänge in der Bevölkerung aus erster Hand hatte, glaubte damals, für sich eine Chance zu sehen, eine Kindeserlaubnis zu bekommen.
    Aber ihr Ansuchen wurde immer wieder mit fadenscheinigen Begründungen aufgeschoben.
    Crude lernte sie kennen, als er in der Demoskopie den Antrag stellte, seine gesparten Genußscheine gegen bessere Nahrungsmittelrationen einzutauschen.
    Er beantwortete alle Fragen gewissenhaft, auch die, warum er denn auf die Genußboni verzichten wolle. „Ich will mich nicht betäuben, ich möchte lieber meine Sinne schärfen und ein langes, gesundes Leben führen", antwortete er der Fragemaschine.
    Die Assistentin, die die Maschine bediente, schenkte ihm damals einen bemitleidenswerten Blick, den er nie vergessen würde. Sie flüsterte ihm nach der Befragung einen Treffpunkt zu - das „Trancetanz", das Lokal in Sachen Sinnesbetäubung -, und als sie sich dort trafen und sich scheinbar haltlos in den allgemeinen Trubel stürzten, teilte sie ihm auch inoffiziell mit, daß sein Ansuchen abgelehnt werden würde. „Warum? Warum nur?"
    „Die Oberen sind nicht daran interessiert, daß wir gesund bleiben und ein langes Leben haben", erklärte ihm Nim, denn um keine andere handelte es sich bei der Assistentin. „Sie wollen, daß wir uns berauschen und dabei unsere Körper und unseren Geist ruinieren. Wir nennen das in der Demoskopie ein Sterben auf Raten.
    Und irgendwann ist dann dein Befund nicht mehr zufriedenstellend, und sie schicken dir den Regulator."
    „Das ist nicht wahr!"
    „Es sind noch ganz andere Dinge wahr, von denen du nicht einmal eine Ahnung hast, Crude. Selbst ich, die ich an der Quelle sitze, kenne nur einen Bruchteil der ganzen schrecklichen Wahrheit. Aber ich weiß, daß man die

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