1409 - Der Kopf des Zwillings
das weiß ich nicht.«
»Wir waren es, denn wir wollten den verdammten Baum weghaben, weil er uns störte. Du hast ihn gefällt, das ist gut. Aber deine Arbeit ist noch nicht beendet.«
»Wieso denn? Der Baum…«
»Er liegt am Boden, das ist richtig. Nur wollen wir das haben, was mal unter ihm lag. Und du bist so etwas wie ein Trumpf für uns. Deshalb werden wir dich mitnehmen.«
»Nein, ich muss bei meiner…«
Ein Schlag mit der flachen Hand erwischte seinen Mund. Er kippte nach hinten, wurde aber festgehalten. Danach rissen ihn zwei Hände die Höhe.
Nicht mal einen letzten Blick auf Helen gönnten ihm die beiden Grauen, denn ein Hieb in den Rücken trieb ihn weiter, und zum ersten Mal in seinem Leben verspürte Burt Lester so etwas wie Todesangst…
***
»Gut, dass wir die Strecke kennen«, sagte Suko, »trotz GPS.«
Wir hatten die normale Straße verlassen. Zwar fuhren wir nicht quer durch die Prärie, aber der Feldweg war auf keiner Karte verzeichnet, und wieder wurden wir durch die Unebenheiten des Erdbodens durchgeschüttelt.
Ich hatte unserem Chef, Sir James, versprochen, ihn über den Fortgang des Falls zu informieren. Das tat ich jetzt, während Suko den Rover lenkte.
Die Aktentasche mit der wertvollen Fracht klemmte wieder zwischen meinen Waden, und als sich Sir James meldete, konnte ich ein kleines Kompliment nicht zurückhalten.
»Ich glaube, Sie hatten den richtigen Riecher, Sir.«
»Berichten Sie, John!«
Ich klärte ihn in den nächsten beiden Minuten auf, und auch er verwunderte sich darüber, welche Kreise dieser Fall bereits gezogen hatte.
»Aibon ist die Spur?«, fragte er.
»Wir rechnen stark damit.«
»Kennen Sie denn schon die genaueren Zusammenhänge?«
»Nein, leider nicht. Aber die Stelle, an der die alte Eiche zu Asche wurde, ist für uns der Ausgangspunkt. Es könnte sein, dass die Magie des Druiden-Paradieses bis dorthin reicht. Der Schädel hat meiner Meinung nach eine wichtige Funktion gehabt. Ich kann mir vorstellen, dass er vor langer Zeit von Druiden im Wurzelwerk des Baums versteckt wurde. Das zumindest denke ich mir.«
»Dass Mandragoro mit der Sache zu tun hat, schließen Sie inzwischen aus, John?«
»Nein, nicht ganz, aber vom Gefühl her tendiere ich eher zu Aibon.«
»Dann weiterhin viel Glück.«
»Danke.«
Als ich die Verbindung unterbrach, hielt Suko den Rover an. »Da sind wir.«
Wir kannten die Umgebung, und als ich mich umschaute, hatte sich nichts verändert. Alles war wie gehabt, nur Menschen hielten sich hier nicht mehr auf.
Wir stiegen aus. Die Aktentasche mit ihrem wertvollen Inhalt nahm ich mit. Wir ließen unsere Blicke schweifen. Die Eiche hatte schon ein Lücke hinterlassen, und sie lag noch immer am Boden.
Es war schon ungewöhnlich, dass der laue Wind die Reste nicht fortgeweht hatte, aber einiges war schon verrieselt, und so mussten wir sehr genau hinschauen, um den Baum in seinen Umrissen noch zu erkennen.
Ich hatte Zweifel, ob dieser Aschebaum noch wichtig für uns war.
Durch das Entfernen des Kristallschädels hatte man ihm das Leben genommen, und auch sein Wurzelwerk hatte sich verändert. Dort war der Boden nach wie vor aufgerissen, und genau diese Stelle interessierte mich.
Mit der Aktentasche kam ich mir vor wie jemand, der gerade Feierabend gemacht hatte, aber bei uns fing die ›Arbeit‹ erst an.
»Es ist verdächtig ruhig«, sagte Suko.
»Stört es dich?«
»Nein. Oder kaum. Aber von einer normalen Stille des Waldes möchte ich auch nicht sprechen.«
Da musste ich ihm zustimmen.
Für uns war das Loch im Boden wichtig. Wir blieben davor stehen und schauten zunächst nach, ob sich dort etwas verändert hatte.
Es war nicht der Fall, aber ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass genau diese Stelle ein Hort der alten Aibon-Magie war.
»Dann wollen wir mal«, sagte ich leise, als ich die Aktentasche öffnete.
Suko blieb in meiner Nähe. Er behielt die Umgebung im Blick, als ich den Kopf abermals mit beiden Händen umfasste und ihn behutsam aus der Tasche holte.
Ich legte den Kristallschädel in das Erdloch und blieb weiterhin in der Hocke, um ihn zu beobachten.
Natürlich wartete ich darauf, dass etwas passierte, aber es geschah nichts. Der ungewöhnliche Kopf hatte seinen Platz wiedergefunden, als wäre er nie fortgewesen.
Nachdem einige Zeit verstrichen war und ich wieder stand, hörte ich Suko sagen: »Okay, John, der Schädel liegt dort wieder. Stellte sich die Frage, was es uns gebracht hat.«
»Bisher
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