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141 - Das trockene Meer

141 - Das trockene Meer

Titel: 141 - Das trockene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Banditen.
    Dann hörte sie Collyn Hacker neben sich stöhnen und fiel erneut in Ohnmacht.
    ***
    Der Himmel hatte sich verfinstert. Es goss wie aus Eimern. Das Nass ließ den Urwaldboden dampfen. Nebelschwaden wogten um das bedrohlich wirkende Stadttor.
    Black saß, von seinem wasserdichten Umhang geschützt, auf dem Murometz. Er ritt, die Augen offen, die rechte Hand an der Strogoff, durch menschenleere Gassen und hielt nach einem trockenen Unterschlupf Ausschau.
    Die Stadt war ein Dschungel. Sie war noch zugewachsener als jene Waashtoner Viertel, in denen er früher im Auftrag General Crows patrouilliert war. Es war gespenstisch still in den Gassen. Alle Haustüren waren geschlossen. Vor den Fenstern solide aussehende Läden. Der Straßenbelag – Black nahm an, dass es Asphalt war – war aufgeplatzt. In den Löchern wuchsen Bäume. Der Wind bewegte ihre Äste und ließ sie gegen Hauswände und Fenster klatschen, sodass Black mehr als einmal zusammenzuckte.
    Welch unheimliche Szenerie. Was, um alles in der Welt, hatte Urla in dieser Geisterstadt zu suchen? Man sah doch auf den ersten Blick, dass hier niemand lebte…
    Dann: Geräusche. Das Klirren von Metall auf Metall. Ein Schrei? Ja. Aber von einem Menschen oder von einem Tier?
    Black bog in eine Gasse ein, hielt an und fragte sich, ob er eine Haustür aufbrechen und das Unwetter abwarten sollte.
    Dann wieder ein Schrei. Ein Mensch, unverkennbar. Und schließlich Hufschlag. Als Black den Kopf um die Ecke der Gasse schob, galoppierte ein reiterloses Murometz mit weit aufgerissenem Maul durch die Hauptgasse in Richtung Stadttor. Ihm folgten vier Männer mit wehenden Umhängen und gezückten Klingen. Sie wirkten aufgeregt. Einer schien verletzt zu sein, denn er wurde von zwei Gefährten gestützt.
    Als das reiterlose Murometz aus Blacks Blickfeld verschwand, fiel der Verletzte zu Boden. Die Männer, die ihn gestützt hatten, blieben stehen. Der Mann an der Spitze – es war Ygoor Saljakin, der Mann mit der weißen Feder am Hut – rannte weiter. Während ein Mann sich über den Gestürzten beugte, rief der andere einen Fluch hinter Ygoor her.
    Der Gestürzte war offenbar tot. Die beiden Männer verständigten sich kurz, dann folgten sie Saljakin, der nun in die Gasse einbog, an deren Anfang sich Black befand. Er kam so plötzlich um die Ecke, dass Bullwinkle scheute, sich auf die Hinterläufe stellte und Black abwarf. Mr. Black sprang sofort wieder auf, aber es war schon zu spät. Auch sein Reittier ergriff die Flucht.
    Ygoor, von Bullwinkles Reaktion so erschreckt, dass er zur Salzsäule erstarrte, stierte Black aus großen Augen an. Auch seine Begleiter kamen nun um die Ecke. Sie wirkten nicht minder erstaunt, hier einem Menschen zu begegnen.
    »Orguudoos Kreaturen«, brabbelte Ygoor und deutete aufgeregt in die Richtung, aus der er gekommen war. »Sie haben uns aufgelauert und aus dem Sattel gerissen…«
    Er schien nicht bei Sinnen zu sein. Black wusste nicht, was er von seinem Gerede halten sollte. »Und jetzt?« Er musterte die beiden anderen – abgerissene, verwegene Figuren, deren verschlagene Augen ihm sagten, dass es besser war, ihnen nicht den Rücken zuzukehren.
    »Sie verfolgen uns! Wir müssen uns verstecken!« Ygoor rannte los, seine Gefährten hinterher. Black schloss sich ihnen an. Sie bogen um zwei weitere Ecken.
    An einem dreistöckigen Haus, dessen Parterrefenster verrammelt waren, zückte Black seine Strogoff, richtete sie auf das Schloss und drückte ab. Es krachte. Der Schuss erzeugte ein sauberes Loch, das man nur sah, wenn man dicht an die Tür heran ging.
    Als Ygoor und seine Freunde Blacks Waffe sahen, wurden sie blass. Vielleicht war es ganz gut, ihnen zu zeigen, dass sie mit ihren Klingen keine Chance gegen ihn hatten.
    Sie huschten in das Haus hinein und tasteten sich durch einen finsteren Gang. Immerhin waren sie nun im Trockenen.
    »Wer bist du?«, fragte eine vierschrötig aussehende Gestalt argwöhnisch, als sie am Fenster standen und durch einen Spalt in den Läden in die Gasse spähten. »Was machst du hier?«
    Black nannte seinen Namen. »Ich suche zwei Freunde.«
    Der Mann nannte sich Wadim; sein Gefährte hieß Dzingis.
    »Und was macht ihr hier?«
    »Wir sind Jäger«, sagte Ygoor schnell. Viel zu schnell, wie Black fand. Auch Wadim schien dieser Meinung zu sein, denn Ygoor sah in seiner stutzerhaften Kleidung nie im Leben nach einem Jäger aus.
    »Da!«, zischte Dzingis. Er deutete ins Freie und duckte sich.
    Black reckte

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