Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
141 - Das trockene Meer

141 - Das trockene Meer

Titel: 141 - Das trockene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
hatte. Die Festungsstadt sah unheimlich aus. Er glaubte den Gestank des Todes förmlich zu riechen.
    »Weißt du genau, dass hier jemand lebt?«
    Urla schüttelte den Kopf.
    Hier war seit Generationen niemand mehr, dachte Hacker.
    Wer hat denn schon mal von einer Stadt gehört, zu der nicht mal ‘ne Straße führt? »Du warst noch nie hier, was?«, fragte er.
    Urla schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Willst du mir nicht erzählen, was es mit deinem Auftrag auf sich hat?«
    Urla seufzte. Sie schien mit sich zu ringen. Irgendwann gab sie sich einen Stoß und berichtete vom Auftrag ihrer Herrin.
    Als sie fertig war, stierte Hacker vor sich hin.
    »Tja…« Was sollte er dazu sagen? Zwar war er nach der Eiszeit zur Welt gekommen, doch er stufte sich aufgrund seiner jahrelangen Tätigkeit als Datendieb als relativ gebildet ein.
    Chemie war für ihn ebenso wenig eine unbekannte Größe wie die Menschen, die sich damit befassten, und er hatte sogar mal eine Liste von Nobelpreisträgern gesehen. Seine Expeditionen in die Untiefen des digitalen Pressearchivs im Bunker von Waashton hatten ihn auch mit Ufologen bekannt gemacht.
    Diese verschrobenen Menschen neigten dazu, sich in abgelegene Gefilde zurückzuziehen und kollektiven Selbstmord zu begehen, weil sie glaubten, ihre Seelen würden dann auf ein vorbei fliegendes UFO überwechseln. Hacker hatte eine Meinung über diese Leute: Sie waren Banane!
    Und nun hörte er von Urla, dass sie hierher gekommen war, um einen Stützpunkt dieser Deppen zu finden, die ein Mittelchen entwickelt haben sollten, die Menschen unsterblich machte. Es fiel ihm schwer, etwas zu sagen, das nicht beleidigend klang. »Und was machen wir jetzt?«
    Urla schaute sich um. Um sie herum herrschte Todesstille.
    Nicht mal die Waldvögel gaben Laut. Kein Zweig raschelte.
    Nirgendwo scharrte ein Nagetier in der Erde. Kein Lebewesen war zu sehen. Auch von den Banditen fehlte jede Spur – wenn man von den Hufabdrücken absah, die linkerhand an der Mauer entlang führten.
    »Wir gehen an der Mauer lang und suchen den Eingang in die Stadt«, sagte sie. »Und wenn wir ihn gefunden haben, gehen wir rein.«
    Hacker seufzte. »Na schön.« Er zog sein Murometz hinter sich her. Sie marschierten an der Mauer entlang. Irgendwann bogen sie um eine Ecke und erblickten weit vor sich ein offenes Stadttor.
    Als sie in die namenlose Stadt eindrangen, vernahm Hacker ein merkwürdiges Rascheln. Ehe er seinen Driller ziehen konnte, stürzten sich vermummte Gestalten auf sie. Urla schrie und zog ihre Klinge. Etwas Hartes knallte gegen Hackers Schädel und ließ ihn die Besinnung verlieren. Schon wieder!
    ***
    Die zahlreichen Hufabdrücke, die Black an der Stelle fand, an der er sich von Urla getrennt hatte, besserten seine Laune nicht.
    Was hatte sie ihm auf dem Dampfer über den Neffen ihrer Herrin erzählt? Ygoor war alles Böse zuzutrauen.
    Während Black das Fährtengewimmel untersuchte, saßen die beiden Narod’kratow geduckt auf ihren zottigen Yakks und warfen unbehagliche Blicke auf die Landschaft. Offenbar wussten sie nicht genau, wovor sie sich mehr fürchteten: vor der Rache ihres Herrn, der ihr Verschwinden inzwischen längst bemerkt haben musste, oder vor dem Wald, der den Kolyma an beiden Seiten umgab.
    Black wusste, dass die Höhlenbewohner sich noch nie so weit vom heimischen Seeufer entfernt hatten. Der Wald und das in ihm kreischende und fauchende Leben jagte ihnen Angst ein. Er war nicht davon überzeugt, dass die verhutzelten kleinen Burschen ihm eine Hilfe sein würden, wenn er Urlas Fährte aufnahm.
    Falls er sich dazu entschloss…
    Er war ziemlich sicher, dass vier oder fünf Reiter sich an ihre Fersen geheftet hatten.
    Ein Reiter war außerdem hier abgesessen – vermutlich, um Spuren zu lesen.
    Halt! Was war das? Blacks von unguten Gefühlen geplagtes Herz tat plötzlich einen Sprung. Er kauerte sich nieder und nahm einen Stiefelabdruck in Augenschein. Er war deutlich zu sehen. Das Profil kannte er doch?!
    Vor einigen Jahren hatten Mr. Eddy und Mr. White im Keller der Ruine eines Military-Ladens in den Außenbezirken Waashtons fünfzig gut erhaltene Stiefelpaare entdeckt, mit denen sich die Running Men eingekleidet hatten. Das Profil war bei allen identisch; Black stanzte es selbst bei jedem Schritt in den Boden. Aber das hier waren nicht seine Schuhabdrücke!
    War Mr. Hacker in der Nähe? Es konnte keine andere Erklärung geben. Black richtete sich auf.
    »Schlechte Nachrichten?«, fragte Morx.
    Black

Weitere Kostenlose Bücher