1448 - Flucht ins Bluthaus
Ich saß auf der Ladefläche des Transporters. Es gab keine Polster unter meinem Hintern, dementsprechend durchgeschüttelt wurde ich auf einigen schlechten Wegstrecken. Ich bekam es schmerzhaft zu spüren. Im Gegensatz zu den drei Frauen und zwei Männern, die vor mir auf der Ladefläche lagen.
Menschen, die sich nicht bewegen konnten, die tot aussahen, aber nicht tot waren. Wenn man so wollte, lagen sie in einem tiefen Schlaf. Exakt traf das nicht zu, denn tatsächlich waren sie hypnotisiert worden. Und das von einem Mann, der Saladin hieß und der wohl der beste und auch skrupelloseste Hypnotiseur der Welt war.
Er und der Supervampir Mallmann hatten sich zu einem Team zusammengeschlossen. Gemeinsam arbeiteten sie daran, eine Vampirwelt aufzubauen. Sie lag in einer anderen Dimension, und Mallmann alias Dracula II wollte mit seiner Welt so etwas wie eine Parallele zu der normalen Welt schaffen, aus der er kam.
In der Vampirwelt fühlte er sich wohl. Und er wollte nicht allein bleiben. Sie sollten mit seinen Vasallen bevölkert werden, was er auch bereits teilweise geschafft hatte. Das wussten wir von Besuchen in diesem Reich.
Den Hals bekam er nie voll. So hatten er und Saladin sich einen neuen Plan zurechtgelegt. Mallmanns Helfer sorgte dafür, dass Menschen hypnotisiert wurden. Sie waren dann völlig wehrlos und für Mallmann natürlich eine ideale Zielgruppe.
Sie würden ihm keinen Widerstand entgegensetzen, wenn er zubiss. Sie würden es in ihrem Zustand nicht mal merken. Die fünf Menschen, die wir in einer alten Halle in der Nähe des Hafens gefunden hatten, waren das beste Beispiel dafür. [1]
Allerdings hatte er ihnen noch kein Blut ausgesaugt. Sie waren gewissermaßen seine Reserve gewesen, und genau die hatten wir ihm weggenommen. Es war wirklich ein Problem gewesen. Wir hatten nicht gewusst, wohin mit ihnen. Da sie unter Saladins Knute stan den, waren sie für ihn immer greifbar. Praktisch an jedem Ort der Welt. Auch wir konnten sie nicht vor ihm und Dracula II in Sicherheit bringen, aber zumindest an einem Ort versteckt halten, an dem wir die Übersicht behielten.
Da hatte uns Justine Cavallo einen Vorschlag gemacht. Wo die Fahrt enden würde, hatte sie uns nicht gesagt. Weg aus der Großstadt und hinein in eine dörfliche Umgebung, vielleicht auch hinein in die Einsamkeit. Ob es ein guter Ort war, konnten wir noch nicht sagen, aber er sollte einsam liegen, und Justine hatte etwas von einem Haus gesagt, das sie gut kannte. In ihm hatte sie sich schon mehrmals aufgehalten und war angeblich sehr zufrieden gewesen.
Dass unsere Reise unbemerkt bleiben würde, darauf brauchten wir erst gar nicht zu setzen. Da Saladin mit den fünf hypnotisierten Menschen in Kontakt stand, konnte er jederzeit die Informationen von ihnen abzapfen.
Ich hatte mich breitbeinig hingesetzt, um so besser das Gleichgewicht zu halten. Da die Ladefläche an den Seiten keine Scheiben hatte, wusste ich überhaupt nicht, welchen Weg wir fuhren.
Das Ziel lag in der Einsamkeit. Justine Cavallo hatte von einem Haus gesprochen, einem Bau, der leer stand.
Ich war gespannt, welch eine Höhle sich dahinter verbarg. Justine hatte sich zurückgehalten. Und ob die Hypnotisierten dort wirklich sicher waren, wusste ich auch nicht.
Mitternacht lag längst hinter uns. Die letzten Stunden waren hart gewesen. So kam es, wie es kommen musste. Die Müdigkeit packte mich. Es passierte auch nichts. An die unruhige Fahrt hatte ich mich gewöhnt, die Menschen in meiner Nähe waren mir auch nicht feindlich gesonnen, und so konnte ich den Schlaf nicht länger zurückhalten. Mir fielen die Augen zu.
Ich sackte in mich zusammen. Es wurde ein Tiefschlaf, der beinahe einer Bewusstlosigkeit glich. Wie lange er andauerte, das wusste ich nicht, denn ich erwachte, als etwas Kaltes über mein Gesicht hinweg strich und ich eine Männerstimme hörte, die mich ansprach. Erst beim zweiten Mal fand ich heraus, dass es Suko war, der meinen Namen genannt hatte.
Ich öffnete die Augen und riss den Kopf hoch. In den ersten Sekunden wusste ich nicht, wo ich mich befand. Ich musste erst mal nachdenken, wischte über mein Gesicht und vernahm Sukos Lachen.
»Verdammt«, murmelte ich.
»Die Helden sind müde, wie?«
»Das kannst du laut sagen.«
»Man wird älter.«
»Stimmt.«
Ich wusste jetzt, wo ich mich aufhielt und warum ich in diesem Wagen steckte.
Es hatte sich nichts verändert. Abgesehen davon, dass unter der Decke die kleine Lampe brannte. Suko hatte die
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