141 - Ein Killer namens Ballard
Freunde zu schaffen.
Cruv, der Gnom von der Prä-Welt Coor, Tucker Peckinpahs Leibwächter, meldete sich so rasch, als hätte er auf den Anruf gewartet.
»Ich habe ein Problem, Kleiner«, sagte Lance Selby.
»Laß hören«, verlangte Cruv.
Der Parapsychologe sagte ihm, was er auf dem Herzen hatte: Jemand mußte sich des toten Nachtwächters annehmen, und zwar jemand, der keine dummen Fragen stellte und der nicht daran zweifelte, daß es schwarze Kräfte gab.
»Ich leite das an Mr. Peckinpah weiter«, versprach der Gnom. »Sonst noch was?«
»Im Augenblick nicht«, antwortete Lance Selby. »Oder doch. Eines würde mich interessieren: Weißt du, wo sich Tony Ballard zur Zeit aufhält?«
»So früh am Morgen? Bestimmt noch zu Hause.«
»Eben nicht.«
»Tja dann…«
In Schlagworten sagte der Parapsychologe dem Gnom, was er vorhatte.
»Du solltest diese Sache nicht allein angehen«, sagte Cruv.
»Ich bin nicht allein«, erwiderte Lance Selby. »Ich habe Oda bei mir.«
***
Vicky Bonney saß an der Schreibmaschine und tippte das erste Kapitel ihres neuen Buchs, auf das der Verleger bereits ungeduldig wartete.
Sie hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Ihre Gedanken schweiften immer wieder ab. Sie mußte an Tony denken, machte sich Sorgen um ihn und vertippte sich fortwährend.
Nachdem sie zwei Seiten geschrieben hatte, schaltete sie die Maschine ab und lehnte sich seufzend zurück. Man kann es nicht erzwingen, sagte sie sich. Wenn es nicht geht, geht es eben nicht. Morgen läuft es bestimmt wieder besser, denn bis dahin weiß ich, daß ich mir um Tony keine Sorgen zu machen brauche.
Sie erhob sich und verließ das Arbeitszimmer.
Die Eingangstür fiel ins Schloß.
Tony ist nach Hause gekommen!
dachte die Schriftstellerin und eilte in die Diele. Sie wollte ihrem Freund Vorhaltungen machen, weil er sie so lange im ungewissen ließ, doch in der Diele stand nicht Tony, sondern Boram.
Enttäuscht musterte Vicky den Nessel-Vampir. »Wo ist Tony?«
»Ich hatte gehofft, ihn zu Hause anzutreffen«, antwortete Boram hohl.
»Warst du mit ihm zusammen? Habt ihr gemeinsam das Haus verlassen?«
Boram nickte. »Wir fuhren zum Hafen, um Reenas, den schwarzen Druiden, zu treffen«, berichtete der weiße Vampir, und er erzählte, was geschehen war.
Vicky Bonneys Kehle wurde eng, als sie hörte, daß diese schwere Kette Tony beinahe erschlagen hätte.
»Ich konnte ihn nicht berühren«, sagte Boram. »Denn damit hätte ich ihm Kraft entzogen, und er war ohnedies schon geschwächt. Deshalb ließ ich ihn liegen und holte den Wagen, damit Tony nicht erst weit zu laufen brauchte, sondern gleich einsteigen konnte, wenn er zu sich kam. Als ich zurückkehrte, war Tony jedoch nicht mehr da. Ich habe ihn lange gesucht, aber nicht gefunden.«
Vicky strich sich nervös eine blonde Strähne aus dem Gesicht. »Wenn ich nur wüßte, was das zu bedeuten hat, Boram.«
***
Ich folgte einem magersüchtigen Burschen, ohne zu wissen, wie und wo ich seine Bekanntschaft gemacht hatte. Er führte mich in den Hof einer aufgelassenen Fabrik. Ich schaute mich um. Wo war Ellie Gadget? Wie hatten wir uns getrennt? Hatte der Psychopath sie nicht erwischt? Hatte sie mir zu helfen versucht?
Was tat ich während dieser Blackouts, das hätte mich wirklich interessiert. Hoffentlich nichts Ungesetzliches. Es ist verdammt unangenehm, wenn man sich auf sich selbst nicht mehr verlassen kann.
Der Magere blieb stehen. Er öffnete seinen Mantel wie ein Exhibitionist. Ich sah Dutzende Armbanduhren. Schmuggelware, wie mir der Bursche versicherte. Ganz billig.
»Welche Uhr möchtest du haben, Freund?« erkundigte sich der Magere. »Wie du siehst, habe ich alles - Damen- und Herrenuhren, mit Analog- oder Digitalanzeige. Such dir was Schönes aus. Ich mache dir einen Sonderpreis.«
»Ich brauche keine Uhr«, sagte ich.
»Willst du mich verarschen? Vorhin sagtest du, du wärst an einer Uhr interessiert«, sagte der Magere ärgerlich.
»Ich habe es mir anders überlegt.«
»Was glaubst du, wen du vor dir hast? Denkst du, ich würde dir eine kaputte Uhr andrehen? Die funktionieren alle tadellos. Bei mir wird keiner beschissen. Hier. Sieh dir dieses Prachtstück an. Hat mehrere Funktionen. Ist auch ’ne Stoppuhr, und sie weckt dich jeden Morgen mit einer anderen Melodie. Willst du mal hören?«
»Nein«, sagte ich knapp.
»Sie ist nicht teuer. Weißt du was? Du sagst mir, was du dafür bezahlen möchtest.«
»Nichts. Ich brauche keine Uhr«, wiederholte
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