1410 - Mallmanns Blut-Bräute
nicht«, erklärte die dritte Person, und die erste Sprecherin sagte: »Aber sie wird uns bald kennen lernen, darauf könnt ihr euch verlassen.«
»Gern!«
Sie waren wirklich ein eingespieltes Team. Ohne dass jemand einen besonderen Befehl hätte geben müssen, setzten sie sich in Bewegung und gingen auf Justine zu.
Die blieb gelassen. Sie stellte sich nicht breitbeiniger hin. Trotzdem – sie wollte den Kampf um das Blut des jungen Mannes auf keinen Fall verlieren.
»Kommt ruhig«, sagte sie. »Ihr werdet sehen, wer am Ende die…«
Sie sprach den Satz nicht zu Ende. Sie griff an. Und sie war verdammt schnell. Man konnte sie mit einem menschlichen Rammbock vergleichen, als sie gegen die Körper ihrer Blutschwestern prallte. Es würde hart auf hart gehen, und Justine hatte sich vorgenommen, keine Rücksicht zu nehmen.
Sie schlug mit den Handkanten zu. Sie fegte die dunkelhäutige Person und die blonde Frau an den Seiten weg. Jetzt hatte sie die Schwarzhaarige vor sich und rammte ihr das Knie in den Unterleib.
Schmerzen verspürt ein Wiedergänger nicht, aber der Stoß katapultierte ihre Gegnerin aus der Hütte.
Sofort wirbelte Justine herum. Sie hatte sich in eine Kampfmaschine verwandelt und sah die Blonde schnell und mit gefletschten Zähnen auf sich zu huschen.
Ein wuchtiger Tritt schleuderte auch die Blonde zurück.
Justine lachte. Sie fühlte sich in Form, und jetzt nahm sie sich die dritte Angreiferin vor. Die dunkelhäutige Roxy mit den öligen rabenschwarzen Haaren war schon sehr nahe. Sie hätte sich an Justine festklammern können.
Die wich keinen Schritt zur Seite, sondern wartete so lange, bis die an dere noch näher herangekommen war.
Eine Sekunde später traf Roxy der Kopfstoß.
Auch sie hatte keine Chance, sich zu halten. Sie taumelte nach hinten, und Justine sah wieder eine Gegnerin von der Seite her kommen. Es war die Blonde, und es stand auch fest, dass sich der Kampf ewig hinziehen konnte, denn das hier waren keine Menschen, die irgendwann eine Erschöpfung zeigten. Aber für Justine musste es ein Ende geben. Die wollte das Blut, und sie nahm sich vor, den verfluchten Angreiferinnen die Genicke zu brechen, sobald sich eine Chance ergab.
Mit den Fingerspitzen stach die Blonde nach ihren Augen. Das war auch eine Möglichkeit, jemand außer Gefecht zu setzen. Im letzten Augenblick ließ sich Justine in die Knie fallen.
Die Hand mit den beiden gespreizten Fingern fuhr über ihren Kopf hinweg. Zugleich riss Justine die Arme hoch. Sie rammte ihre Fäuste gegen das Kinn und auch gegen den Hals der Feindin, was sie ebenfalls nach hinten trieb.
»Allmählich werde ich sauer!«, brüllte Justine. Sie sah auch das Opfer. Peer lag nicht mehr. Er hatte sich hingesetzt. Sein nackter Oberkörper schimmerte im Licht des Mondes, und wahrscheinlich begriff er gar nicht, was hier ab lief. Er traf keine Anstalten, die Flucht zu ergreifen, und zog sich auch nicht an.
»Ich sauge dich noch leer«, versprach Justine. »Und besser ich als diese drei hier.«
Sie steckte voller Euphorie. Es brannte in ihr, und damit beging sie auch einen Fehler. Sie hätte auf ihre Umgebung achten sollen, vor allem auf das, was in ihrem Rücken geschah.
Dort hatte sich Dolores lautlos herangeschlichen, und sie hatte etwas in der Hand, dass sie draußen gefunden hatte.
Keine Waffe. Kein Beil, keine Stange und auch keinen harten Knüppel, sondern ein schlichtes Fischernetz, das sie bereits auseinandergezogen hatte.
Ihr Mund war von einem harten Lächeln gezeichnet. Noch zwei Schritte, und sie hatte die Schwelle überwunden. Die Distanz zu der nackten Justine war perfekt.
Ein kurzes Ausholen, dann schleuderte sie das Netz, das sich über den Körper der Nackten senkte, wobei Dolores vor Freunde aufschrie und der Cavallo einen Moment später die Beine wegtrat und zusah, wie sie zu Boden stürzte…
***
Urplötzlich hatte sich die Situation verändert, und das nicht zu Justines Besten.
Sie wollte wieder auf die Beine kommen. Ein nutzloses Unterfangen. Das Netz behinderte sie in ihren Bewegungen, und zugleich hatten ihre drei Gegnerinnen die Chancen erkannt und stürzten sich auf sie.
Selbst eine starke Person wie die Cavallo hatte in dieser Lage keine Chance. Natürlich versuchte sie es. Der Schrei der Wut stachelte sie an. Sie wollte um sich schlagen und auch treten und die Körper von sich schleudern. Es klappte nicht. Die Gewichte waren zu schwer.
Faustschläge trafen sie. Manche erwischten die Brust und den Hals.
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