1411 - Vampirehre
Jane lachte. »Jetzt lass uns gehen, deine Mutter will den Tee kochen.«
»Bin dabei.«
Jane ging zusammen mit dem Jungen zum Wohnzimmer. Sie versuchte, leise zu gehen, und schaute sich auf dem kurzen Stück hin um. Sie traute der anderen Seite alles zu.
Als sie an der Treppe vorbeigingen, spürte sie den Luftzug, der über die Stufen wehte. Dadurch war sie leicht irritiert.
»Weißt du, ob oben ein Fenster offen ist, Linus?«
»Nein.«
»Also geschlossen?«
»Müssten sie sein.«
Jane war davon nicht überzeugt. Ihrer Meinung nach musste etwas passiert sein, was ihnen entgangen war. Die Detektivin kannte die Raffinesse der Blutsauger. Sie waren immer für eine böse Überraschung gut. All ihre Sinne waren auf Alarm gestellt.
Das fiel auch Linus auf. »Glaubst du, dass sie im Haus sind, Jane?«
Sie wollte ihm die Wahrheit nicht sagen. »Das werden wir herausfinden, aber zuvor bringe ich dich ins Wohnzimmer.«
»Und dann?«
»Schaue ich mich um.«
»Du willst das Haus durchsuchen?«
»So ähnlich. Komm jetzt.«
Linus wehrte sich nicht. Er hatte längst erkannt, dass dies kein Spiel war. Als Jane auf die Wohnzimmertür zuging, blieb er dicht hinter ihr. Die Detektivin hatte ihre Waffe gezogen. Linus sah sie in Janes rechter Hand. Mit der linken drückte sie gegen die Tür und stieß sie auf.
Es hatte keiner das Licht eingeschaltet, deshalb lag der Raum im Halbdunkel. Die Umrisse der Möbel waren ebenso zu erkennen wie das Fenster gegenüber.
Im Garten brannte kein Licht. Dort herrschte die Dunkelheit.
Jane horchte auf ihre innere Stimme. Sie sah nichts, aber sie wollte das Licht einschalten. Der Schalter befand sich links von der Tür an der Wand. Sie riet dem Jungen noch, sich zurückzuhalten und streckte den Arm zur Seite hin aus.
Nach rechts schaute sie nicht. Genau dort befand sich der tote Winkel zwischen Tür und Wand.
Und dort lauerte die Gefahr!
Der Schatten löste sich, Jane hörte ein leises Geräusch, fuhr herum, und das war ihr Fehler.
So lief sie mitten in den brettharten Schlag, der sie am Hals traf und zu Boden schickte.
Der Schatten verwandelte sich in eine blondhaarige Frau, die lächelte und dabei den Mund so weit offen hielt, dass ihre beiden Blutzähne sehr deutlich zu sehen waren…
***
Bequem war es auf dem Sitz nicht eben, aber wir würden ja nicht stundenlang durch die Prärie rollen, und für eine kurze Zeit ließ es sich aushalten.
Auch beim langsamen Fahren musste ich mich festhalten. Da gab es nur eine Lösung. Ich hielt meine Arme um Justines Taille geschlungen, was ihr wohl Spaß machte, denn einige Male lachte sie und sprach mich darauf an.
»Fühlst du dich wohl in meiner Nähe, Geisterjäger?«
»Kümmer dich um deinen Kram!«
»He, wir sind Partner.«
»Ja, ja, ich weiß…«
Ich wollte mich nicht unterhalten. Und mich mit Justine zu streiten, hätte mich nur abgelenkt. Auf keinen Fall durfte ich vergessen, weshalb wir hier unterwegs waren, denn die verfluchten Blutbräute konnten überall lauern und aus dem Dunkel hervor hinterrücks zuschlagen.
Wir hatten unsere Runden gedreht und mussten feststellen, dass man uns in Ruhe ließ. Niemand griff uns an. Auch über uns am Himmel war nichts Verdächtiges auszumachen. Wir hatten auch die Nähe des alten Bahnhofs erreicht, der wirklich aussah wie ein Stück Nostalgie, das stehen gelassen worden war, um Filme in einer derartigen Kulisse drehen zu können.
»Was ist los?«, fragte ich, als Justine nicht mehr weiterfuhr.
»Wir müssen uns entscheiden.«
»Wie meinst du das?«
»Entweder fahren wir zum See oder drehen hier weiterhin die Runden. Aber es will mir einfach nicht in den Kopf, dass Mallmanns Blut-Tussen Tegryn verlassen haben. Hier ist das Blut. Hier können sie satt werden. Es ist alles so verdammt perfekt…«
»Ich mache dir einen Vorschlag.«
»Welchen?«
»Wir drehen noch mal eine Runde und werden auch bei den Hills vorbeifahren.«
Justine wartete mit der Antwort. Schließlich nickte sie und zeigte sich einverstanden.
»Gut, Partner, aber was versprichst du dir von einem Besuch bei ihnen?«
»Es könnte sein, dass diese Blutbräute Jane als eine leichtere Gegnerin einstufen. Erst sie, dann wir. Das könnte ihr Plan sein. Außerdem ist da noch der Junge.«
»Ist immerhin eine Möglichkeit.«
»Hast du keine bessere Idee?«
»Hör auf, Sinclair, ich habe keine. Ich will nur Mallmanns Bräute vernichten und meine Vampirehre wieder herstellen.«
»Ich wusste gar nicht, dass es so etwas
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