1411 - Vampirehre
locken. Ich will sie provozieren.«
Ich begriff. »Dann hast du sie nicht gefunden?«
»Genau.«
»Und warum bist du hier?«
Ihre Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. Zugleich öffnete sie den Mund, sodass ich die beiden Zähne sah. So präsentierte sie sich mir gegenüber nur selten, aber diesmal tat sie es, um mich wieder deutlich daran zu erinnern, mit wem ich es zu tun hatte.
»Kann sein, dass ich den gleichen Gedanken hatte wie du.«
»Du gehst davon aus, dass dieses Blut-Trio den jungen Linus besuchen will?«
»Möglich.«
»Keine Sorge«, beruhigte ich sie. »Jetzt bin ich hier.«
»Und wo steckt Jane?«
Ich deutete auf das Haus. »Bei Linus Hill.«
»Nicht schlecht.«
»Also brauchst du ihn nicht zu bewachen.«
Justine winkte ab. »Das hatte ich im Prinzip nicht vor. Mir geht es darum, Mallmanns Blutbräute zu finden. Sie scheinen Furcht zu haben, sonst hätten sie sich gezeigt. Kann auch sein, dass sie schon bei irgendwelchen Menschen eingedrungen sind, um sich deren Blut zu holen. Möglich ist alles.«
»Ach so«, sagte ich. »Aber die drei sind nicht allein. Ich hatte das Vergnügen, mit Freund Mallmann zu sprechen. Er hält sich hier ebenfalls auf. Er spielt den großen Beobachter, und ich denke, dass er seine Bräute genau über dich aufgeklärt hat.«
»Was will er sonst noch?«
»Das weiß ich nicht. Da musst du ihn schon selbst fragen. Ich weiß nur, dass er am Aufbau seiner Vampirwelt sehr interessiert ist. Seinen Bräuten wird er dort eine neue Heimat geben. Er will auch eine ganz neue Vampirwelt errichten. Ich bin gespannt, ob ihm das gelingt.«
Justine schüttelte den Kopf. »Er wird sie nicht in seine Vampirwelt bekommen. Dem setze ich einen Riegel davor. Darauf kannst du dich verlassen. Ich bin gekommen, um meine Vampirehre wiederherzustellen, und das werde ich auch schaffen.«
»Einverstanden.«
»Dann fahre ich jetzt weiter.«
Ich hatte blitzschnell eine Entscheidung getroffen und breitete beide Arme aus.
»Was soll das, John?«
»Vier Augen sehen mehr als zwei.«
»Und?«
»Nimm mich mit.«
Sie lachte kehlig, bevor sie den Kopf schüttelte. »Mitnehmen? Warum? Dein Platz ist hier und…«
»Jane kann auf den Jungen aufpassen. Außerdem denke ich da an einen gewissen See mit einer Blockhütte, an die du dich sicherlicht gut erinnern kannst. Wäre das nicht der perfekte Ort, um alles auszufechten?«
»Ja, das wäre er«, gab Justine zu. »Nur kann ich daran nicht so recht glauben. Nicht anzunehmen, dass meine Freundinnen so nostalgisch sind. Sie werden hier in der Nähe lauern.«
»Aber du willst trotzdem deine Runden fahren?«
»Sicher.«
»Dann nimm mich mit!«
»Wie du willst, Partner«, sagte Justine, als ich hinter ihr meinen Platz einnahm.
Das Wort Partner gefiel mir zwar nicht, aber in diesem speziellen Fall hatte sie nicht Unrecht.
Sie startete durch, und ich zog die Beine an, als wir langsam anfuhren…
***
Dolores, Mira und Roxy wussten Bescheid. Zwei weitere starke Feinde gab es. Und sie wussten nun auch, dass die Frau bei dem Jungen geblieben war. Die Nachricht war ihnen von Dracula II übermittelt worden, und der musste es schließlich wissen.
»Entscheidet euch. Ihr müsst euch trennen. Zwei kümmern sich um Sinclair, eine von euch nimmt sich die Collins vor und hat dann auch gleich den Jungen.«
Da sich die Blutsaugerinnen nicht einigen konnte, spielte Mallmann den Chef. Er entschied, wer was tat, und so wurde Mira auf Jane Collins angesetzt und die anderen beiden auf Justine und Sinclair. Wobei Mallmann sich bereit erklärte, ebenfalls die Augen offen zu halten, um, wenn nötig, zu Hilfe zu kommen.
Das beruhigte Dolores und Roxy, die sich von Mira trennten. Sie wussten sehr genau, was sie zu tun hatten. Dass sie sich vor allen Dingen nicht zeigen durften. Nur vorsichtig bewegen, darauf achten, nicht zu früh entdeckt zu werden. Beobachten und die Feinde unter Kontrolle halten. Dann im richtigen Moment zuschlagen.
Und so blieben sie in Deckung, aber sie bekamen fast alles mit. Sie hörten und sahen die Cavallo. Sie verfolgten sie auf ihrer Fahrt mit dem Motorrad, was kein Problem war, weil sie langsam fuhr.
So beobachteten sie aus sicherer Deckung das Treffen mit Sinclair und spürten instinktiv, dass die beiden zusammenbleiben wollten.
Als Sinclair auf die Maschine stieg, bekamen sie den Beweis.
»Wir holen sie uns.« Roxy lachte und riss dabei ihren Mund weit auf. »Ich freue mich schon auf Sinclairs Blut…«
***
Linus hätte sich
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