1412 - Der Pirat von Magellan
jeden Fall nur teilweise - Isolierung einzelner Raumsektoren in der Milchstraße ein Werk der Galaktiker war, dann drohte den Gurrads, die in diese Falle hineingeraten waren, zumindest nicht der Tod. Im schlimmsten Fall würden sie gezwungen sein, den Rest ihres Lebens auf einem fremden Planeten zu verbringen. Kein besonders schrecklicher Gedanke für einen Gurrad. Viele würden ein solches Schicksal sogar begrüßen - vor allem dann, wenn sie im Innern der Falle vor den gnadenlosen Angriffen der Fremden sicher waren.
Aber wie paßte Captain Ahab in dieses Bild?
Nandur Kham war sicher, daß er auch das noch herausfinden würde.
*
Das Archiv war zwar hell beleuchtet, machte aber dennoch einen finsteren Eindruck. Das lag an den Räumlichkeiten: eine riesige, niedrige Halle, die sehr alt aussah. Gewaltige Pfeiler versperrten den Blick in die Tiefe dieses unterplanetarischen Raumes.
Die meisten Gurrads wußten noch nicht einmal, daß es dieses Archiv gab. Andere wußten es zwar, ahnten aber nicht, wo sie danach hätten suchen sollen.
Das Archiv lag fast eintausend Meter tief im Felssockel eines kleinen Kontinents am nördlichen Pol von Ayshran-Ho. Um in die Halle zu gelangen, mußte man einen verborgenen Antigravschacht benutzen, und in den kam man nur hinein, wenn man dazu legitimiert war. Nandur Kham wußte, daß diese Legitimation nur ein erster Schritt war. Im Schacht gab es verschiedene Kontrollmechanismen. Ein Unbefugter mußte unweigerlich früher oder später in einer der Sperren hängenbleiben.
Der kleine Kontinent war für Gurrads uninteressant. Es gab hier nichts zu holen, was irgendeinen Wert besessen hätte. Das Land war kalt und unwirtlich. Diese Gegend hatte nur einen einzigen Vorteil: Sie war erdbebensicher. Das war der Grund dafür gewesen, daß man das Archiv an diesem Ort anlegte.
Natürlich gab es auf Ayshran-Ho noch viele andere Archive, und einige davon waren jedem Gurrad zugänglich, der dort nach Wissen suchen wollte. Aber sie gehörten alle bestimmten Gruppierungen: den Clans und den Familien, den verschiedenen Gilden und Berufsständen, den Handels- und Wirtschaftsorganisationen. Und darum enthielten all diese Archive stets nur einen Teil der Informationen, die die Gurrads zusammengetragen hatten.
Dieses Archiv war von ganz anderer Art.
Jeder Gurrad war verpflichtet, Informationen über fremde Völker und fremde Planeten an eine Sammelstätte weiterzumelden, und jeder Gurrad könnte sich umgekehrt durch diese Sammelstelle über Völker und Planeten informieren lassen. Die Berichte, die dort gespeichert wurden, waren nicht geschönt. Sie wurden nicht derartig überarbeitet, daß sie die Gurrads in einem sehr günstigen Licht erscheinen ließen.
Dieses Archiv enthielt auch solche Informationen, die dem selbstgeschaffenen positiven Bild nicht entsprachen.
Und in diesem Archiv suchte Nandur Kham nach den Spuren Captain Ahabs, beziehungsweise jenes Wesens, das er unter diesem Namen kannte.
Was er fand, klang nicht sehr positiv.
Dieser Ahab war ein Schlitzohr, ein ganz durchtriebener Bursche, der nur dem eigenen Vorteil nachjagte. Und er schien darüber hinaus ein ziemlich skrupelloser Bursche zu sein.
Nandur Kham las es mit großem Interesse.
Immerhin bestand offensichtlich tatsächlich eine gewisse Verbindung zwischen Ahab und den Terranern. Es gab zwar keine Hinweise darauf, daß Ahab tatsächlich ein Freund Perry Rhodans war - es war sogar sehr unwahrscheinlich, daß die beiden einander jemals begegnet waren -, aber die Verbindung mußte wohl existieren. Es war nur nicht sicher, ob sie positiver Natur war.
Nandur Kham studierte jeden Bericht, in dem Captain Ahab auch nur am Rand erwähnt wurde. Das war keine allzu große Arbeit, denn sehr umfangreich war dieses Material nicht.
Als er seine Arbeit beendet hatte, lehnte er sich in seinen Sessel zurück und schloß die Augen.
Er konnte nicht mit Sicherheit sagen, daß Captain Ahab ein Gegner der Terraner war, aber es gab umgekehrt auch keine Beweise dafür, daß dieser seltsame Springer als ein spezieller Freund dieses Volkes zu betrachten war.
Ahab war ein zwiespältiger Typ, dem man getrost so ziemlich alles zutrauen durfte, und er war offenbar einer, der um eines persönlichen Vorteils willen jederzeit bereit war, seine besten Freunde zu verraten und zu verkaufen.
Was würde dieser Captain Ahab tun, wenn ihm die Milchstraße, in der er stets gute Geschäfte gemacht hatte, plötzlich versperrt war? Würde er nicht
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