1412 - Der Pirat von Magellan
Status einer Freihandelswelt dadurch beeinträchtigt werden könnte. Die Kosmische Hanse respektierte die Bedenken der Tafelrunde."
„Aber die Hanse ist doch in Patembe trotzdem präsent - oder nicht?" fragte Nandur Kham. „Sie ist es."
„Bedeutet das, daß die Hanse die ursprünglich geschlossenen Verträge verletzt hat?"
„Nein. Jedenfalls nicht direkt. Und selbst wenn das der Fall sein sollte, würde es uns schwerfallen, es zu beweisen."
„Warum?"
„Weil es kein Hansekontor gibt - jedenfalls nicht in Patembe."
„Also hör mal", sagte Nandur Kham ungeduldig. „Das wird mir allmählich zu dumm! Ich war dort, und ich war bei Guben Tai. Der Bursche sitzt in einem Gebäude, in dem normalerweise sicher Hunderte von Leuten arbeiten. Und ich habe einiges von der technischen Ausrüstung gesehen, die diesen Leuten zur Verfügung steht, von den Antennen ganz zu schweigen. Dieses Gebäude ist ein Stützpunkt der Hanse - ist es so oder nicht?"
„Wie man es nimmt."
„Was soll das heißen?"
„Daß es eben kein offizieller Stützpunkt ist - kein Kontor. Die Galaktiker, die dort arbeiten, sind offiziell auch keine Angestellten der Kosmischen Hanse, sondern Privatleute - Händler, die uns Geschäfte mit der Hanse vermitteln."
„Das ist doch Wortklauberei!"
„Aber es hat bis jetzt hervorragend funktioniert. Außerdem ist Patembe nicht Eigentum der Hanse, sondern dort sind auch andere Handelsorganisationen vertreten."
„Und trotzdem ist dieser Guben Tai der Leiter der ganzen Angelegenheit?"
„Ja, aber das hat für uns keine Bedeutung. Die Bewohner von Patembe haben ihn dazu gemacht. Es ist ihre Sache, wem sie die Leitung der Enklave anvertrauen."
Nandur Kham beschloß, diesen Punkt ruhen zu lassen. Er kannte sich mit politischen Spitzfindigkeiten aus und wußte daher, daß es sinnlos war. weiter auf diesem Thema herumzu hacken. „Was wißt ihr über diesen Guben Tai?" fragte er. „Ist er zuverlässig?"
„Das ist schwer zu sagen. Er ist ein Terraner, und die sind für uns manchmal schwer zu durchschauen. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß er eigentlich nicht nur der Kosmischen Hanse, sondern sogar dem terranischen Geheimdienst angehört, aber es wäre sicher unmöglich, das zu beweisen. Er ist ein sehr vorsichtiger Mann. Und er hat sich selbstverständlich niemals etwas zuschulden kommen lassen."
„Ich nehme an, daß das die offizielle Version ist", sagte Nandur Kham spöttisch. „Und jetzt möchte ich gerne auch noch das hören, was nicht im offiziellen Dossier steht."
Der Gurrad - er hieß Gilan Shad, gehörte also einem der mächtigen, alteingesessenen Clans von Massengi an - hob die Hände und lächelte. „Er tut seine Pflicht, und dazu gehört es zweifellos, daß er sich auf dem laufenden hält und seine Berichte abliefert. Aber er tut es diskret, und wir hatten noch nie einen Anlaß, ihm irgend etwas vorzuwerfen. Ich halte ihn für vertrauenswürdig."
Ein größeres Kompliment konnte man einem Angehörigen eines fremden Volkes nicht machen. Gurrads waren im allgemeinen sehr vorsichtig mit solchen Äußerungen. Gilan Shad mußte sich seiner Sache also schon sehr sicher sein.
Und gerade darum hielt Nandur Kham die Kommentare dieses Terraners für so besonders aufschlußreich.
Die von Guben Tai zusammengestellten Berichte schienen einwandfrei zu beweisen, daß in der Milchstraße irgendwelche unheimlichen Dinge vor sich gingen, und Guben Tai gab sich - das war Nandur Khams Meinung - erdenkliche Mühe, dies in seinen Kommentaren zu bekräftigen.
War es denkbar, daß ein Terraner wie Guben Tai, der sicher über alle nur denkbaren Verbindungen verfügte, tatsächlich gar nichts über die Vorgänge in seiner Heimatgalaxis wußte?
Es war nicht denkbar, entschied Nandur Kham.
Und was ließ sich daraus folgern, daß Guben Tai so tut, als wäre er völlig ahnungslos?
Daß er die in Umlauf befindlichen Gerüchte stärken wollte, sagte sich Nandur Kham.
Bestimmt litt man auch in der Milchstraße unter dem Durcheinander, das zur Zeit in der gesamten Lokalen Gruppe herrschte. Man wollte sich die Hauri, die Kansahariyya und die Cantaro vom Halse halten. Die Galaktiker waren friedliche Leute, die unnötiges Blutvergießen haßten.
Also schufen sie eine Legende, die den Feind abschrecken sollte.
Ob das wohl funktionierte?
Nandur Kham wußte es nicht, aber er hielt es immerhin für möglich.
Der Gedanke an die Erkundungsschiffe schmerzte ihn schon nicht mehr ganz so sehr. Wenn die - auf
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