1412 - Der Pirat von Magellan
machte eine sehr traurige Figur: Captain Ahab gab sich geschlagen.
Es war für ihn sicher eine völlig ungewohnte Situation, und das sah man ihm an. Gebeugt, beinahe geduckt stand er da.
Er schien verletzt zu sein, aber er sprach nicht darüber. Wahrscheinlich ließ sein Stolz es nicht zu, daß er die Gurrads um Hilfe bat.
Nandur Kham hatte Verständnis für solche Regungen, und sein Zorn legte sich ein wenig, aber er war immer noch wütend genug, um auf Abstand zu bleiben. „Was willst du von mir?" fragte er grob. „Ich möchte dich um Verzeihung bitten", sagte Captain Ahab langsam - es hörte sich an, als weigere sich seine Zunge, diese Worte zu formen. „Du hast es nötig", stellte Nandur Kham fest. „Du bist jener Pirat, der sich nicht scheut, selbst schwer angeschlagene Schiffe und halbzerstörte Kolonien auszurauben. Ich sollte dich auf der Stelle und ohne weitere Worte erschießen lassen!"
„Du würdest damit einen schweren Fehler begehen", behauptete Ahab. „Denn du weißt nicht, was hier wirklich gespielt wird."
„Große Worte!" wehrte Nandur Kham ärgerlich ab. „Selbst diese Niederlage hindert dich offenbar nicht daran, solche Reden zu schwingen. Aber ich habe von dir schon genug Lügen gehört."
„Lügen?" fuhr Captain Ahab auf. „Ja, Lügen. Oder war es keine Lüge, als du mir sagtest, daß du Kontakt zu Perry Rhodan hast?"
„Ich wollte dich und dein Volk für eine Hilfsaktion gewinnen. Dazu war mir jedes Mittel recht. Ich hätte dir auch eine Audienz bei den Kosmokraten versprochen, wenn das der Köder gewesen wäre, mit dem ich dein Interesse hätte wecken können."
„Du weißt also nicht, wo Perry Rhodan sich aufhält?"
„Niemand weiß das", sagte Ahab düster. „Aber das war auch schon die einzige Lüge, die ich dir aufgetischt habe - und es war eine reine Notlüge. Nandur Kham, ich bitte dich: Sage deinem Volk, daß die Bewohner der Milchstraße Hilfe brauchen!
Die Lage dort ist verzweifelt. Die Galaktiker stehen einem Feind gegenüber, dem sie nicht gewachsen sind. Ich weiß nicht, ob ihr Gurrads den Galaktikern tatsächlich helfen könnt, aber ihr müßt es wenigstens versuchen! Wenn ihr es nicht tut, dann werdet auch ihr eines Tages unter diesem Feind zu leiden haben - und dann werdet auch ihr ohne Hilfe dastehen."
Nandur Kham betrachtete den Springer nachdenklich.
Was mochte Ahab dazu bewogen haben, sich in dieser Form zu stellen?
Mit Piraten pflegte man kurzen Prozeß zu machen. Ahab müßte das wissen. Man hatte ihn auf frischer Tat ertappt - er konnte nicht auf Gnade hoffen.
Für einen Augenblick war Nandur Kham fast bereit, Captain Ahab Glauben zu schenken - fast, aber nicht ganz. „Wir werden dich nicht töten", sagte er langsam. „Aber wir werden dich so zurücklassen, wie du es mit deinen Opfern getan hast. Sieh zu, was du daraus machen kannst."
Die Gurrads von der PALLIRA .waren damit nicht einverstanden. Sie blickten finster drein, und manch einer spielte mit seiner Waffe, aber keiner wagte es, gegen Nandur Khams Anordnungen zu verstoßen.
Als die PALLIRA sich von dem Schiff des Piraten löste, besserte sich die Stimmung an Bord, und auch auf den Schiffen der Eskorte beruhigten sich die Gurrads schnell.
Erst aus angemessener Entfernung konnte man deutlich erkennen, wie stark Captain Ahabs Schiff beschädigt worden war. Der Raumer war ein Wrack, kaum noch flugfähig, mit zerstörtem Hyperfunk - so gut wie hilflos.
Und das nächste Sonnensystem war fünf Lichtjahre entfernt.
Nandur Kham starrte auf dieses trostlose Bild und wäre am liebsten umgekehrt. Er hatte keinen Grund, dem Springer besondere Sympathien entgegenzubringen, und doch - es war nicht richtig, ihn so zurückzulassen. Wirklich nicht?
Nandur Kham zwang seine sentimentalen Anwandlungen nieder. Er war sicher, daß Captain Ahab auch diese Niederlage überwinden würde. Dieser Springer fand doch immer eine Möglichkeit, sich aus einer Affäre herauszuwinden, und solange es noch Luft, Wasser und Nahrung in seinem Schiff gab, würde er nicht aufgeben. Außerdem hatte er die Roboter.
Nandur Kham verbannte Captain Ahab energisch aus seinen Gedanken und konzentrierte sich auf das eigentliche Ziel dieser Reise: den Planeten Biddayam. 9. Über Massengi war längst die Nacht hereingebrochen, als der Bericht endete.
Draußen auf dem Meer leuchteten einige der vulkanischen Inseln in dumpfem, rotem Licht.
Tetran Kham seufzte tief auf und brach damit das Schweigen. „Nandur Kham konnte damals nicht
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