1412 - Der Pirat von Magellan
war, gingen meine Interessen in eine ganz andere Richtung.
Ich habe mich damals sehr intensiv mit der Geschichte meines Volkes beschäftigt, und daher ist mir der Name Perry Rhodan nicht unbekannt. Ich kann es verstehen, wenn die Behörden auf Ayshran-Ho die neuen, unbekannten Herrscher der Milchstraße fürchten - aber du bist nicht irgendein Galaktiker, und wir Gurrads haben allen Grund, dir mit Achtung und Dankbarkeit zu begegnen. Du hast viel für uns getan und uns von einem Alpdruck befreit, unter dem unser Volk jahrtausendelang gelitten hat. Wir heutigen Gurrads scheinen allzuleicht bereit zu sein, die Erinnerung an diese dunklen Zeiten zu verdrängen. Die meisten meiner Artgenossen weichen diesen Erinnerungen aus. Ich tue das nicht."
Tetran Kham warf seinem Nachfolger einen kurzen Blick zu. Narad Kham legte wortlos die Frucht, von der er gerade aß, aus der Hand, erhob sich geschmeidig und verschwand im Hintergrund des großen Raumes. „Wenn du jetzt zu uns kommst und um Informationen über die Vergangenheit bittest", fuhr Tetran Kham fort, „dann ist es meiner Meinung nach unsere Pflicht, dir nach besten Kräften zu helfen. Wir können ohnehin nicht viel tun, um unsere alte Schuld dir gegenüber zu begleichen.
Leider denken die meisten meines Volkes anders, und ich kann daran nichts ändern.
Ich kann auch nicht fremde Familienarchive öffnen und sie dir zugänglich machen. Aber das wenige, was sich in unserem Archiv befindet, soll dir gehören. Vielleicht hilft es dir."
„Wir wissen so wenig, daß wir jede Information gebrauchen können", erklärte Perry Rhodan ernst. „Jede Kleinigkeit ist wichtig."
„Genau das denke ich auch", erwiderte Tetran Kham. „Aber bevor wir uns gemeinsam die Aufzeichnungen meines Vorfahren ansehen, solltest du erfahren, daß Massengi damals die Hauptstadt von Ayshran-Ho war, und die Händler von Massengi gehörten zu den reichsten und einflußreichsten in diesem Teil unserer Sterneninsel. Nandur Kham war einer von ihnen, und er hatte großen politischen Einfluß."
Rhodan schwieg. Er hatte ohnehin nicht angenommen, daß Nandur Kham ein bedeutungsloser Krämer gewesen sei. Aber er verstand, worauf Tetran Kham hinauswollte: Nandur Khams Andenken sollte nicht beschmutzt werden.
Allmählich war er wirklich neugierig darauf, was Tetran Khams Vorfahre damals angestellt hatte.
Narad kehrte zurück, rückte einige Geräte zurecht und setzte sich wortlos wieder auf das niedrige Polster. Tetran Kham betätigte einen Schalter und machte dabei ein feierliches Gesicht.
Das riesige Fenster verdunkelte sich. Die im Abendlicht glühenden Vulkane verschwanden hinter einer sich herabsenkenden Finsternis. Dann erschienen Bilder.
Der Bericht begann
2.
In der Nacht hatte die Erde gebebt, und eine Flutwelle hatten den unteren Teil der Stadt unter Wasser gesetzt. Die Spuren waren noch überall zu sehen - selbst auf den Stufen vor der Ratshalle lagen Algen und Schlamm, und die wilden Felsensegler balgten sich um die Überreste verendeter Meerestiere.
Nandur Kham achtete nicht auf die Tiere, während er die Stufen erklomm. Er schnaufte ein wenig dabei, denn sein Übergewicht machte ihm zu schaffen, und außerdem lag viel Rauch in der Luft.
Im Innern der Ratshalle war es angenehm kühl, und er fühlte sich sofort besser.
Manchmal fragte er sich, warum seine Vorfahren sich ausgerechnet auf diesem wilden Planeten angesiedelt hatten. Es gab andere, friedlichere Welten, und die Familie Kham war sehr wohlhabend.
Nandur Kham war an diesem Morgen der erste, der den Sitzungssaal der „Tafelrunde von Massengi" betrat. Alle Plätze waren noch leer. Nur ein junger Gurrad hantierte im Hintergrund mit allerlei Werkzeug herum. Nandur Kham beachtete ihn nicht.
Er ging zu seinem Platz, ließ sich seufzend auf das Polster sinken und .schaltete die Geräte ein.
Ein verrückter Händler von irgendeinem unbedeutenden Planeten hatte einen Streit mit den Behörden von Massengi vom Zaun gebrochen. Man hatte ihm daraufhin empfohlen, Ayshran-Ho zu verlassen, aber der Händler behauptete, daß sein Schiff wegen technischer Mängel nicht starten könne. Andererseits konnte der Händler die nötigen Reparaturen erst dann bezahlen, wenn er seine Ware verkauft hatte. Diese Waren hatten jedoch nach Ansicht der zuständigen Beamten einen so geringen Wert, daß der Erlös aus der gesamten Ladung nicht einmal gereicht hätte, um auch nur die Hälfte der Reparaturkosten zu decken. Als man dem Händler dies
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