1416 - Blutrausch
sich jetzt? Wer hatte ihn in seinen Besitz genommen?
Er glaubte nicht daran, dass er irgendwo verlorengegangen war.
Dass ihn Mallmann hatte, davon wollte er ebenfalls nicht ausgehen.
Wäre es so gewesen, hätte der Supervampir nichts Eiligeres zu tun gehabt, als ihm diese Waffe zu präsentieren.
Es war nicht geschehen, und so konnte Marek weiterhin spekulieren, was mit dem Pfahl passiert war.
Die Unruhe in ihm blieb weiterhin bestehen. Er konzentrierte sich darauf und kam zu dem Resultat, dass sich zwei verschiedene Ströme bei ihm vereinigten.
Dabei prallten sie des Öfteren zusammen, ohne dass der eine den anderen besiegen konnte.
Er konnte nichts dagegen tun. Es gab keine Chance, er musste sich den anderen, neuen und auch fremden Mächten überlassen. Und er fragte sich, wo das geschehen sollte. Nur hier? Musste er im Haus bleiben? Oder konnte er es verlassen?
Der Gedanke an diese Möglichkeit sorgte dafür, dass er sich wieder aufrichtete. Er blieb auf dem Bett hocken. Die Vorstellung wollte ihn einfach nicht loslassen. Dieses Haus war für ihn zu einer Falle geworden. Wenn er es verließ, fand er vielleicht eine Möglichkeit, sich zu verstecken. Er dachte auch an seinen alten VW-Käfer, mit dem es ihm möglich war, längere Strecken in kurzer Zeit zurückzulegen, bevor Mallmann auftauchte.
Dieser Plan war so etwas wie eine Antriebskraft für ihn. Nach einem tiefen Atemzug stand er auf. Marek freute sich, dass er atmen konnte. Der erste Biss hatte ihn noch nicht zu weit in den neuen Zustand hineingetrieben.
Das Aufstehen hatte gut geklappt. Das Stehen war mit einem leichten Schwindel verbunden. Da drehte sich plötzlich das Zimmer vor seinen Augen, und er musste warten, bis dies vorbei war.
An das Vampirpendel dachte er nicht mehr. Es würde ihn nicht akzeptieren und ihn abstoßen. Der Pfahl war auch nicht vorhanden, und so ging er mit langsamen Schritten durch das Zimmer und war auch bereit, sich festzuhalten, wenn es sein musste.
Noch etwas fiel ihm auf. Er hatte irgendwie das Gefühl für die Zeit verloren. Wenn er durch die kleinen Fenster schaute, sah er hinein in die Dunkelheit. Die Dämmerung war weg, der späte Abend war angebrochen. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde er sich auf die Dunkelheit freuen.
Er stieg die Treppe hinab. Voll konzentriert auf seine Flucht, dachte er an nichts anderes. Bis er den unteren Teil des Hauses erreichte und dort das Telefon in der Station stehen sah.
Da erwischte ihn die Idee wie ein Blitzstrahl. Er dachte daran, dass während seiner Gefangenschaft das Telefon geklingelt hatte. Da hatte jemand etwas von ihm gewollt.
Und nun kam ihm der Gedanke, selbst zu telefonieren. Nach London anzurufen. John Sinclair und seine Freunde um Hilfe zu bitten, die ihm sogar in die Vampirwelt gefolgt waren, um ihn zu retten.
Die Hand griff bereits nach dem Apparat, als Marek sie wieder zurückzog.
»Nein!«, sprach er leise zu sich selbst. »Nein, ich werde es nicht tun, verdammt! Ich kann es nicht. Ich will nicht, dass mich die anderen in diesem Zustand sehen. Das kann ich mir und auch John nicht antun. Das darf nicht passieren. Ich muss allein damit fertig werden. Nur keine zu schnelle Begegnung mit ihm und seinen Freunden…«
Es schämte sich so stark, dass Tränen in seine Augen stiegen. Er fühlte sich bereits jetzt ausgestoßen. Er gehörte nicht mehr zu ihnen und musste seinen eigenen Weg gehen. Was in der nahen Zukunft vor ihm lag, war einzig und allein eine Sache zwischen Mallmann und ihm. Damit hatten seine Freunde nichts mehr zu tun.
Mit einer etwas zu scharfen Bewegung wandte er sich nach rechts und merkte den Schwindel erneut. Marek wurde damit fertig und blieb auf den Beinen.
Der nächste Weg führte ihn auf die Tür zu. Wieder ging er vorsichtig. Setzte einen Fuß vor den anderen und merkte, dass sein Herz recht laut schlug. Frantisek ging ins Freie…
***
Im Flur blieb ich stehen, um mich wieder zu beruhigen.
Tat ich Justine Cavallo vielleicht Unrecht? Sie musste ja nicht unbedingt wissen, wo sich Marek aufhielt. Vielleicht hatte ihr Mallmann wirklich nichts verraten…
Auch Jane, Glenda und Suko verließen Justines Zimmer. Sie sahen ebenfalls wenig begeistert aus. In ihren Augen las ich die Enttäuschung, und Jane fragte: »Soll ich uns einen Kaffee kochen?«
»Meinetwegen«, stimmte ich zu.
»Dann kommt in meine Wohnung. Ach nein, lasst uns nach unten gehen.«
Das taten wir auch. In mir loderte noch immer die Wut. Ich hätte am
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