1416 - Blutrausch
waren auch in der Lage, einen Menschen wie Saladin außer Gefecht zu setzen. Leider nicht völlig, denn Saladin hatte die Gabe, sich wegteleportieren zu können, und das hatte er hier wieder mal bewiesen.
Und dass er sich dieses Ziel ausgesucht hatte, war sicherlich nicht grundlos geschehen. Er wollte erleben, wie es Marek als Vampir erging und so möglicherweise seinen Spaß bekommen.
Die Geste sagte alles. Saladin wollte, dass ihm Marek die Handschellen abnahm. Er mochte so mächtig sein, wie er wollte, die gefesselten Hände zu befreien, das schaffte er nicht. Er konnte die Handschellen nicht zerreißen. Da war er wie jeder normale Mensch auch.
Zu sagen brauchte er nichts. Marek wusste auch so, was er zu tun hatte. Er öffnete die Wagentür und schob sich aus dem Käfer. Langsam richtete er sich auf. Dabei merkte er, wie schwer ihm die Bewegung fiel. Er torkelte etwas zur Seite, fing sich allerdings am oberen Holm der noch offen stehenden Tür.
Was Saladin wollte, lag auf der Hand. Trotzdem fragte der Pfähler nach. »Was willst du?«
»Löse meine Fesseln.«
»Wie?«
»Du kannst es!«
Marek schaffte ein Lachen. »Und woher willst du das wissen?«
»Ich kenne deine Geschichte, und ich weiß auch, dass du das entsprechende Werkzeug besitzt.«
»Das war einmal. Jetzt ist alles anders. Du musst dich schon bei anderen Menschen bedienen.«
»Das werde ich nicht!«
Es war eine klare Aussage, und Saladin handelte nun. Es gab wohl keinen Menschen, der seinem Blick widerstanden hätte. So erging es auch Marek. Er sah, dass sich der Ausdruck in den Augen des Hypnotiseurs für einen winzigen Moment veränderte. Zugleich traf ihn eine Botschaft, die in sein Hirn eindrang. Er war für einen Moment nicht mehr anwesend und kam sich vor, als hätte sich an und in ihm alles aufgelöst. Das änderte sich dann wenig später, als er wieder frei denken konnte.
Leider war er nicht völlig frei, denn ab jetzt stand er unter dem Einfluss des Hypnotiseurs. Sein eigener Wille wurde völlig unterdrückt. Er würde nur mehr das tun, was man ihm auftrug, und er hörte bereits den Befehl des Anderen.
Die Worte hallten in seinem Kopf wider. »Dreh dich um!«
Marek gehorchte.
»Und nun geh in deine Werkstatt!«
Saladin wusste verdammt genau, wie man es anstellte. Frantisek Marek war nicht in der Lage, sich zu wehren, und so tat er, was ihm befohlen wurde.
Der Weg war kein Problem. Eine kurze Strecke, die er gut kannte.
Sie hatte zu seinem bisherigen Leben gehört. Diesmal ging er sie mit recht steifen Schritten, und Saladin blieb immer dicht hinter ihm.
Auf seinem glatten Gesicht zeigte sich ein zufriedener Ausdruck.
Um die ehemalige Werkstatt zu erreichen, konnte Marek zwei verschiedene Eingänge benutzen. Zum einen den normalen, zum anderen den an der Rückseite. Der war sein Ziel.
Er hatte ihn nicht abgeschlossen. Die Tür ließ sich nur schwer öffnen, weil sie mit ihrer Unterseite über den Boden hinwegratschte, denn hier hatte sich im Lauf der langen Jahre vieles verzogen.
Die Werkstatt sah nicht mehr so aus wie früher. Er brauchte keinen Amboss mehr, keine Feuerstelle, auch keinen Abzug oder ein Kühlbecken mit kaltem Wasser.
Das alles lag lange zurück. Trotzdem lagen hier noch einige Werkzeuge herum. Aufbewahrt wurden sie in einem alten Schrank, dessen Türen sich aufschieben ließen.
Hämmer verschiedener Größen, Feilen und Zangen von unterschiedlicher Art, Meißel und auch Stemmeisen in verschiedenen Größen und Stärken fanden sich im Schrank.
Saladin war hinter Marek stehen geblieben, der sich herumdrehte und ihn anschaute. Beim Betreten der Werkstatt hatte er das Licht eingeschaltet, das für genügend Helligkeit sorgte.
Die Schwellung an Saladins Hals fiel Marek auf. Dort musste den Hypnotiseur etwas getroffen haben. Möglicherweise war er sogar niedergeschlagen worden.
Dieser Gedanke war sofort wieder verschwunden, denn Marek musste sich auf das konzentrieren, was ihm auch befohlen worden war.
Mir sicherem Blick hatte er die richtige Zange herausgesucht, mit der er den Kunststoff zerschneiden konnte.
Mit dem Werkzeug in der Hand ging er auf Saladin zu, der sich nicht vom Fleck rührte. Seine Hände hielt er dem Pfähler entgegengestreckt.
Marek sagte nichts. Er schaute sich genau die Stelle an, wo er ansetzen musste. Er wollte nicht einfach nur das Zwischenstück durchtrennen, sondern die Ringe lösen. Die Zange war schmal genug, um in den Raum zwischen Hand und Fessel zu passen. Sie brauchte
Weitere Kostenlose Bücher