142 - Bei Nebel kommt der Schizo-Killer
nehmen, Towarischtsch .«
»So weit geht die Reise nicht, noch nicht.
Obwohl deine Logik zeigt, daß all der Qualm, den du mit deinen bitterbösen
Selbstgedrehten in deinen Körper pustest, noch keine bleibenden Schäden
hinterlassen hat .«
Würde ein Außenstehender solche respektlosen
Bemerkungen hören, wäre er bestimmt auf die Idee gekommen, daß dieses so
ungleiche Paar sich auf den Tod nicht ausstehen konnte. Doch Larry und Iwan
»zankten« sich öfter auf diese Weise, das gehörte zu ihrem normalen Umgangston.
Ein Freund wäre für den anderen durchs Feuer gegangen, wenn es erforderlich
war.
» ... außerdem«, setzte X-RAY-3 seine
Ausführungen fort, »kann man das, was wir jetzt wissen wollen, ohne größere
Spesenabrechnung über die Bühne bringen. Es sei denn, X-RAY-1, unser großer
Boß, entscheidet sich anders ... Ich habe mir gedacht, daß du ’nen kurzen
Abstecher nach New York machst. Bei deiner Fahrweise kannst du das in einer
halben Stunde schaffen .«
»Wenn kein Streifenwagen unterwegs ist und
ich bei der Geschwindigkeitsüberschreitung nicht erwischt werde, Towarischtsch.
Choroschow, gut..., dann werde ich die Hellseherin mal aufsuchen. «
Iwan hatte die Pläne seine Freundes genau erfaßt.
»Wenn sie eine gute Hellseherin ist, wird sie
bereits wissen, daß heute abend noch das große Glück über den kurzen Weg
kommt... Besuch eines fremden Mannes aus der Sauna. Blumen, Towarischtsch,
werde ich am Automaten ziehen, und für den Hunger besorg’ ich mir in der
nächsten Hamburger-Station vier bis zehn Doppeldecker. Damit müßte ich
eigentlich bis Mitternacht das gröbste Verlangen gestillt haben...«
*
Das Auto, das sich aus der Dunkelheit
schälte, war ein weißer Ford.
Die aufgeblendeten Scheinwerfer rissen den
mit Unkraut und Grasbüscheln bewachsenen Wegrand aus dem Dunkeln.
Das große Gattertor zum Ranchgelände stand
weit offen. Im Hof parkten zwei weitere Autos. In den Ställen herrschte eine
gewisse Unruhe. Schweine grunzten, hin und wieder war das Gackern eines Huhnes
zu hören.
Das zweistöckige Wohngebäude war im Stil der
Jahrhundertwende errichtet, mit einem mächtigen Säulenvorbau, so daß das Gebäude
aussah wie ein stattliches Herrenhaus. Weiß leuchtete es vor dem dunklen
Abendhimmel.
Die meisten Fenster im Haus waren erleuchtet.
Am Steuer des weißen Ford saß Fay Milkins.
Sie kehrte nach Hause zurück, nicht allein. Auf dem Beifahrersitz neben ihr - war
Joan Sutter.
»Ich bin froh, daß du mitgekommen bist«,
sagte das sommersprossige Ranchgirl. »Der Gedanke, daß ich jetzt nach Hause
komme, und das ohne Chantalle, machte mich ganz krank. Es ist nett von dir, daß
du die Nacht auf der Ranch bleibst .«
»Schon gut«, antwortete Joan. Sie war
dunkelhaarig, trug das Haar kurzgeschnitten und wirkte aparter und etwas
massiver als die zartgliedrige, sensible Rancherstochter. »Du bist meine
Freundin, und ich kann dich nach allem, was passiert ist, jetzt nicht allein lassen .« Sie faßte nach Fays rechter Hand und hielt sie fest. »Du
zitterst ja am ganzen Körper...«
»Ist das ein Wunder ?« fragte die strohblonde Fahrerin leise. »Ich hab’ das Gefühl, ich werd’
verrückt, als ich hörte, daß Chantalle - tot ist .«
Auch sie waren darüber unterrichtet. Nach
einem kurzen Besuch im Kino war der Captain der Mordkommission in die Sauna
gegangen, aus der die nackte Unbekannte gerännt war. Hier hatte er ihren Namen
festgestellt und ihre Freundinnen gefunden.
Fay und Joan hatten erfahren, daß Chantalle
Opfer eines Verbrechens geworden war. Einzelheiten teilte er nicht mit. Er
hatte sie jedoch danach gefragt, was sie über die Maske wußten, die die Französin
zuletzt getragen hätte.
Fay, die Chantalles Gesicht berührt hatte,
widersprach, daß es sich um eine Maske handelte. Aber schließlich wußte sie
selbst nicht mehr, was sie glauben sollte und was nicht und wurde wankend in
ihren Aussagen.
Der Captain der Mordkommission war sehr
einsilbig gewesen und hatte Fays Frage, ob man denn jetzt, wo Chantalle tot
sei, nicht sähe, ob es sich um eine Maske oder um ihren richtigen Kopf handele,
einfach übergangen.
Fay Milkins fühlte sich wie gerädert und als
ob sie einen furchtbaren Alptraum durchgemacht hätte, der immer noch nicht
beendet war.
Ihr graute vor dem Gedanken, die schlimme
Nachricht an ihre Eltern und noch mehr an die Eltern von Chantalle weitergeben
zu müssen.
Ihre rotumränderten Augen füllten sich wieder
mit Tränen. Sie
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