142 - Bei Nebel kommt der Schizo-Killer
kämpfte sie jedoch tapfer nieder.
Fay parkte den Ford direkt neben dem Hauseingang.
Die Freundinnen blieben noch eine Zeitlang
sitzen, sprachen leise miteinander und gingen dann ins Haus.
Als Fay die Schwelle zum Living-Room
überschritt, war die Familie darin versammelt, und auch zwei Männer waren
anwesend: Der Captain der Mordkommission und ein Lieutenant.
»Fay!« Die schlanke, zierliche Frau, die
ebenfalls verweint aussah, sprang vom Sessel auf und eilte ihrer Tochter
entgegen.
»Mum !« seufzte Fay
und fiel ihrer Mutter in die Arme. Da konnte sie die Tränen nicht länger
zurückhalten. Das Wasser schoß ihr in die Augen. »Sag, Mum ..., daß alles nicht... wahr ist...«, schluchzte sie. »Ich
begreife nicht, was das alles zu bedeuten hat... es ist so schrecklich .. .«
»Es wird sich aufklären, Baby .« Helen Milkins streichelte ihr übers Haar. Fay war gut
einen Kopf größer als sie, und es sah so aus, als ob sie bei ihrer Tochter
Anlehnung und Trost suche. Die Frau sagte seit jeher zu Fay »Baby«, obwohl ihre
Tochter inzwischen längst erwachsen war. »Vielleicht ist alles nur ein
furchtbarer ... Irrtum ...«
»Das glaube ich nicht, Mum. Joan und ich ...
und auch Mister Brent...«
»Wer ist Mister Brent ?«
»Einer der Männer, die heute abend in der
Sauna waren und das ganze Drama mitbekommen haben. Mister Brent hat es gesehen
... und sein Freund ... und die anderen ... Chantalle, Mum, hat sich vor
unseren Augen verwandelt - in ein teuflisches Wesen .«
»So etwas gibt es nicht, Fay .«
»Das habe ich bis heute abend auch geglaubt.
Aber es gibt Dinge, Mum, an die man nicht glauben möchte - und sie gibt es doch .«
Helen Milkins brachte ihre Tochter aufs
Zimmer. Es lag einen Stock höher. Die Unterredung war verstummt. Joan schlich
wie ein begossener Pudel hinter der Freundin her.
»Ruhe, Baby, wird dir jetzt gut tun. Leg dich
hin ...« führte die Frau weiter aus, als sie im Zimmer waren.
Fay legte sich. »Ich kann nicht schlafen. Ich
bin völlig aufgewühlt .«
In dem modern eingerichteten Jugendzimmer
löschte Helen Milkins die Deckenleuchte und ließ nur eine kleine Tischlampe,
eine Tiffany-Imitation mit buntem Glas und anheimelndem Licht, brennen.
»Ich werde dir etwas geben .«
»Nein!« Fay schüttelte den Kopf und legte die
Hand auf ihre Stirn. »Ich möchte kein Schlafmittel... Ich möchte wach bleiben
und mich mit Joan unterhalten. Solltest du durch die Polizei Näheres erfahren,
gib mir bitte Bescheid .«
»Heute abend, Baby, wird’s wohl keine
Neuigkeiten mehr geben. Die Untersuchungen werden sicher erst morgen richtig in
Gang kommen .«
Die Frau ging wieder nach unten.
In dem Zimmer war es so still, daß die
Schritte auf der Treppe deutlich zu hören waren.
Joan Sutter setzte sich auf den Rand der
Liege.
»Soll ich ’ne Schallplatte auflegen, Fay ?«
»Nein.« Fay Milkins’ Lippen bewegten sich
kaum, sie starrte zur Decke.
»Das würde dich vielleicht ablenken .«
»Ich brauche keine Ablenkung. Ich muß
nachdenken .«
»Du wirst zu keinem Ergebnis kommen. Das
alles ist viel zu unwirklich .«
»Wie fandest du Chantalle, Joan ?« fragte Fay Milkins unvermittelt.
»Sie ... war sehr nett...«
»Das auch. Aber das allein meinte ich nicht.
Was für einen Eindruck machte sie auf dich? Fandest du sie offen oder
verschlossen ?«
»Ich fand sie sehr offen .«
»Ich auch, aber ich fange an mich zu fragen,
ob sie nur so getan hat. Ich glaube, daß sie etwas zu verbergen hatte .«
»Wie kommst du darauf, Fay ?«
Die Rancherstochter seufzte und richtete sich
auf. Abwesend starrte sie die Freundin an, schien sie jedoch in Wirklichkeit
überhaupt nicht wahrzunehmen.
»Ich muß dauernd an etwas Bestimmtes denken,
Joan«, sprach Fay Milkins leise. »Es war heute morgen ... Chantalle kam aus der
Dusche, war quietschvergnügt und fröhlich. Sie sang und freute sich auf den
Tag. Mit einem Mal schrie sie auf und wurde weiß wie Kalk.
»Was war passiert ?« hakte Joan nach, als Fay sich zu lange unterbrach.
»Sie vermißte etwas .«
»Nahm sie an, du hättest sie bestohlen? Aber
- das kann doch nicht sein .«
»Nein, das war’s auch nicht. Sie hatte etwas
verloren, einen Anhänger, einen Talisman, den sie immer trug. Als sie vor dem
Spiegel stand, merkte sie erst den Verlust, und ihre Stimmung änderte sich
schlagartig. Sie durchsuchte das ganze Zimmer... Ich half ihr dabei. Aber wir
fanden den Anhänger nirgends .«
»Legte sie ihn abends vor dem Schlafengehen
ab
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