1424 - Das Hexenherz
sollen? Es gefiel mir nur nicht, dass es noch immer wie aus Kübeln goss.
Donner und Blitze waren nicht zu hören und zu sehen. Nur der Regen prasselte herab.
Obwohl ich mich dicht an der Mauer hielt, war ich verdammt schell durchnässt.
Der Eingang zum Keller lag an der Rückseite des Hauses. Es führte keine Außentreppe hinab. Manu zog eine normale Tür im Mauerwerk auf und deutete nach unten.
»Gibt es Licht?«, fragte ich.
»Ja.« Er ging hinein und betätigte einen Schalter.
Nicht eine Lampe flammte auf. Es blieb so finster wie es war, und das passte mir nicht.
»Ist das immer so?«, fragte ich.
»Es kann am Wetter liegen.«
Ob es stimmte, war mir letztendlich egal. Ich musste sowieso nach unten.
Manu hatte sich wieder zurückgezogen und stand jetzt im Regen.
»Ist noch was?«, fragte ich.
»Nun ja, ich will mich ja nicht großartig in Ihre Angelegenheiten mischen, aber ich an Ihrer Stelle würde da nicht hinuntergehen.«
»Warum nicht?«
»Weil da etwas lauert. Ich kann Ihnen nicht sagen, was es ist, aber ich habe die Frauen so verändert zurückkommen sehen. Da fällt es einem nicht schwer, an eine höhere und auch verdammt gefährliche Macht zu glauben.«
»Genauer.«
»Ich weiß nicht so recht, aber ich würde sie schon als teuflisch bezeichnen.«
»Richtig, Manu, und ich bin gekommen, um dem Teufel das Handwerk zu legen.«
Ob er die Antwort wirklich ernst nahm, erfuhr ich nicht mehr, denn er zog sich schnell zurück und rannte durch den strömenden Regen am Haus entlang auf den Eingang zu.
Für einen Spinner hielt ich ihn nicht. Ich konnte mir durchaus vorstellen, dass dieser Keller ein dämonischer Ort war, an den sich Menschen freiwillig nicht begaben. Es sei denn, sie wollten zu einer anderen Persönlichkeit werden. Man würde sie manipulieren und möglicherweise zu Assungas Hexen machen.
Aber wie?
Ich wollte es herausfinden, und wenn alles normal ablief, musste ich in der Tiefe des Kellers auch auf Justine Cavallo treffen.
Ich nahm an, dass die blonde Bestie dort unten ihre Probleme bekommen hatte, denn sie und Assunga waren einfach zu verschieden.
Manu hatte die Tür nicht wieder zugezogen. Auch ich ließ sie offen, als ich über die ausgetretenen Stufen nach unten ging. Natürlich nicht im Stockdunkeln, denn ich hatte meine kleine Leuchte eingeschaltet, die genügend Licht abgab. Ich hatte sie so eingestellt, dass ihre Helligkeit wie ein Fächer über die Steinstufen glitt und ich ungefährdet in den Keller steigen konnte. Zur Not würde mir ein dünnes Eisengeländer den nötigen Halt geben.
Es ging schon einige Stufen nach unten. Der Lampenstrahl traf den Platz unterhalb der Treppe, wo er eine helle Insel auf dem steinigen Boden schuf. Ob dieser Keller zusammen mit der Villa gebaut worden war, konnte ich nicht beurteilen. Er sah alt aus und konnte durchaus älter sein als das Haus selbst. Möglicherweise war es bewusst auf den Keller gesetzt worden. Aber das waren Theorien.
Ich hatte mir angewöhnt, zuerst zu testen, wie ich mich in einer fremden Umgebung fühlte. Ich kannte alle möglichen Keller. Manche waren zu Orten des Horrors, des Blutes und der Tränen geworden, und immer hatte ich es irgendwie gespürt.
Doch jetzt…
Ich hatte so meine Probleme. Es war kein neutrales Gefühl, das mich beherrschte. Auf eine gewisse Art und Weise fühlte ich mich recht angespannt. Je tiefer ich ging, umso schneller klopfte mein Herz. Dann stand ich unterhalb der Treppe, leuchtete im Kreis und suchte nach den Personen, die mich erwarteten.
Zumindest hätte eine von ihnen meine Ankunft bemerken müssen, aber die trat nicht in Erscheinung.
Justine Cavallo ließ sich nicht blicken. Entweder war sie in die Tiefe des Kellers abgetaucht oder wieder verschwunden, auf welche Weise auch immer.
Zu meiner Beruhigung trug das nicht eben bei, denn das helle Licht meiner Lampe hätte man auch auf große Entfernung sehen müssen. Dass sich Justine nicht meldete, beunruhigte mich schon.
Ich hatte mir nur einen knappen ersten Rundblick gegönnt. Das änderte ich jetzt, denn ich schaute mich genauer um.
Ich sah nur schmale Einbuchtungen in den Wänden, nicht mehr.
Keine Türen, die zu irgendwelchen Kellerräumen führten, wo man etwas aufbewahrte. Dieser Keller kam mir alles andere als normal vor, und in einer derartigen Umgebung konnte sich jemand wie Assunga durchaus wohl fühlen.
Ich überlegte, wo vorn und hinten war. Wenn ich nach rechts leuchtete, fiel der Schein in Richtung Eingang. Zur
Weitere Kostenlose Bücher