1424 - Das Hexenherz
Dinge auf den Teufel zu schieben, weil er den Menschen besser bekannt war und für vieles ein Alibi bot.
Aber was genau war mit den Frauen geschehen? Was hatte Assunga mit ihnen angestellt? War es tatsächlich zu einem Blutaustausch bei Elsa Dunn gekommen oder war sie auf eine andere Art und Weise verändert worden?
Mir fiel keine Antwort ein, und auch Suko hob nur die Schultern, als ich ihn darauf ansprach. Er war allerdings der Meinung, dass sie wieder mitmischte.
»Ja, das steht fest.« Ich räusperte mich. »Und wahrscheinlich kümmert sie sich jetzt um Justine Cavallo.«
»Unten im Keller?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Es ist der einzige Weg, und ich denke, dass wir nicht mehr warten sollten. Ich für meinen Teil möchte schon mal vorgehen. Das muss ich einfach.« Ich deutete auf meine Magengegend. »Hier brennt es praktisch.«
»Okay, wir kommen dann später nach.« Suko deutete auf Manu.
»Was machen wir mit ihm?«
»Er ist ein Mitläufer. Ich glaube ihm sogar, dass er nichts gewusst hat. Aber den Weg zum Keller kann er mir trotzdem zeigen.«
»Wie du willst.« Suko nickte. »Ich warte nur noch auf Jane.«
Das war mir recht. So gab es dann zwei Personen, die mir den Rücken deckten.
Ich wies Manu an, mir den Keller zu zeigen, und stellte ihm danach eine Frage.
»Wie oft sind Sie dort unten gewesen?«
»Nicht oft.«
»Okay. Und was haben Sie dabei gesehen?«
Er gab mir die Antwort erst, als wir im Bereich des Eingangs standen.
»Eigentlich nichts.«
Über mein Gesicht fächelte ein kühler Luftzug. Er drang durch einen Spalt an der Haustür. Sie war nicht mehr zugefallen. Jemand hatte einen Stein so hingelegt, dass sie offen blieb. Sicherlich eine Hinterlassenschaft der flüchtenden Gäste, von denen wohl keiner Interesse daran hatte, dass sein Name bekannt wurde. Ich hörte auch das Rauschen und das Trommeln der dicken Regentropfen auf der Erde. Ein Platzregen fiel aus den Wolken, und das Wasser spritzte sogar durch den Türspalt nach innen.
»Sie bewahren dort also nichts auf?«
»So ist es.«
»Wie groß ist der Keller?«
»Recht groß, wie ich meine. Eigentlich sogar zu groß, wenn ich ehrlich bin. Er passt nicht zum Grundriss des Hauses, und ich weiß auch nicht, ob er erweitert worden ist.«
»Aber Frauen sind dort unten verschwunden, nicht?«
Manu nickte und blieb mit gesenktem Blick weiterhin neben mir stehen.
»Kehrten sie zurück?«
»Ich glaube schon.«
»Ach, das wissen Sie nicht?«
»Doch, schon, ja«, gab er zu. »Sie mischten sich dann unter die Gäste.«
»Was taten sie?«
»Die Leute wurden angemacht.«
»Und weiter?«
»Das entzieht sich meiner Kenntnis.«
»Wie verändert waren die Frauen?«
Manu runzelte die Stirn. »Wie meinen Sie das?«
»Was ich fragte. Haben Sie äußerlich eine Veränderung durchlebt? Können Sie das sagen?«
»Nein, nicht äußerlich.«
»Aber?«
»Innerlich glaube ich. Sie waren enthemmter.«
»Und das ließen die Männer zu?«
»So war es.«
»Kam es zum Gruppensex?«
Manu rieb über seine Augen, als wollte er bestimmte Bilder aus seiner Erinnerung hervorholen. »Wenn Sie so wollen, dann kam es dazu. Die Frauen waren nach ihrer Rückkehr verdammt heiß, aber sie sind nicht mit den Gästen gegangen. Irgendwann verschwanden sie.«
»Aus der Villa?«
»Ja. Aber ich weiß nicht, wohin. Ich habe auch einige gesehen, die wieder in den Keller gingen.« Er schüttelte heftig den Kopf. »Verdammt, es war nicht meine Sache, da nachzuforschen. Das müssen Sie verstehen. Deshalb kann ich Ihnen auch keine weiteren Auskünfte mehr geben. Ich habe hier meinen Job gemacht, das ist alles.«
»Und Sie sind oder waren der einzige Angestellte hier?«
»In der Regel schon. Wenn jemand etwas zu trinken haben wollte, konnte er sich an der Bar bedienen. Wer hierher kam, der kannte sich aus. Der war über alles informiert. Je weniger Bescheid wussten, umso besser war es. Wir befinden uns hier schließlich nicht in einem Nonnenkloster. Ich gebe zu, dass es eine verdammt heiße Sache war.«
Das konnte ich nur bestätigen, und es mischte jemand im Hintergrund mit, die mir nicht eben sympathisch war. Die Schattenhexe Assunga gab sich nicht allein mit ihrer Hexenwelt zufrieden. Sie hinterließ auch in der normalen ihre Spuren.
»Und wie komme ich in den Keller?«
Manu deutete zur Tür. »Kommen Sie mit.«
»Wie? Nach draußen?«
»Es gibt eine Außentreppe.«
Aufgefallen war sie mir bei meiner Ankunft zwar nicht, aber warum hätte Manu lügen
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