143 - Alraunen-Spuk
angezündet, so daß sie prasselnd
auf dem Boden verbrannten.
Dann löste Lady Somorrynn sich aus ihrer Erstarrung.
Sie warf sich Brent entgegen. Der machte kurzen Prozeß, um dem Grauen Einhalt
zu gebieten, das sie alle für immer beherrscht hätte.
Er versetzte der Lady einen Stoß vor die Brust, daß
sie gegen die Wand flog.
Ehe sie sich wieder erhoben hatte, waren drei weitere
Alraunwurzeln verbrannt. Jetzt noch die letzte.
Auch hier zögerte Larry keine Sekunde, das zu tun, was
Lord Somorrynn ihm aufgetragen hatte.
Noch während die letzte Wurzel verbrannte, ging mit
Lady und Lord Somorrynn etwas vor, was niemand aufhalten konnte, was jedoch von
dem Lord offensichtlich im letzten Augenblick klarer Gedankengänge erkannt
worden war.
Die Lady wand sich wie vor Schmerzen auf dem Boden.
Das menschengroße Wurzelgeflecht im Sessel vor dem Fenster versuchte noch mal,
sich aufzurichten und zu entkommen, um doch noch seine grausige, magische
Existenz, in die ihn seine Vorfahren gezwungen hatten, zu erhalten.
Doch der Geist, der in den sieben Wurzelmännlein
gefangen und durch die eine Brücke in das Bewußtsein Lord und Lady Somorrynns
geschlagen war, wirkte sich auch hier jetzt aus.
Im Aufstehen fiel der menschengroße Wurzelmann in sich
zusammen wie morsches Gespinst, und im nächsten Moment war in Somorrynn-Castle
der Teufel los.
Es raunte, zischte, pfiff und heulte. Es knisterte und
knarrte in den Wänden.
Risse und Spalten zeigten sich, und es war, als ob ein
furchtbarer Orkan sich im Innern der Räume austobe.
Fenster flogen auf, als würden unsichtbare Hände sie
aufreißen. Das Grauen, das sich in diesen Mauern eingenistet hatte, das über
mehr als sieben Jahrhunderte hier lebte und auf seine Stunde wartete, zog aus,
weil ihm der Nährboden entrissen wurde.
Die Leute vom Campingplatz, unter ihnen Jean-Baptiste
Delerue, und die Polizisten aus Alford, die in dieser Minute auf dem großen
Gelände vor dem Castle auftauchten, konnten später bezeugen, was sie gesehen
hatten.
Aus allen Fenstern und Türen des Castles seien
weiß-schimmernde Gestalten entflohen und hätten sich in nichts aufgelöst. Sie
selbst und schließlich auch Larry Brent, Jeremy Holidan, Sheila Hovman und
Morna Ulbrandson waren plötzlich nach draußen gerannt, weil sie fürchteten, das
gewaltige Schloß würde über ihnen wie ein Kartenhaus zusammenbrechen.
Doch es geschah nicht.
Nach dem Aufruhr wurde es gespenstig ruhig.
Und draußen im Hof hatte Larry Brent Gelegenheit, Lord
Somorrynns Worte, der in der letzten Minute vor seinem geheimnisvollen Tod zu
seinem Freund geworden War, zu prüfen.
Die Kräfte, die seine ihn hintergehende Frau mit Hilfe
der sieben Alraunwurzeln aus den Körpers jener gezogen hatte, die jung waren,
kehrten in sie zurück.
Die Haut glättete sich, sie wurde straff und glatt,
die Augen erhielten wieder ihren alten Glanz, das Haar verlor seine fahle,
stumpfe Farbe. Als Jean-Baptiste-Delerue, der die alte Frau zunächst nicht
erkannt hatte, sie plötzlich auf sich zukommen und sich in die junge Sheila
verwandeln sah - stürzte er auf sie zu und umschlang sie mit beiden Armen.
Auch Larry Brent legte seinen Arm um die schluchzende
Morna und sagte: »Es ist alles gut, Schwedengirl! Jetzt brauchen wir bloß noch
unserem Freund Iwan Bescheid zu sagen. Der Alraun-Spuk - ist zu Ende...«
*
Zunächst wurde das ganze Castle untersucht. Mehr als zwanzig
Polizisten beteiligten sich daran. Und das war gut so.
Man fand die Geheimstollen. Insgesamt existierten
drei. Der eine führte in das Gasthaus »Mountain House«, der zweite auf ein
fernes Ackergelände zwischen den Bergen und der dritte - normalerweise ins Bett
des Baches.
Doch der war jetzt verschüttet. Das man den Stollen
aber untersuchte, wurde Iwan Kunaritschew zur Rettung.
Man brachte den schwerverletzten Russen, in den
ebenfalls nach dem Tod der Somorrynns und der Vernichtung der Wurzeln wieder neue
Kräfte einzogen, sofort ins Krankenhaus.
Mit dem Hubschrauber geschah dies auf dem schnellsten
Weg.
Der Pfeil wurde entfernt. Zum Glück war er im
Brustkorb des PSA-Agenten steckengeblieben, ohne ein lebenswichtiges Organ zu
verletzten.
Am späten Abend schon konnten Larry Brent und Morna
Ulbrandson am Krankenbett ihres Freundes sitzen und ihm berichten, was sich
zuletzt zugetragen hatte.
»Wir hatten alle noch mal Glück«, bemerkte Larry Brent
leise, legte den Arm um Morna und die Schwedin verträumt den Kopf an seine
Schultern. »Es mag
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