1430 - Hamillers Puzzle
sagte er. Er deutete zur Kuppel hinaus. Überall funkelten die Positionslichter von Fragmenten. Sie schoben sich auf teilweise komplizierten Bahnen durch den Trümmerfriedhof, wurden in weiten Bögen oder engen Kurven um fremde Schiffswracks herumgeleitet, mußten anhalten wie an einer Kreuzung, um zwanzig Stunden später ihren Weg fortzusetzen. Alles war in Bewegung gekommen, die ersten deutlich sichtbaren Konglomerate hatten sich gebildet. „Hamiller ist o. k.", flüsterte er. „Er setzt das Bauprogramm NATHANS optimal um."
An Hand des Programms wußte die Tube genau, wie sie welches Fragment zu steuern hatte. Sie ortete und verarbeitete ständig die Daten, ermittelte die Standorte der Fragmente und lieferte im Abstand von wenigen Minuten neue Fahrprogramme. Zunächst erschien das Gewimmel völlig unübersichtlich, aber bei längerer Betrachtung wurde man sich bewußt, daß alles einer vorbestimmten Ordnung folgte.
Die Konglomerate an den achttausend Sammelstellen wuchsen langsam an. Die Fragmente wurden in ihre vorgesehene Position gesteuert und legten sich dort an die Nachbarfragmente an oder schoben sich zwischen sie hinein. Wenn sie endlich zur Ruhe gekommen waren, begann die erste Phase der Verankerung. Die Fragmente gingen eine mechanische Verbindung miteinander ein. Riesige Haken griffen ineinander, sichelförmige Metallklauen fuhren aus und gruben sich in die vorgesehenen Öffnungen des Nachbarfragments. Manche Fragmente brauchten sich nur ineinander zu schieben und ihre Enden miteinander zu verklinken, und schon war der Vorgang abgeschlossen.
Bei anderen verlief der Vorgang komplizierter. Die Aufgabe, die hier bewältigt wurde, war ungeheuerlich. Nur ein vollsyntronisches System konnte sie bewerkstelligen, niemals eine Crew aus zweihundert Karaponiden. Auf den Bruchteil eines Millimeters genau mußten die Flugmanöver ausgelegt sein, nur bei Problemfällen gab es eine Magnetkopplung, die den mechanischen Vorgang unterstützte. „Eine Meldung von Hamiller an alle", meldete der Autopilot. „Hamiller hat jetzt endgültigen syntronischen Kontakt zu allen Fragmenten. In spätestens zwei Tagen kann er mit dem Kraftwerks-Check beginnen!"
„Danke„, sagte Notkus knapp. Er spürte den Druck, den Enza auf seine Hand ausübte. „Ich glaube, wir haben genug von dieser Zauberwelt gesehen", hauchte sie. „Kommst du mit zu mir?"
Notkus starrte sie mit offenem Mund an. „Enza, ich ...", begann er, doch sie fiel ihm ins Wort. „Wir wollen doch die anderen überraschen. Du wirst staunen, was ich nebenbei gemacht habe!"
Endlich schlug er die Augen auf.
Bully stand am unteren Rand des Bettes und betrachtete ihn eingehend.
Gucky zeigte seinen Nagezahn und blinzelte ihn zu. „Weißt du, Dicker", sagte er, „wenn ich es mir recht überlege, bin ich ja selbst schuld. Warum lasse ich mich von so dummen Gedanken ins Bockshorn jagen.
Ich hätte mir doch denken können, daß dieser Van Gogh nicht auf den Kopf gefallen ist!"
Phang-Troc", korrigierte Reginald Bull. „Du hättest es dir wirklich denken können.
Aber manchmal bricht eben deine unbekümmerte Natur mit dir durch. Oder soll ich es kindliche Neugier nennen?"
„Schweig! Ich weiß, was du damit sagen willst. Du hast ja recht. Ich bin nur heilfroh, daß ihr mich rechtzeitig gefunden habt."
„Das hast du eigentlich Enza und Notkus zu verdanken. Sie haben sich die Mühe gemacht und den Trümmerfriedhof nach dir abgesucht. Dabei haben sie eine karaponidische Sonde entdeckt und einen Turm, in dem sich ein paar Dutzend dieser Krieger aufhielten. Diese zogen es vor, sich nach der Entdeckung zu vernichten.
Ihr Anführer, Sin-Fan, machte sterbend noch ein paar Andeutungen, die dazu führten, daß wir Alpha-Land zu durchkämmen begannen. Und als Covar zwei tote Karaponiden entdeckte, da war es nur eine Frage von Stunden.
Bedauerlicherweise können wir keinen Feliden mehr zur Rechenschaft ziehen.
Und ich hätte diesem Phang-Troc so gern eine Abreibung verpaßt!"
„Noch ist es nicht zu spät dazu, Dicker!"
Gucky richtete sich auf und schlug die Decke zurück. Er setzte sich auf den Bettrand. „Keine Bange, der Medorobot hat mir gesagt, daß ich nach dem nächsten Erwachen aufstehen dürfe. Es ist alles in Ordnung, keine Spätfolgen oder so. Was ich sagen wollte, diese Gedanken, die ich damals empfing und später nochmals, worauf ich in die Falle geriet, sie sind wieder da. Ich täusche mich nicht. Sie sind nicht hier in der CIMARRON, sondern weiter weg.
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