1431 - Shaos Feindin
Ich habe einen Job zu erledigen, und den werde ich…«
»Du überschätzt dich!«
Ross Baldwin spürte, wie ihm der Schweiß von der Stirn lief. Sein Mund war trocken geworden.
Das hier war so etwas wie ein Spiel. Ein böses und gefährliches, aber es konnte leicht kippen und sich in blutige Realität verwandeln.
Er sprach eine letzte Warnung aus. »Sie werden jetzt diesen Platz räumen und vom Rummel verschwinden. Habe ich mich klar genug ausgedrückt, verdammt?«
»Geh lieber…«
»Nein, ich werde…« Was er vorhatte, verschluckte er und ging einen Schritt auf Nagita zu. Ihm kam plötzlich in den Sinn, dass er hier so etwas wie eine Amazone vor sich hatte, die sich auf keinerlei Regeln einließ. Deshalb musste er etwas unternehmen, mit Worten allein war da nichts zu machen.
Baldwin griff zur Waffe. Er wollte sie nur als Drohung einsetzen.
Genau das war sein Fehler.
Die Frau bewegte ihre Armbrust nach unten, kaum dass Baldwin den Griff der Pistole berührt hatte.
Als ihm dies bewusst wurde, war es bereits zu spät. Der Pfeil verließ die Sehne.
Ross Baldwin hörte für einen winzigen Moment ein surrendes Geräusch, bevor ihn der Schlag gegen die Brust wie ein Huftritt an der Brust erwischte.
Zwangsläufig taumelte er zurück. Es gab nichts, woran er sich hätte festhalten können. Er prallte gegen den ersten Wagen und kippte nach hinten. Es passierte sehr langsam, das glaubte er zu meinen, und dann landete er im Wagen.
Sein Körper zog sich zusammen. In der Brust tobte ein rasender Schmerz. Durch das Innere seines Körpers schien flüssiges Blei zu fließen, das sich sehr schnell verhärtete. Die Luft wurde ihm knapp.
Er hatte den Mund weit geöffnet. Vor sich sah er etwas Langes und Dünnes schräg in die Höhe ragen. Es war der Pfeil, der in seiner Brust steckte…
***
Und noch jemand schlich durch die Dunkelheit auf dem Rummelplatz. Es war ebenfalls eine Frau, und sie glich Nagita aufs Haar, wenn man beide aus der Distanz betrachtet hätte. Wer jedoch näher an die Person herankam, die sich in der Nähe des Fliegenden Teppichs bewegte, der hätte schon sehr schnell die Unterschiede festgestellt.
Die Frau trug keinen Mantel. Dafür schwarze Lederkleidung. Jacke und Hose. Die Füße und ein Teil der Beine verschwanden in Stiefeln, während das Gesicht in der oberen Hälfte von einer Maske bedeckt wurde, die bis zum Ende der Nase reichte und zwei Augenschlitze aufwies, durch die die Person schaute.
Auch sie war bewaffnet – und auch sie trug eine Armbrust, wobei über ihre linke Schulter das Ende eines mit Pfeilen bestückten Köchers ragte.
Die langen schwarzen Haare trug die Frau nicht offen. Sie hatte es hochgesteckt, damit es sie bei irgendwelchen Aktionen nicht zu stark behinderte. Wenn sie ging, schien sie den Boden kaum zu berühren, und es war auch kaum ein Laut zu hören.
Die Frau war auf der Hut, und wer sie beobachtete, der hätte sie für eine Jägerin halten können.
Tatsächlich war Shao auf der Jagd. Sie wusste, dass es in der Nähe eine Feindin gab, und die musste sie vernichten, bevor sie großes Unheil anrichten konnte.
Eine andere Institution hatte sie geschickt, und Shao hatte sich nach dieser Aufforderung sofort auf den Weg gemacht, um die Gefahr zu bannen, von der ihr Amaterasu die Botschaft übermittelt hatte. Es war etwas passiert, was nicht geschehen durfte, aber die Sonnengöttin hatte es nicht verhindern können, und so war Shao geschickt worden, um Schadensbegrenzung zu betreiben.
Shao irrte nicht einfach über den nachtstillen Rummel. Sie wusste sehr genau, wo sie hinmusste, aber sie war sehr auf der Hut. Eine falsche Bewegung konnte ihr Ende bedeuten, denn Shao kannte die Gefährlichkeit ihrer Gegnerin.
Als sie Stimmen hörte, huschte sie schnell auf eine Losbude zu und fand in deren Schatten Deckung. Der kalte Geruch von Popcorn und gebrannten Mandeln wehte noch an ihrer Nase vorbei. Sie hielt Ausschau nach den Menschen, zu denen die Stimmen gehörten, aber sie gerieten noch nicht in ihr Sichtfeld. Da vergingen einige Sekunden, bis sie plötzlich auftauchten.
Eine junge Frau und ein kaum älterer junger Mann eilten an ihr vorbei. Sie schauten weder nach rechts noch nach links. Sie liefen weiter und schimpften über einen Kerl, der sie gestört hatte.
Shao wartete ab, bis sie nichts mehr von ihnen sah und hörte. Erst danach machte sie sich auf den Weg und glitt weiter über den leeren Rummelplatz.
Ihr Ziel war die Geisterbahn. Allerdings konnte man sie
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