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1432 - Die Fratze der Nonne

1432 - Die Fratze der Nonne

Titel: 1432 - Die Fratze der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Seiten durch dunkle Holzlatten eingegrenzt. Bis oben hin war das Viereck mit Gartenabfällen gefüllt, sodass es für die Gestalt, die auf ihm lag, so etwas wie ein weiches Bett bildete.
    Mein Gesicht verzog sich, als die Gestalt vom Lichtkegel der Lampe erfasst wurde. Er traf nur auf blanke Haut, denn der Mann war nackt.
    Ich sah auch das Blut. Es war aus mehreren tiefen Wunden gesickert und hatte seinen Körper mit einem schauriges Muster überzogen. Dieser Mann war auf eine schlimme Weise gefoltert worden.
    Dass er noch lebte, sah ich als ein Wunder an.
    Um alles genau sehen zu können, musste ich näher an ihn heran.
    Möglicherweise konnte er mir noch etwas sagen. Vielleicht war er auch zu retten, wenn rasch ein Arzt erschien.
    Dicht vor dem Komposthaufen blieb ich stehen. Der Nackte mit den schütteren blonden Haaren lag mit dem Rücken auf der weichen Unterlage. Seine Beine waren in den Knien eingeknickt und hingen über den Rand.
    Das Blut verteilte sich nicht nur auf seinem Körper, ich sah es jetzt auch im Gesicht. Auch dort war die Haut zerschnitten worden.
    Ich beugte mich so weit vor, bis mein Gesicht über dem des Blonden schwebte. Vorhin hatte er gestöhnt. Jetzt wollte ich wissen, ob er noch sprechen konnte.
    »Arnie…?«, fragte ich.
    Er schwieg.
    Ich versuchte es erneut. »Arnie, bitte. Gegen Sie mir ein Zeichen, wenn Sie mich hören.«
    Das gab er mir. Seine Augendeckel zuckten und synchron damit auch seine Lippen.
    Das gab mir wieder etwas Hoffnung, und ich versuchte es erneut.
    »Arnie, wenn Sie mich hören, dann stöhnen Sie.«
    Er stöhnte nicht. Dafür sprach er, was für ihn eine ungeheure Anstrengung bedeuten musste.
    »Die – die Frau – das Gespenst – der grüne Schädel – hat mich geholt. Hat Hände – genommen – wie Messer. Hat mich grauenhaft gequält. Konnte nichts – machen – sterben – werde sterben…«
    »Nein, Arnie. Ich werde einen Arzt holen. Er wird Sie untersuchen und…«
    Seine Hand zuckte, als er mich unterbrach. »Sinnlos – alles sinnlos. Merke selbst, was – los ist. Schaffe – es nicht…«
    »Bitte, Arnie, Sie müssen…«
    »Kann nicht mehr. Keine Nonne – Monster – das – das töten will. Glauben Sie mir…«
    Ich musste mich schon sehr anstrengen, um ihn verstehen zu können. Er riss sich wahnsinnig zusammen, und er klammerte sich an seinem Leben fest, das nicht dicker als ein Strohhalm war. Vor seinen Lippen sah ich den Schaum. Er war nicht mehr weiß und hell.
    Er hatte inzwischen eine dunklere Farbe angenommen.
    Aber er versuchte noch, sich aufzurichten. Zumindest hob er den Kopf an. Es war mir ein Rätsel, woher er die Kraft nahm.
    »Die – die – Nonne macht weiter. Sie – sie – holt sich auch andere, glaube ich. Keine Nonne – Teufelin und…«
    Er riss seinen Mund weit auf. Dabei verdrehte er die Augen, und er schaffte es noch mal, Atem zu holen, wobei ein röchelnder Laut entstand, der mir durch Mark und Bein ging. Ein letzter flatternder Atemzug, dann war es mit ihm vorbei. Mit diesem Laut war auch das letzte Leben aus seinem Körper geströmt.
    Vor mir auf dem Komposthaufen lag ein toter Mensch. Der zweite in diesem verdammten Fall, mit dem ich erst seit gut zwei Stunden konfrontiert worden war.
    Aber ich wusste, dass es einer für mich war. Menschen mit grünem Totenschädel gehörten nicht in diese Welt. Sie kamen von woanders her, und der Gedanke an Aibon ließ mich nicht los.
    Aber warum trug die Mörderin eine Nonnentracht? Wo gab es eine Verbindung zwischen Aibon und einer Nonne?
    Ich würde noch mal mit Johnny sprechen müssen. Und zwar über die Zeit, die er als einsamer Biker im Urlaub verbracht hatte. Ich wollte genau wissen, wo er die Nonne vor der Vergewaltigung bewahrt hatte. Vielleicht konnte man dort die Spur aufnehmen. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass es dort ein Kloster gab, in dem sie sich versteckt hielt und das sie nur zu bestimmten Zeiten verließ, um dann ihre blutigen Zeichen zu setzen.
    Ich drehte dem Mordplatz meinen Rücken zu und holte das Handy hervor, um die Kollegen anzurufen, damit sie kamen und den Toten abholten.
    Bis sie eintrafen, würde noch Zeit vergehen. Ich versuchte, sie zu nutzen, und schaute mich noch mal in dem kleinen Garten um. Es war niemand da, der auf mich lauerte oder mich beobachtete. Ich erlebte keinen Angriff aus dem Hinterhalt.
    Es war der Kollege Fielding, der mit seiner Mannschaft durch die Gartenanlage stampfte. Wenig später war das Gelände hinter dem Wagen durch

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