1438 - Kinder der Retorte
unzählige solcher Läden. Sie gedeihen im Basar wie die Pilze, und so rasch verschwinden manche von ihnen auch wieder. Aber ich kenne sie alle."
Plinal winkte mit seiner Id-Karte. „Wenn du uns führst, dann kannst du dir was nach freier Wahl abbuchen."
„Nach freier Wahl? Abgemacht." Alger fischte nach der Karte, aber Plinal entzog sie ihm.
Aribo kam aus dem Staunen nicht heraus. Er fand, daß Plinal so weltmännisch auftrat, als habe er schon immer in diesem Hexenkessel gelebt.
Alger führte sie durch das Labyrinth des Basars, zu gut drei Dutzend unscheinbarer, versteckter Läden, von den Tiefetagen bis unter die Kuppel, die sie ohne einen kundigen Führer nie entdeckt hätten. Aber zu einem Laden mit der Aufschrift URKNALLBOMBE führte er sie nicht.
Alger war auch in anderer Hinsicht sehr nützlich. Vor ihm teilte sich der Passantenstrom, und war er noch so dicht, stets auf wundersame Weise. Als Aribo ihn fragte, zeigte er ihm listig einen kleinen biegsamen Knüppel und sagte dazu: „Mein Eisbrecher teilt ziemlich unangenehme Elektroschläge aus."
Nachdem sie zwei weitere Dutzend Insider-Läden abgeklappert hatten, verlor Alger die Geduld. „Ihr wollt mich doch nicht verarschen, oder wie soll ich das sonst sehen?" erkundigte er sich mit gefährlicher Ruhe.
Plinal hob abwehrend die Hände und sagte: „Das würde uns nicht im Traum einfallen, im übrigen sollst du reichlich entlohnt werden. Aber es muß noch mehr geben ..."
„Jetzt hab' ich's", rief Alger in plötzlicher Erkenntnis. „Ihr sucht einen bestimmten Laden. Warum seid ihr nicht gleich mit der Sprache herausgerückt?
Wie heißt er?"
„Der Name hat etwas mit Urknall zu tun..."
Alger stieß hörbar die Luft aus, warf Plinal einen Blick von jener Art zu, von denen es hieß, daß sie töten könnten, und bedeutete ihnen dann, ihm zu folgen.
Eine Viertelstunde später standen sie im Seitengang des Erdgeschosses vor einem schmalen, schmucklosen Portal, das durch einen Energievorhang versperrt war.
Darüber stand in kleinen, verschmutzten Lettern URKNALL-BOMBE. „Geschlossen", stellte Alger fest; er schien nichts anderes erwartet zu haben. „Hier gibt's aber keine Waffen. Das ist so eine Art Reisebüro. Wie auch immer, ich habe euch geführt. Jetzt werdet ihr zur Ader gelassen. Die Karte! Ich will meinen Lohn abbuchen."
Plinal händigte ihm die gefälschte Id-Karte aus. Alger nahm sie, wirbelte herum, und rannte los und war gleich darauf in der Menge verschwunden.
Plinal zuckte nur die Achseln. Es war kein Verlust für ihn.
Er hätte dies jedoch anders gesehen, wenn er Zeuge dessen geworden wäre, was kurz darauf mit Alger passierte.
Dieser war ganz berauscht von seinem fetten Fischzug und wollte sogleich darangehen, die Id-Karte weidlich auszunutzen.
Als er sie jedoch in den Eingabeschlitz einer Robotbank steckte, wurde sie nicht wieder retourniert. Dafür tauchten kurz darauf zwei Blues auf, typische Apaser-Klone, deren Zugehörigkeit zur Blauen Garde man auf Kilometer hinweg riechen konnte, auch wenn sie keine Uniformen trugen. Sie schleppten den kleinen Dieb wie einen Schwerverbrecher ab und brachten ihn in einen Kontrollraum. Dort wurde er festgehalten, bis ein Cantaro eintraf. Alger schloß mit seinem Leben ab.
*
Sie kamen zuerst alle zehn Minuten, dann in Viertelstundenabständen und schließlich nur noch jede volle Stunde zum Laden. Aber auch nach dem fünfzehnten Besuch war er immer noch verschlossen.
Nun wurde selbst Plinal unruhig. Nachdem sie einen halben Tag nutzlos vertan hatten, war es schließlich Aribos Idee, den Laden durchgehend zu beobachten. Plinal stimmte zu, und sie bezogen abwechselnd Wache. Aribo übernahm die erste Wache und wurde nach zwei Stunden von Plinal abgelöst. Aber auch in den nächsten vier Stunden tat sich bei der URKNALL-BOMBE nichts.
Aribo trat, in zunehmendem Maße verzweifelt und ohne besondere Erwartungen, seine zweite Wache an.
Doch kaum waren zehn Minuten vergangen, da näherte sich ein Mann in unscheinbarem Kapuzenmantel dem Portal des Ladens. Er hielt nur kurz an, dann trat er durch den Energievorhang. Aribo wollte schon davoneilen, um Plinal zu verständigen, als eine Plophoserin mit blondem Haar und in einen weiten Umhang gehüllt auftauchte.
Danach tat sich wieder nichts.
Aribo suchte den Waschraum auf, wo Plinal sich in einer Hygienekabine zum Schlafen eingeschlossen hatte, und unterrichtete ihn von den Geschehnissen.
Sie versuchten, durch den Energievorhang zu
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