144 - Die Jenseits-Party
solche
Bemerkung für Unfug halten«, fuhr er fort, noch ehe X-RAY-3 sich dazu äußern
konnte. »Es gab Zeiten, da ritten die Hexenjäger durchs Land, es gab andere
Zeiten, da boten Magier und Schwarzkünstler ihre Dienste an. Heute noch gibt es
Wünschelrutengänger, die magnetische Felder und andere Erdstrahlen feststellen
und ihre Empfehlungen dann weitergeben. Zu allen Zeiten gab’s den Exorzismus,
die Teufelsaustreibung. Die Besessenheit durch Dämonen und anderes finsteres
Gelichter war nicht nur in biblischen Zeiten üblich. Sie kommt auch heute noch
vor, mehr als manch einer denkt. Es kann durchaus Menschen geben, die wegen
psychischer Störungen in Nervenheilanstalten eingeliefert und behandelt wurden,
die in Wirklichkeit aber von Dämonen besessen sind und denen man anders besser
helfen könnte als durch Psychopharmaka und Elektroschocks. Doch wir leben in
einer sogenannten aufgeklärten Zeit und übertechnisierten Welt. Manch einer
glaubt, daß mit dem Brummen der Raketenmotoren ein neues Zeitalter in der
Geschichte begonnen und alle anderen davor abgelöst hat. So einfach ist es aber
leider nicht, Larry ... Eins geht nur ins andere über. Die bösen Einflüsse, die
man schon in der Urzeit spürte, die im Mittelalter bekannt waren - sind nach
wie vor existent. Es sind die gleichen Rätsel und Ängste. Sie treten nur in
anderer Gestalt auf, sind raffinierter und verfeinerter geworden, und sie
verbergen sich heute nicht mehr nur in unterirdischen Geheimgängen, in alten
Burgen und Schlössern, sondern auch in der Zweizimmerwohnung der Familie von
nebenan. Oder - auch hier auf diesem Bauplatz. Was immer Sie auch erlebt haben,
Larry, es war nichts Natürliches. Die Frauen wollten Sie umbringen .«
»Ich weiß, Lars. Normalerweise wird ein Mann
auch mit zwei Frauen fertig. Aber die hatten Kräfte wie ein Stier .«
»Weil sie keine Menschen, sondern Dämonen
waren .«
»Sie sahen sehr lieb aus«, bemerkte Larry.
Blomquist lachte rauh. »Tarnung, Maskerade,
das ist alles! Sie können in den unglaublichsten Gestalten auftreten. Das alles
mag in Ihren Ohren recht merkwürdig klingen .«
»Ich glaube Ihnen trotzdem. Als ich mit den
attraktiven Hexen die kleine Auseinandersetzung hatte, wurde mir schnell klar,
daß da einiges im argen liegt. Ich habe eine angeschossen. Sie reagierte darauf
wie ein Zombie .«
»Heh !« stieß
Blomquist hervor und versetzte X-Ray-3 einen freundschaftlichen Schlag auf die
Schulter. »Sie scheinen ja ein ganz vernünftiger Kerl zu sein, mit dem man
reden kann. Sie haben - geschossen? Womit denn?«
Die Frage war blödsinnig, aber Larry konnte
sich denken, daß Blomquist diese Bemerkung eigenartig fand. Schließlich lief
ein Normalbürger nicht mit dem Colt im Gürtel herum. Die Zeiten, die Lars
Blomquist noch mit seiner Westernkluft lebendig halten wollte, waren vorbei.
Larry Brent hob die Smith & Wesson Laser
auf, die zwischen zwei dicken Erdklumpen eingezwängt war und wiegte die Waffe
in der Hand.
»Eine tolle Wesson«, staunte Blomquist. »Darf
ich sie mal in die Hand nehmen ?«
»Selbstverständlich. Aber nicht auf Kaninchen
schießen .«
Der Schwede nickte zwar noch, wirbelte die
Waffe gekonnt wie ein Westernstar durch seine Finger und drückte dann ab.
Die Mündung zeigte ins offene Feld.
Es gab keinen Knall, als der Schuß ausgelöst
wurde.
Dennoch passierte etwas.
Der grelle, nadelfeine und scharfgebündelte
Lichtstrahl schien einen Riß in der Luft zu verursachen, und rund siebzig Meter
weiter spritzte die Erde stäubend auseinander, als wäre dort hinten eine kleine
Bombe explodiert.
Blomquist gab einen Aufschrei von sich und
ließ die Laserwaffe fallen wie eine heiße Kartoffel.
»Heh!« Nun war er an der Reihe, verblüfft zu
sein, und starrte Larry aus großen Augen an. »An dem Tag scheint ja alles dran
zu sein. Larry... heißen Sie wirklich so, oder ist das nur ein Tarnname? Ist
das etwa eine Begegnung der dritten Art, und Sie sind ebensowenig hier auf der
Erde zu Hause wie jene dämonischen Wesen, die Ihnen den Garaus machen wollten ?«
Larry hob die Laser auf und verstaute sie.
»Erzähl’ ich Ihnen alles, Lars. Sagen Sie mir erst, wie Sie zum Geisterjäger
geworden sind und was Sie auf die Situation hier auf dem Parkplatz aufmerksam
machte .«
Blomquist antwortete nicht gleich. Wie er an
Geister und Dämonen glaubte, deren Existenz ihm einwandfrei klar geworden war,
hielt er auch eine Begegnung mit einem Außerirdischen nicht für
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