144 - Die Jenseits-Party
diese
Aufnahme gemacht hatte, direkt in die Kamera.
Auf dem unteren dunklen Bildrand stand mit
weißer Tusche eine handschriftliche Bemerkung.
>Hauptfriedhof, Apenrade. Jenseits- Party.
R-T-N . .. lebt !«
Larry meinte, ihm würde das Blut in den Adern gefrieren.
»R-T-N ?« sagte in
diesem Moment auch Lars Blomquist. »Das sind doch die Initialen von ...
Rha-Ta-N’my !«
»Sie nehmen mir das Wort von den Lippen,
bemerkte Larry rauh. »Und Sie kennen den Begriff auch. Rha-Ta-N’my lebt?! Dann
sind wir hier auf dieser Baustelle ihren Brüdern und Schwestern begegnet, die
durch einen gefährlichen, okkulten Ritus eine Macht beschworen haben, die
unseren Untergang herbeiführen soll. Dieses Bild, Lars, kann nur der Mann aus
dem BMW verloren haben. Bei seiner eiligen Flucht ist es ihm aus der Tasche
gerutscht, denn es kann nicht in seinem Sinn sein, daß wir über die wahren
Hintergründe auch nur die geringste Ahnung erhalten. Mit diesem Bild, Lars,
wird alles noch viel problematischer und - gefährlicher! Wir haben etwas
erfahren, wovon wir nichts hätten wissen sollen. Wenn der andere den Verlust
merkt, wird er alle Hebel in Bewegung setzen, um das Bild wieder in seinen
Besitz zu bringen. Jedes Mittel, uns zum Schweigen zu bringen, wird ihm recht
sein. Jedes! Die Mächte der Hölle und der Finsternis, der Einfluß Rha-Ta-N’mys,
der schrecklichsten Gestalt, die jemals in grauer Vorzeit auf der Erde existierte,
werden uns mit ihrer ganzen Härte treffen.
Es sei denn, wir kommen dem Kerl, der wieder
mal fliehen konnte, zuvor und finden ihn ...«
*
Er wußte nicht, seit wann er im Hospital
weilte und wie lange er am Bett seiner schönen Frau gesessen, mit ihr
gesprochen, sie unablässig angesehen und ihre Hand gestreichelt hatte.
Wie in Trance redete er mit ihr und konnte
nicht fassen, daß es schon so schnell zu Ende gehen sollte. Alle ärztliche
Kunst war vergebens. Vivi Apant erholte sich nicht mehr von dem Schwächeanfall,
und ihr Mann Frederic spürte förmlich, wie das Leben mehr und mehr aus ihrem
Körper wich.
»Du brauchst keine Angst zu haben«, hörte er
sich sagen, als er merkte, daß ihre schönen Augen einen seltsamen, unbekannten
Ausdruck annahmen. »Dir wird nichts zustoßen ...«
Um ihre blassen Lippen spielte ein müdes,
vielsagendes Lächeln. »Ich weiß, daß es zu Ende geht...« Ihre Stimme war wie
ein Hauch. Wie ein zerbrechlicher Engel lag die Frau in den Kissen mit ihrem
hellen blonden Haar und dem feingeschnittenen Gesicht, das einer Prinzessin
würdig gewesen wäre.
Er konnte nicht anders und bedeckte ihr
Gesicht mit Küssen.
»Ich wäre gern noch . .. ein wenig geblieben, Frederic. Die ... Zeit mit dir... war schön . ..«
»Sie wird auch noch nicht zu Ende sein«,
erwiderte er darauf. »Wir werden wieder Zusammenkommen ...«
»Ja, das werden... wir ganz bestimmt ...
Drüben ... in der anderen Welt »Nein, so meinte ich es nicht. Hier, Vivi. ..
hier wird es wieder sein! Du wirst gehen müssen... das ist ein Gesetz. Aber es
gilt nicht für die Ewigkeit. Ich werde dich zurückholen. Ich kenne einen Mann
..., der kennt den Weg. Dein Aufenthalt in Kälte und Nacht wird nur ganz kurze
Zeit währen. Ich
kann ohne dich nicht leben! Mein Dasein ist
sinnlos - ohne dich! Es gibt da ein anderes Gesetz, welches das erste bricht...
ich weiß es. Es ist kein Unfug. Der Tod ist besiegbar, wenn man den Weg
kennt...«
Sie lächelte, aber sie sagte nichts mehr.
Ihre Augen waren noch geöffnet, und das Lächeln auf ihren Lippen geblieben.
Vivi Apant lag da, als würde sie ihm zuhören. Aber sie hörte nichts mehr. Sie
war eingeschlafen ... Für immer!
»Für immer ?« hörte
Frederic Apant sich murmeln, und sein Gesicht war maskenhaft starr. »Nein, ich
werde ihn auf die Probe stellen ... Er hatte recht. Es kommt darauf an, mit wem
man sich verbündet, und wenn es alle Geister und Dämonen der Hölle sein
sollten, die notwendig wären, um die Schranken zwischen Leben und Tod
niederzureißen. Ich würde sie beschwören, um dich wieder in meinen Armen zu
halten...«
Ein grauenvoller Schmerz durchzuckte seine
Brust und raubte ihm den Atem.
Apant konnte nicht weinen, obwohl er
unendliche Trauer in sich fühlte.
Er schloß der Verstorbenen die Augen und
vermochte sich nicht loszureißen von ihrem zarten, schönen Antlitz.
Geradezu gewaltsam mußte er sich schließlich
einen Ruck geben.
Er mußte fort von hier. Wo der Tod zu Hause
war, hatte er nichts mehr verloren. Nicht die tote Vivi
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