1440 - Deckname Romulus
Steuereinheit.
Die Kälte wanderte in Aribos Gesicht hoch und kroch ihm in die Augen. Sein Blick wurde verschwommen. In seinen Ohren war ein Rauschen, das tief aus seinem Innern zu kommen schien.
Er wußte, daß dies sein Ende war. Egal, was der Nakk mit ihm auch vorhatte, aus diesem Kälteschlaf würde es für ihn kein Erwachen mehr geben. Und wenn er diese Tortur doch überlebte, dann nicht mehr als er selbst, sondern als etwas anderes...
Zuletzt sah Aribo noch irgendwelche Schatten hinter Awarin auftauchen. Ein greller Blitz zuckte auf, und über ihm barst etwas. Aber er konnte nichts mehr sehen, und die Geräusche klangen dumpf und tief durch sein träges Gehör. „Ar-ib-o!"
Sein Name wurde so sehr gedehnt, daß er ihn kaum verstand. Wieder blitzte es jenseits seiner erblindeten Augen, ein langgezogenes Röhren erhob sich und ließ ihn vibrieren. „Au-fw-ac-he-n."
Aribos Augen waren noch immer weit offen, aber ihr Blick war durch einen milchigen Schleier umnebelt. Der Nebel löste sich etwas, als ein dunkler Schatten ganz nahe an sein Gesicht rückte, daß er die Berührung zwar nicht spüren, aber erahnen konnte.
Seine Sinne narrten ihn, das waren die letzten Symptome vor dem Hinüberdämmern in den ewigen Schlaf, er wußte es. Sie narrten ihn so sehr, daß er sich einbildete, daß ein warmer Hauch sein Gesicht streifte. Und der Atem traf ihn im Rhythmus folgender Worte: „Alles ist vorbei, Aribo. Den Nakken haben wir in sicherem Gewahrsam. Jetzt gehört das Fort uns. Und dich kriegen wir auch wieder hin."
Sein Geist war schon so verwirrt, daß er zuletzt glaubte, nicht nur die Worte als Wärmesignale auf seiner Haut zu spüren, sondern sogar hören zu können. „Verstehst du mich, Aribo? Ich bin es, Mory! Iratio ist bei mir. Der Coup ist gelungen."
Ja, er konnte Mory hören und verstehen - er konnte sie sogar sehen... bildete er sich ein. Er wollte dem Schicksal dafür danken, daß es ihm gönnte, so friedlich und ohne Qual abzutreten. Doch so einfach war es nicht. Anstatt daß sich Morys Abbild verflüchtigte, kristallisierte es sich immer stärker heraus.
Und dann war ihr Gesicht ganz klar und scharf zu sehen.
Sie lächelte.
Jetzt wußte Aribo, daß es nicht nur Einbildung war, sondern daß Mory und Iratio leibhaftig gekommen waren. Er sah auf einmal ganz klar. Es paßte alles zusammen.
Mory und Iratio waren aus der ELYSIAN nicht vor der Übermacht geflohen. Es war alles nur ein Trick. Sie hatten sich nur aus dem einen und einzigen Grund abgesetzt, damit sie unbemerkt in das Raumfort eindringen und es in einem Überraschungsschlag erobern konnten.
Mory holte ihn aus dem Vivisezier-Zylinder. Aber er entglitt ihren Armen und schlug steif auf den Boden. Der Schmerz beim Aufprall zeigte ihm, daß er sich bereits wieder auf dem Weg ins Reich der Lebenden befand.
Eine Stunde später war er völlig wiederhergestellt.
ORION-738 befand sich in den Händen von WIDDER.
*
„Jetzt müssen wir machen, daß wir schleunigst aus dem Eugaul-Sektor verschwinden", sagte Iratio, als sie in der Kommandozentrale versammelt waren.
Zuvor hatten sie den Nakken dazu gebracht, die drei Dutzend Kampfroboter zu desaktivieren. Ihn selbst hatten sie anschließend in einer der Zellen im Brückenbereich eingeschlossen.
Zu weiteren Zugeständnissen war Awarin jedoch nicht bereit. Er weigerte sich, ihnen Zugang zu den Kodes des Bordsyntrons zu verschaffen, die es ihnen erlaubt hätten, das gesamte Wachfort von der Kommandozentrale aus zu kontrollieren.
Doch Widder waren ans Improvisieren gewöhnt, und so fiel es Iratio und den anderen nicht schwer, manuelle Kontrolle über das Navigationssystem und den Antrieb zu bekommen.
Alles in allem benötigten sie nur drei weitere Stunden, um mit ORION-738 Fahrt aufnehmen zu können. Sie setzten sich zuerst in einer längeren Schleichfahrt noch weiter vom Eugaul-System ab, bevor Iratio den Antrieb auf Höchstleistung brachte und in Beschleunigungsflug überging. Bei zwei Drittel Überlicht schaltete er den Metagravantrieb ein. „Geschafft!"
„Jetzt gehört das Fort endgültig uns."
Die Widder fielen einander in die Arme.
Auch Aribo wurde in ihren Kreis aufgenommen, und er registrierte nicht ohne Stolz, daß selbst Tipa, Nadine, Domino und Don ihn wie ihresgleichen behandelten, ihn umarmten und ihm freundschaftlich auf die Schulter klopften.
Doch ihr Freudentaumel wurde durch eine Warnsirene unterbrochen.
Iratio eilte zu den Instrumenten, um die Ursache für den
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