1440 - Deckname Romulus
Widerstandsorganisation wisse.
Wie lange existierte sie bereits? Welche großen Erfolge hatte sie gegen die Beherrscher der Milchstraße aufzuweisen?
Welche Stärke hatte WIDDER, wer war Romulus? Und wer war eigentlich der Gegner, die Cantaro, die Nakken, und was war unter dem nebulösen Begriff System zu verstehen? Ja, Aribo wußte nicht einmal so recht, was die Widder unter „Freiheit und Gleichberechtigung für alle Galaktiker" verstanden und welche Änderungen des Status quo sie genau anstrebten. „Du stellst vielleicht Fragen", seufzte Mory; ihr wurde klar, daß sie bei der eingelegten Rast nicht die gewünschte Entspannung finden würde. „Ich werde dir eine Zusammenfassung geben, mit der ich deine Fragen so gut wie möglich beantworte. Du mußt mir nur eines versprechen, Aribo. Versuche nicht, mich weiter anzubohren, wenn dir nicht alles klar wird."
Wie die Hierarchie der Machtpyramide in der Milchstraße aufgebaut war, wußte Mory selbst nicht eindeutig - wahrscheinlich wußte das nicht einmal Romulus, obwohl er so alt war wie die Widerstandsorganisation.
Ja, in der Tat, es wurde sogar behauptet, daß Romulus der Begründer von WIDDER war. Nur wenige Eingeweihte, einige Führungskräfte auf Arhena, dem Hauptquartier, und vermutlich die Mannschaft der QUEEN LIBERTY kannten Romulus persönlich. Um den Kopf von WIDDER lag der Mantel des Geheimnisses. Das war natürlich ein guter Nährboden für Gerüchte. Manche davon besagten, daß Romulus ein Unsterblicher war, andere wiederum behaupteten, daß im Lauf von über sechs Jahrhunderten verschiedene Personen unter diesem Namen agiert hatten und jeder neue Anführer aus Tradition diesen Decknamen annahm. „So lange gibt es die Organisation bereits?" fragte Aribo. „Solange wie es die Wälle um die Milchstraße gibt", antwortete Mory. Auf Aribos Einwand, daß man unter diesen Umständen den Kampf von WIDDER gegen das System als hoffnungslos bezeichnen müsse, sagte Mory: „Unser größter Erfolg ist, daß es uns noch gibt.
Das ist auch die Antwort darauf, was wir bisher erreicht haben. Wir leben, sind frei und kämpfen weiter - und das ist schon sehr viel."
Das System war geradezu allmächtig. Es beherrschte die Milchstraße von einem Ende zum anderen. Manchmal wurde die Präsenz des Systems gar nicht bemerkt.
Die Geschichte kannte viele Beispiele, daß Welten und ganze Sonnensysteme, ja, sogar ein Verbund mehrerer Systeme eine ungeahnte Blüte erlebten. Doch irgendwann, wenn diese Entwicklung einen Höhepunkt erreicht hatte, die Symptome von Freiheit, Wohlstand und Eigenständigkeit hervortraten, schaltete sich das System ein, wandte es seine Macht an und sorgte dafür, daß alles wieder in die gewünschten Gleise gelenkt wurde.
Ein typisches Beispiel war der Planet Lokvorth, dessen Bewohner noch vor dreieinhalb Jahrhunderten in für heutige Begriffe unvorstellbar paradiesischen Verhältnissen gelebt hatten. Um den Höhenflug der Lokvorther zu bremsen, waren sie von Terra - eigentlich aber vom System - beauftragt worden, ein gigantisches Projekt in Angriff zu nehmen: Sie sollten ein Humanidrom bauen, ein museales Denkmal, das Zeugnis von der geistigen Größe aller Galaktiker ablegen sollte.
Die Lokvorther hatten sich an diesem Projekt verblutet, waren vom System verschluckt worden. Heute war Lokvorth eine Gettowelt, und das Humanidrom zählte zu den wichtigsten Machtzentren des Systems.
Es waren drei Machtfaktoren, die an der Spitze des Systems standen. Dazu gehörten die Cantaro und die Nakken, und der dritte Faktor war NATHAN, die lunare Großsyntronik des Solsystems. Wer an der Spitze der Machtpyramide stand, oder ob es sich um ein Triumvirat handelte, das war unbekannt.
Aber eines stand fest: Nakken und Cantaro waren die schlimmsten Feinde aller freiheitsliebenden Galaktiker. Ihnen galt in erster Linie der Kampf von WIDDER. NATHAN dagegen war ein zu abstrakter Gegner, bloß ein Syntron - und daher manipulierbar. „Vielleicht wären wir aller unserer Sorgen enthoben, wenn es gelänge, ein Einsatzkommando ins Solsystem einzuschleusen", schloß Mory. „Wie es sich uns darstellt, wird von Terra aus das Geschick der Milchstraße gesteuert, und wenn man NATHAN umprogrammieren könnte..."
Sie verstummte und schüttelte den Kopf, als wolle sie solche Träumereien verscheuchen, und sagte wie zu sich selbst: „Vielleicht verhält sich alles aber auch ganz anders, wir können nur spekulieren.
Awarin könnte uns vermutlich Auskunft geben, aber bringe
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