1444 - Saladins Leibwächter
an die Feuer herangekommen. Uns selbst hüllte noch die Dunkelheit ein. Aber wir mussten jetzt damit rechnen, dass uns einige nicht unbedingt nette Gestalten entgegen kamen. Auf jeden Fall waren wir darauf eingestellt.
Ich hatte Glenda meine Beretta gegeben und verließ mich selbst auf mein Kreuz. Das hing nicht mehr um meinen Hals, ich hatte es in die Tasche gesteckt, um so schnell wie möglich danach greifen zu können.
Das Gelände war jetzt flacher geworden. Wir hatten die leichte Schräge hinter uns gelassen. Vor uns ragten Mauern in die Höhe.
Wir sahen die zuckenden Flammen durch die Lücken der Mauern und gelangten zu dem Schluss, dass Saladin und Mallmann hier so etwas wie eine Stadt geschaffen hatten. Bei meinem letzten Besuch in der Vampirwelt hatte ich sie nicht gesehen. Damals war noch der Pfähler Frantisek Marek an meiner Seite gewesen.
Ich scheuchte die trüben Gedanken an ihn zur Seite, um mich nicht unnötig zu belasten. Doch ich wusste auch, dass das, was wir jetzt taten, genau in seinem Sinne war.
Er hatte die Blutsauger gehasst. Er hatte sie sein ganzes Leben lang gejagt und war letztendlich selbst zu einem Wiedergänger geworden, der durch mich hatte erlöst werden müssen.
Die Luft war angefüllt von einem bestimmten Geruch. Mir zumindest war er nicht unbekannt. Es roch nach Blut.
Weit war es nicht mehr. Wir sahen eine breite Fassade vor uns. Sie hatte Lücken, die man als Fenster bezeichnen konnte. Die Fassade wuchs in mehreren Etagen vor uns empor und erinnerte mich an die Rückseite einer alten Arena, wie man sie aus dem alten Rom kennt.
Wir hielten an. Stimmen waren zu hören. Oder doch nur gutturale Laute?
Nach einigen Sekunden stellten wir fest, dass uns keine unmittelbare Gefahr drohte, und setzten unseren Weg fort. Ich hatte auch die beiden Leibwächter des Hypnotiseurs nicht vergessen und konnte mir vorstellen, dass wir nicht so leicht an Saladin herankamen, weil sie ihren Boss abschirmten.
Etwas flog flatternd über uns hinweg. Ich warf meinen Kopf in den Nacken, sah den großen schwarzen Schatten und für einen Moment den blutroten Buchstaben leuchten.
Dracula II war da! Er war jemand, der alles unter Kontrolle hielt.
Das hier jedoch war nicht sein Spiel, und er würde nur eingreifen, wenn es nötig war.
»Beeilt euch, beeilt euch…«
Ob Mallmann uns die Botschaft hatte zukommen lassen, wusste ich nicht. Ich konnte sie mir auch eingebildet haben, aber im Prinzip hatte er Recht. Wir mussten uns beeilen, denn Saladin war kein Typ, der lange zögerte.
Noch ein paar Schritte über den harten Boden und wir hatten die Rückseite des Hauses erreicht. Ich glaubte nicht daran, dass dort Särge standen, in die sich die Blutsauger zurückzogen. Das brauchten sie hier nicht. In dieser Welt herrschte immer Dunkelheit.
Es gab für uns die Möglichkeit, um den Bau herumzulaufen. Ich war allerdings dagegen, denn ich wollte zunächst einen Blick auf die andere Seite werfen. Das Flackerlicht des Feuers gab mir dazu genügend Gelegenheit, denn er leuchtete als Widerschein aus den Fensterlöchern.
Unter einem blieben wir stehen und duckten uns. Glenda verdrehte die Augen und schaute in die Höhe.
»Nur ich«, flüsterte ich ihr zu.
»Gut. Und wann?«
»Jetzt!«
Ich brauchte mich nur aufzurichten, um durch das viereckige Loch schauen zu können. Hätte sich der Widerschein der Feuer nicht auch innen verteilt, hätte ich gar nichts sehen können. So aber war der Raum, durch den mein Blick streifte, ein wenig erhellt.
»Was siehst du?«
»Keinen Vampir.«
»Das ist schon mal gut.«
»Vielleicht ist es besser, wenn ich in das Haus hineingehe und mich dort umsehe.«
»Warum?«
»Ich will Saladin finden und auch Purdy. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie außen vor einem Haus stehen und alles auf sich zukommen lassen.«
»Dann gehst du noch immer davon aus, dass er es geschafft hat, sie zu hypnotisieren?«
»Für ihn ein Kinderspiel. Nur kann ich mir nicht vorstellen, dass er erpicht auf Zeugen ist.«
»Soll ich mitkommen?«
»Ja. Lass mich erst hineinklettern.«
»Gut, ich decke dir den Rücken.«
Obwohl so eine Aktion zwischen Glenda und mir selten vorkam, fühlte ich mich doch sicher. Glenda wusste genau, wie sie sich in bestimmten Situationen zu verhalten hatte.
Ich musste mich nicht mal anstrengen, um durch das recht große Fensterloch zu klettern. Nur das raue Mauerwerk hätte mir beinahe die Handflächen aufgerissen, und dann wäre mein Blut ein idealer Köder
Weitere Kostenlose Bücher