1444 - Saladins Leibwächter
stützte sie auf die rechte Handfläche, der Blick war nach vorn gerichtet und zugleich ins Leere.
Sie wusste nicht, was sie gegen diese beiden Feinde unternehmen konnte. Es war ein Phänomen und zugleich ein Angriff auf sie gewesen. Zwei unterschiedliche Typen hatten etwas gegen sie. Männer, die sie noch nie im Leben gesehen hatte.
»Auch nicht im ersten«, murmelte sie vor sich hin.
Doch da war sich Purdy nicht sicher. Es konnte ein Besuch aus einer früheren Zeit gewesen sein. An alles erinnerte sie sich nicht. Sie hatte sehr viel erlebt, sie war eine andere Frau gewesen, eine Kriegerin und Kämpferin, doch manche Einzelheiten waren verschüttet worden.
Wohl nicht bei ihren Besuchern. Da lagen die Dinge anders. An einen zufälligen Besuch glaubte sie nicht.
Purdy Prentiss konnte das nicht hinnehmen. Die andere Seite – wer immer es war – hatte den Anfang gemacht, auch wenn die beiden Gestalten jetzt verschwunden waren.
Um sicherzugehen, schaltete sie den Computer ein. Es gab kein fremdes Bild mehr zu sehen. Die Normalität war zurückgekehrt, aber nur nach außen hin. In Purdys Innerem sah es anders aus.
Sie gehörte wirklich zu den starken Frauen. Aber auch sie konnte nicht alles allein bewältigen. Um den Dingen auf den Grund zu gehen, brauchte sie Hilfe, und da gab es nur einen kompetenten Mann, der ihr dabei zur Seite stehen konnte.
Ihr Freund John Sinclair.
Und deshalb griff sie zum Telefon, um ihn anzurufen…
***
Shao schaute mich ebenso erstaunt an wie Suko, als ich ihnen von meiner Begegnung berichtet hatte. Sie konnten dazu nichts sagen, auch wenn Shao darum bat, ihr noch mal eine Beschreibung des Glatzkopfes zu geben, was ich gern tat.
Ihr kam es auf die Tätowierungen an. Leider konnte ich ihr dabei nicht weiterhelfen. Sie waren zwar prägnant, aber sie alle gingen ineinander über. Es waren keine einzelnen Zeichen zu erkennen gewesen, so konnte ich auch nur von Linien und Strichen sprechen.
Shao steckte die Hände in die weiten Ärmel ihres hellen Pullovers.
»Keine Drachen oder andere Fabeltiere?«
»Nein, die hätte ich erkannt.«
Sie warf Suko einen Blick zu. »Was denkst du?«
»Da bin ich überfragt. Mir sagt die Beschreibung dieser komischen Gestalt auch nichts.«
Ich stand auf. »Da kann man wohl nichts machen. Aber ich hake nach, das verspreche ich euch.«
»Sei nur auf der Hut«, warnte Shao. »Wer so plötzlich erscheinen und wieder verschwinden kann, der hat verdammt viele Vorteile uns gegenüber.«
Ich nickte und sagte dann: »Ja, erscheinen und verschwinden…«
Es war aufgefallen, dass ich so gedehnt gesprochen hatte.
»Denkst du über etwas nach, John?«, fragte Shao.
Ich nickte ihr zu. »Ja, ich denke darüber nach, dass es jemand gibt, der diese Gabe auch beherrscht.«
»Glenda«, meinte sie.
»Eben.«
Wir schwiegen zu dritt. Wenig später sprachen wir darüber, ob wir Glenda einweihen sollten. Das stellten wir zunächst zurück, doch von ihr auf Saladin, den Hypnotiseur, zu kommen, war eine unserer leichtesten Übungen.
»Ihm traue ich eher zu«, sagte Suko, »dass er sich welche ausgesucht hat, die seinen Befehlen folgen.«
»Ist das nicht zu heikel, sich auf solche Leute zu verlassen?«, meinte Shao.
»Wieso?«
»Wenn er John an den Kragen will, braucht er nur jemanden in seine Nähe zu transportieren, der ihm eine Kugel in den Hals schießt. Mich wundert sowieso, dass dieser Fall noch nicht eingetreten ist. Da wäre er eine große Sorge los.«
Die Überlegungen der Chinesin waren gar nicht mal so falsch. In eine ähnliche Richtung hatte ich auch schon gedacht, aber es gab noch eine andere Seite.
Dracula II und Saladin hatten sich zusammengeschlossen. Ich ging davon aus, dass sie beschäftigt waren. Marek, der Pfähler, lebte nicht mehr. Dracula II hatte zwar mich als Feind, aber er wusste auch, dass ich mich nicht allein um ihn kümmern konnte. Er hielt mich gewissermaßen an der langen Leine – und ich ihn ebenfalls. So konnte er in Ruhe seine Vampirwelt weiter ausbauen, um möglicherweise noch stärkere Zeichen zu setzen, was seine Macht anging.
Er wollte sie perfekt haben, was ihm bisher noch nicht gelungen war. Zudem war ihm noch der Schwarze Tod in die Quere gekommen und hatte seine Welt übernommen.
Jetzt war sie frei und Mallmann war beschäftigt. Hören würden wir noch was von ihm, da war ich mir absolut sicher. Zunächst aber galt es, den Grund des neuen Phänomens herauszufinden.
»Wenn dieser Glatzkopf in deiner Wohnung
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